Veröffentlicht am

«Der Frühlingsmarkt ist einer der ersten, die wieder starten»

«Der Frühlingsmarkt ist einer der  ersten, die wieder starten» «Der Frühlingsmarkt ist einer der  ersten, die wieder starten»

Am Montag findet wie geplant der Frühlingsmarkt im Klosterdorf statt. Daniel Schletti, Präsident des Zürcher Marktverbands, gibt Auskunft über die speziellen Umstände des heurigen Jahrmarkts in Einsiedeln und wie das Coronavirus in Schach gehalten werden soll.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Was ist anders am heurigen Frühlingsmarkt in Einsiedeln?

Statt neunzig gibt es in diesem Jahr nur achtzig Stände. Das ist dem Umstand geschuldet, dass vor allem ältere Marktfahrer aufgrund der Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus darauf verzichten, an den Jahrmarkt zu kommen. Deswegen entfällt der Markt auf dem Sagenplatz. So finden sich heuer die Stände entlang der Hauptstrasse. Mit welchen Massnahmen wird das Coronavirus am Markt in Griff gehalten? Es gibt an jedem Stand Desinfektionsmittel und eine Scheibe vor der Kasse. Die Stände schirmen sich selber nach vorne mit einem gelben Band ab. Auf diese Art und Weise kann der Zwei-Meter-Abstand zwischen den Besuchern und den Marktfahrern eingehalten werden. Die Leute verhalten sich in der Regel von alleine selbstverantwortlich. Eine Maske zu tragen, ist jedem selbst überlassen. Die Vorschriften wurden dahingehend gelockert, dass zwischen den Ständen kein Abstand mehr eingehalten werden muss. Wieso kann der Jahrmarkt in Einsiedeln über die Bühne gehen und anderswo nicht? Der Frühlingsmarkt im Klosterdorf ist in der Tat einer der ersten grossen Märkte, die über die Bühne gehen können, seit der Lockdown gelockert wurde. Unser Konzept hat den Kanton Schwyz und den Bezirk Einsiedeln überzeugt, sodass sie die Bewilligung erteilt haben. Wir haben das in enger Zusammenarbeit mit Kanton und Bezirk erreicht. Wir erhoffen uns nun eine Art Signalwirkung vom Frühlingsmarkt in Einsiedeln, auf dass dieser ausstrahlen möge in die Umgebung. Finden Sie die Einschränkungen seitens des Bundes übertrieben, die dieser den Märkten auferlegt hat? Die eher kleineren Wochenmärkte, die Lebensmittel verkaufen, wegen des Coronavirus zu schliessen, war tatsächlich unverständlich, angesichts der Tatsache, dass Migros und Coop offen geblieben sind. Und dass dann, sobald die Wochenmärkte wieder geöffnet werden konnten, das Gemüse mit Handschuhen nur von den Verkäufern berührt werden durfte, ist im Vergleich zur Situation in den Indoor- Lebensmittelgeschäften, in denen jeder Kunde den Salat selber auswählt, etwas eigenartig. Hier wurde offensichtlich mit verschiedenen Ellen gemessen. Wie haben Sie als Präsident des Schweizerischen Marktverbandes, Sektion Zürich, diese Corona- Krise erlebt? Als sehr bedrückend. Ein halbes Jahr ging verloren. Für einige Markthändler hat die Corona- Krise sicherlich massive Folgen, weil der Ausfall einer halben Saison naturgemäss ins Geld geht und Verluste mit sich bringt. Teils konnten die Verluste dank einer Entschädigung des Bundes kompensiert werden. Glück hat, wer bereits pensioniert ist oder das Marktfahren als Nebenjob betreibt. Die Verbandsleitung überlegt sich, wie sie den Mitgliedern entgegenkommen kann. Die Marktfahrer hoffen, dass ihnen die Gemeinden die Standgebühren heuer reduzieren oder gar erlassen. Wie sehen Sie die Perspektiven für die Marktfahrer? Natürlich ist es bitter, ein halbes Jahr lang kein Einkommen erzielen zu können. Und dies ausgerechnet in einem Frühling, in dem jeden Tag schönes Wetter war. Aber die Markthändler sind ein «gwehrigs» Völklein, die lassen sich nicht so schnell unterkriegen. Auch im geschichtlichen Rückblick zeigt sich dies: Nach den Weltkriegen ging es immer wieder weiter mit den Märkten. Auch wenn klar ist: Eine Wirtschaftskrise schlägt sich natürlich auch auf die Geschäfte der Markthändler nieder. Der Chilbimarkt in Einsiedeln findet statt – auch ohne Chilbi? Er findet definitiv am 31. August, am Chilbimontag, statt, weil er ja keine eigentliche Veranstaltung ist. Noch nicht restlos geklärt ist die Frage, ob der Markt entlang der Hauptstrasse über die Bühne gehen wird. Oder alternativ an einem Tag auf dem Klosterplatz. Kommen auch ohne die Bahnen viele Leute an den Markt? Das hoffen wir nicht (lacht)! Tausend Besucher würden ausreichen. Das wären dann auf einen Kilometer der Hauptstrasse entlang verteilt 100 Leute pro hundert Meter. Wenn es dann keinen Stauraum gibt, wäre das gut zu meistern. Kam die Absage der Chilbi seitens des Bezirks zu früh? Einen Anlass bereits im Mai abzusagen, der erst Ende August stattfindet, ist in der Tat fragwürdig. Eine Verschiebung der Chilbi in den September, wie dies in Wädenswil gemacht werden soll, ist zwar eine gute Idee, aber terminlich betrachtet eine grosse Herausforderung: Wann gibt es überhaupt noch freie Termine in diesem Monat? Die Betreiber der Bahnen müssen lange im Voraus planen können, währenddem für die Markthändler eine späte Entscheidung, ob die Chilbi stattfinden soll oder nicht, kein Problem bedeutet: Eine Woche im Voraus würde den Markthändlern reichen, um mit ihren Ständen auffahren zu können.

Dem Coronavirus zum Trotz findet am Montag der Frühlingsmarkt auf der Hauptstrasse im Klosterdorf statt. «Auch der Chilbimarkt in Einsiedeln geht definitiv über die Bühne – am 31. August», sagt Daniel Schletti, Präsident des Schweizerischen Marktverbands, Sektion Zürich. Foto: Lukas Schumacher

Share
LATEST NEWS