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«Laichwanderung wird zum Spiessrutenlauf»

«Laichwanderung wird zum Spiessrutenlauf» «Laichwanderung wird zum Spiessrutenlauf»

Unterwegs mit Bruno Kälin vom Amphibienschutz-Team Sihlsee

Rund um den Sihlsee gibt es zahlreiche Amphibienschutzmassnahmen. Es werden Lebensräume für die geschützten Amphibien erhalten oder neu geschaffen und deren Wanderrouten sicherer gestaltet.

LUKAS SCHUMACHER

Zahlreiche Fangkübel wurden um den Sihlsee herum aufgestellt, um die wandernden Amphibien sicher über die Strasse zu ihren Laichgewässern zu bringen. Letztes Jahr wurden so etwa 17’155 Tiere transportiert. Der Einsiedler Anzeiger war bei einem Kontrollgang mit Bruno Kälin in Euthal dabei.

Bruno Kälin ist 71-jährig und war 16 Jahre als Umweltschutzbeauftragter des Bezirks Einsiedeln tätig – heute wirkt er im Amphibienteam Sihlsee mit. Am Karfreitag, am Morgen um 9 Uhr, beginnt seine Tour beim Schulhaus Euthal. Eine Leuchtweste mit der Beschriftung «Amphibienteam Sihlsee» ist bei dieser Arbeit direkt am Strassenrand aus Sicherheitsgründen Pflicht. Zuerst geht es jedoch hinunter ans Seeufer. «Hier sind die meisten Frösche zu finden», sagt Bruno Kälin, welcher zweimal in der Woche diese Kontrolltour unternimmt. Beim ausgetrockneten Sihlseeufer in Euthal gibt es noch einige Tümpel und Gräben, die den Fröschen als Laichplatz und Lebensraum dienen. Doch diese sind gerade jetzt in dieser extrem trockenen Zeit gefährdet – die Tümpel trocknen langsam aus und müssen mit Wasser aus dem nahen Eubach versorgt werden.

Lebensraum schaffen und Beobachtungssteg erneuern

Ende Herbst / Anfang Winter, wenn die Frösche wieder in ihren Winterhabitaten sind, wird das Amt für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF) in Zusammenarbeit mit WWF Schwyz und Bezirk Einsiedeln am Seeufer mit dem Bagger neue Lebensräume schaffen sowie bestehende aufwerten. Im gleichen Projekt soll bei einem dieser Teiche der mittlerweile 21-jährige und morsche Beobachtungssteg erneuert werden. Der Beobachtungssteg ist bei vielen Wanderern und vor allem bei Kindern sehr beliebt.

Strassenneubau mit Amphibienschutz Vom Parkplatz beim Skilift Euthal geht es in Richtung Dorf Euthal der Strasse entlang weiter. Hier warten einige Kübel auf beiden Seiten der Strasse, um den wandernden Amphibien beim Überqueren der Strasse zu helfen. Die Kübel sind zudem nummeriert und jedes Tier wird gezählt, Geschlecht bestimmt und schriftlich erfasst. Für den geplanten Neubau der Kantonsstrasse Richtung Ybrig muss nämlich abgeklärt werden, welche Amphibienschutzmassnahmen geplant werden müssen und in welchen Strassenabschnitten.

Da es bereits seit einiger Zeit nicht mehr geregnet hatte und die Nacht relativ kalt war, wanderten nur wenige Tiere und landeten in den Kübeln. Insgesamt konnten zwei Grasfroschweibchen und ein Grasfroschmännchen sowie ein in unserer Höhenlage seltenes Teichmolchweibchen sicher auf die andere Strassenseite gebracht werden.

«Sobald es wieder richtig regnet, werden viele Frösche auf Wanderschaft sein», sagt Bruno Kälin. In diesem Abschnitt hat es vorwiegend Grasfrösche, und seit etwa zwei Jahren weiss man, dass auch der Teichmolch anwesend ist.

Rückläufiger Froschbestand Die Zahl der Frösche in der Region Euthal (Seeweg) ist rückläufig, der Bestand der Erdkröten jedoch stabil. Warum das so ist, sei schwierig zu sagen. Bruno Kälin wohnt seit rund 70 Jahren in Euthal und erinnert sich an die Zeit, als er noch ein Bub war und gewisse Leute noch legal «go fröschnä sind». Der Bestand der Amphibien sei damals stabiler gewesen, weiss Bruno Kälin zu erzählen. Denn die Jäger der Frösche, welche diese für die Froschschenkel fingen, sorgten gleichzeitig dafür, dass die Frösche genügend Lebensraum hatten und es ihnen gut ging. Dies strebt das Amphibienteam Sihlsee auch heute an, «doch mit der stetig wachsenden Überbauung und der Barrierenwirkung der Strassen wird die Laichwanderung der Amphibien zum Spiessrutenlauf », sagt Bruno Kälin.

Amphibienteam Sihlsee

Mitg. Das Amphibienteam Sihlsee besteht seit rund 20 Jahren. Gegründet wurde es seinerzeit von Mitgliedern des WWF Schwyz (Gruppe Einsiedeln mit Franz Fuchs und Edith Schatt). Mit dabei waren auch immer Mitglieder von Pro Natura Schwyz. Aktuell besteht das Team aus folgenden Mitgliedern: Thomas Hertach im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt Teichmolch; Roger Bisig, Wildhüter; Edi Ramp, Friedrich Lienert, Kalli Kälin, Irene Picozzi, Bran Picozzi und Bruno Kälin; und neu seit diesem Jahr: Jacqueline Pfyl, Doris Waldvogel, Simone Dufour und Silvia Wäckerli.

Für Bruno Kälin ist die ehrenamtliche Arbeit eine grosse Freude. Fotos: Lukas Schumacher

So weit das Auge reicht: Abfangnetze entlang der Kantonsstrasse in Richtung Euthal.

Ein Froschpärchen: Unten das Weibchen und oben das Männchen.

Dieses Grasfroschweibchen ist prallgefüllt mit Laich.

Auch ein besonders seltener Teichmolch landete in einem Kessel, der Schwanz ist abgefallen.

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