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«Alleinerziehende beziehen häufiger Sozialhilfe»

Im Jahr 2019 wurden 2250 Schwyzer mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt. Das entspricht unverändert 1,4 Prozent der Wohnbevölkerung. Ein deutlich erhöhtes Risiko für den Bezug von Sozialhilfe weisen Kinder auf, wenn sie in bildungsfernen Elternhäusern oder in Einelternfamilien aufwachsen, wie Lustat Statistik Luzern mitteilt.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Obwohl die Schwyzer Wohnbevölkerung innert Jahresfrist um 1,2 Prozent gewachsen ist, sind neun Personen weniger als im Vorjahr mit Sozialhilfe unterstützt worden, schreibt Lustat Statistik Luzern in einer Medienmitteilung: «Die Sozialhilfequote blieb schon das fünfte Jahr in Folge bei 1,4 Prozent stabil.» Verglichen mit der Gesamtschweiz sei die Sozialhilfequote des Kantons Schwyz unterdurchschnittlich: In der Schweiz lag die Quote im Jahr 2018 bei 3,2 Prozent. «Die Sozialhilfequote des Kantons Schwyz liegt auch tiefer als die Quote der Zentralschweiz insgesamt, die im Jahr 2019 bei 1,9 Prozent lag», teilt Lustat mit. Jede 4. unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit Ein tiefes Bildungsniveau erhöhe das Sozialhilferisiko beträchtlich, heisst es in der Medienmitteilung: «Die Sozialhilfequote von Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss lag 2019 im Kanton Schwyz mit 2,2 Prozent leicht höher als im Vorjahr. » Kinder würden gemäss Berechnungen des Bundes besonders häufig der sozialstaatlichen Unterstützung bedürfen, wenn sie in einer bildungsfernen Familie aufwachsen, schreibt Lustat: «Im Kanton Schwyz waren 2019 denn auch in jeder dritten unterstützten Familie beide Elternteile ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss. » Ein tieferes Bildungsniveau vermindere die Chancen am Arbeitsmarkt und sei mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Schwyzer Wohnbevölkerung (2019: 3,5 Prozent) gegenüber der schweizerischen (0,8 Prozent).

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt als andere. 2019 bezogen im Kanton Schwyz 0,8 Prozent der verheirateten Paare mit Kindern Sozialhilfe.

Jeder dritte Fall nach sechs Monaten abgeschlossen Mit 15,6 Prozent um ein Vielfaches höher lag dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend die Mutter) mit seinen Kindern zusammenlebt.

Familien mit Kindern werden im Kanton Schwyz mit weiteren bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2019 wurden 290 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst.

Im Jahr 2019 waren von den Schwyzer Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter 34,4 Prozent erwerbstätig. Sie arbeiteten überwiegend in einer Teilzeitanstellung, 39,7 von ihnen in einem Pensum unter fünfzig Prozent. Jede vierte Person arbeitete Vollzeit (25,7 Prozent). Männer waren unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen anzutreffen.

Die Sozialhilfe dient inw erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Schwyz wurde 2019 gut die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (53,9 Prozent). Von den Dossiers der letzten fünf Jahre war gut ein Drittel nach sechs Monaten geschlossen.

«Der Kanton Schwyz wies auch in den letzten Jahren eine tiefere Sozialhilfequote als der schweizerische Durchschnitt aus», konstatiert Patrick Schertenleib, Abteilungsleiter Soziales im Schwyzer Amt für Gesundheit und Soziales: «Die Gründe dafür zu benennen, sind jedoch schwierig.» Einflussfaktoren seien sicherlich urbane Gebiete, die Gösse der Gemeinden oder des Kantons und die Bevölkerungsstruktur.

Das Coronavirus kann sich auf die Sozialhilfequote auswirken Liegt die tiefere Sozialhilfequote im Kanton Schwyz darin begründet, dass im Kanton Schwyz weniger Ausländer und Alleinerziehende leben als etwa in städtischen Agglomerationen? «Es ist richtig, dass vor allem Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sowie Alleinerziehende häufiger Sozialhilfe beziehen», stellt Schertenleib fest: «Je mehr Personen mit erhöhtem Sozialhilferisiko in einer Gemeinde leben, desto höher ist in der Regel die Sozialhilfequote.» Die Bevölkerungszahl scheine dabei auch eine Rolle zu spielen.

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) haben im Jahr 2019 im Bezirk Einsiedeln 252 Personen wirtschaftliche Sozialhilfe bezogen. In der Vergangenheit war es so, dass im Bezirk Einsiedeln die Sozialhilfequote immerzu höher lag als etwa im Bezirk Höfe: Ist das damit zu begründen, dass der Bezirk Einsiedeln viel ärmer als der Bezirk Höfe ist?

«Tatsächlich liegt die Sozialhilfequote im Bezirk Höfe aktuell leicht tiefer als im Bezirk Einsiedeln», antwortet Schertenleib: «Der Unterschied ist jedoch zu gering, als dass sich zuverlässige Rückschlüsse bezüglich der Gründe ableiten liessen.» Das Coronavirus wirft Schatten, womöglich auch auf die Sozialhilfequote: «Es ist davon auszugehen, dass Covid-19 und ein allfälliger damit verbundener Verlust von Arbeitsplätzen einen Einfluss auf die Sozialhilfequote haben werden», schildert Schertenleib: «Die Veränderung der wirtschaftlichen Lage bildet sich in der Sozialhilfe aufgrund der vorgelagerten Leistungen jedoch verzögert ab.» Wie stark sich dies im Kanton Schwyz längerfristig auf die Sozialhilfequote auswirken werde, sei zum heutigen Zeitpunkt jedoch schwierig abzuschätzen, betont Schertenleib.

Verglichen mit der Schweiz liegt die Sozialhilfequote des Kantons Schwyz unter dem Durchschnitt.

«Covid-19 kann zum Verlust von Arbeitsplätzen führen. Und damit Einfluss auf die Sozialhilfequote haben.»

Patrick Schertenleib, Abteilungsleiter Soziales

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