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«Die SOB hat sich gut entwickelt»

«Die SOB hat sich gut entwickelt» «Die SOB hat sich gut entwickelt»

Benedikt Würth steht Red und Antwort über seine ersten hundert Tage im Amt als Verwaltungsratspräsident der SOB

Mit Elan hat Benedikt Würth das Präsidium der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) übernommen: «Durch den Einstieg in den Fernverkehr konnte die Betriebsgrösse optimiert werden.» Das Thema Mobilität sei aufgrund des digitalen und gesellschaftlichen Wandels in Bewegung.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie sind Sie bei der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) angekommen? Sehr gut. Ich besuchte bei der SOB alle Geschäftsbereiche und konnte mir so über die aktuellen Themen einen guten Überblick verschaffen.

Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie dieses Präsidium in Angriff genommen haben? Einerseits mein Bezug zum öffentlichen Verkehr, den ich persönlich wie auch in meinen bisherigen politischen Aufgaben immer gepflegt habe. Ich kenne das komplexe ÖV-System recht gut. Anderseits war auch der Bezug zur Ostschweiz ausschlaggebend.

Sie haben sich als St. Galler Regierungsrat mit Haut und Haar für die Stadtbahn Obersee eingesetzt: Ist Ihre Motivation für diese Tätigkeit nicht zuletzt Ihrer Leidenschaft für die Bahn geschuldet? Ja, wobei ich den öffentlichen Verkehr immer als Gesamtsystem verstehe, das sich auch weiterentwickeln muss. Die Einführung des Stadtbusses in meiner Zeit als Stadtpräsident von Rapperswil- Jona hat mich in diesem Zusammenhang auch geprägt. War es Ihr Bubentraum, Lokomotivführer zu werden?

Nein, eher Pilot.

Verbirgt sich eine Modelleisenbahn in Ihrem Keller oder in Ihrer Garage? Heute nicht mehr. Aber in meinem Elternhaus hatten wir tatsächlich eine tolle Eisenbahn im Keller. In meiner Heimatgemeinde Mörschwil wurden bis 2012 durch die HAG Modellbahnen auch Modelleisenbahnwagen produziert. Wir wuchsen damit auf. In welchem Zustand befindet sich die SOB derzeit? Strategisch hat sich die Unternehmung sehr gut entwickelt. Durch den Einstieg in den Fernverkehr konnte in wirtschaftlicher Hinsicht eine wichtige Optimierung der Betriebsgrösse erreicht werden. Gleichzeitig sind wir mit dem modernen Rollmaterial technisch auf einem sehr guten Stand. Und schliesslich ist unsere Position im Arbeitsmarkt gut, was auch auf eine gute Unternehmenskultur schliessen lässt. Trotz dem erweiterten Angebot beim Fahrplanwechsel 2020 erfolgte die Lokführerausbildung und -rekrutierung planmässig Welche Ziele haben Sie sich als Verwaltungsratspräsident der SOB gesetzt? Mittel- und längerfristig ist das Ziel, dass wir die Positionierung im Fernverkehr festigen. Für die Besteller, wie auch für unsere Kundinnen und Kunden, wollen wir die ÖV-Leistungen wirtschaftlich und verlässlich erbringen. Schliesslich ist das Thema Mobilität aufgrund des digitalen und gesellschaftlichen Wandels in Bewegung. Die SOB soll weiterhin eine Innovationsrolle in der Schweiz wahrnehmen. Welche Herausforderungen und Probleme kommen auf die SOB zu? Kurzfristig müssen wir das Wachstum durch den Fernverkehrseinstieg gut verarbeiten. Ebenso müssen wir die Folgen der Corona-Pandemie bewältigen. Längerfristig ist das ganze ÖV-System gefordert. Wir müssen als Unternehmen immer stärker in Möbilitätsketten und nicht nur in Bahnleistungen denken.

Derzeit erneuern die SOB am Bahnhof Einsiedeln die Gleisanlagen für rund 25,5 Millionen Franken. Sind weitere Bauprojekte bei der SOB geplant? Die SOB betreibt ein eigenes Streckennetz von 123 Kilometern. Zu unseren Aufgaben gehören nicht nur das Befördern unserer Fahrgäste, sondern auch die sorgfältige Pflege der Infrastruktur. Somit fallen auf unserer Strecke laufend kleinere und grössere Anpassungen oder Sanierungen an. Ebenso die Anpassungen unserer Bahnhöfe und Haltestellen an das Behindertengleichstellungsgesetz. Hier sind wir gut auf Kurs. Welche Rolle spielt die SOB bei der geplanten Stadtbahn Obersee?

Für die Region Obersee ist das ein strategisch wichtiges Angebotskonzept. Natürlich ist es für die SOB interessant, dereinst auch betriebliche Leistungen zu erbringen. Ab dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember werden wir auch die S6 (Rapperswil– Schwanden) betreiben. Das Gebiet ist ein wichtiger Teil unseres Marktes.

Sind Fusionen mit anderen Bahngesellschaften seitens der SOB denkbar? Die grossen Bereinigungen in der Bahnlandschaft vor rund 20 Jahren haben sich positiv ausgewirkt, das kann gerade aus SOB-Sicht bestätigt werden. Die SOB ist darum nicht in einem Handlungsdruck. Wir sind insofern entspannt in diesem Thema. Halten Sie es für möglich, dass Verhandlungen zwischen der SOB und der SBB über Abtretungen und Tauschgeschäfte über die Bühne gehen könnten? Die Bahnen kooperieren eng und versuchen im beidseitigen Interesse den Betrieb laufend zu optimieren. Das kann auch Verschiebungen zu Folge haben. SOB und SBB pflegen in diesem Sinne ein gutes Verhältnis. Das wird insbesondere durch die Fernverkehrskooperation unterstrichen. Wann wird der erste automatische SOB-Zug ohne Lokomotivführer seine erste Fahrt aufnehmen beziehungsweise in Betrieb genommen werden? Unser Streckennetz ist nicht vergleichbar mit einer U-Bahn, die heute autonom betrieben werden kann. Neue Assistenzsysteme sind aktuell in der Entwicklung und sollen eingesetzt werden, um das Lokpersonal optimal zu unterstützen. Was ist für Sie das Spezielle, das Aussergewöhnliche an der SOB? Ich habe Hunderte von Stunden in SOB-Zügen verbracht. Dass ich nun auf einmal Präsident dieses spannenden Unternehmens bin, ist nach wie vor ein spezielles Gefühl. Reisen Sie mit dem Zug an die Sessionen des Ständerats in Bern oder nehmen Sie das Auto?

Immer mit dem Zug.

Der ehemalige SOB-Verwaltungsratspräsident und sein Nachfolger posieren vor dem Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln: Hans Altherr (links) und Benedikt Würth. Foto: Christopher Hug

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