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Die ökologischen Ersatzmassnahmen sind stark umstritten

Die ökologischen Ersatzmassnahmen  sind stark umstritten Die ökologischen Ersatzmassnahmen  sind stark umstritten

Über hundert Personen liessen sich am Montag in Unteriberg im Rahmen der Neukonzessionierung Etzelwerk über die geplanten ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen betreffend die Minster und das Breitried informieren.

KONRAD SCHULER

Zum Anlass geladen waren vor allem die Grundeigentümer und Bewirtschafter. Am 16. Februar 2018 wurden diese über die geplanten ökologischen Hauptersatzmassnahmen informiert, einerseits die «Regeneration Breitried » und anderseits die «Revitalisierung Minster». Seither hat die SBB die Planung weiter vorangetrieben. Sie war in regelmässigem Austausch mit der Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK), der Bauernvereinigung des Kantons Schwyz (BVSZ) und den zuständigen kantonalen Fachstellen. Dabei wurde die Revitalisierung der Minster im Bereich der Aufweitungen Charrenboden und im Bereich des heutigen Geschiebesammlers bei der Einmündung der Minster in den Sihlsee auf ein technisch sinnvolles Minimum reduziert. Zudem wurden weitere Massnahmen zur Erfüllung der gesetzlichen Kompensationspflicht beigezogen.

Rund 50 Betriebe tangiert

Da ökologische Ersatzmassnahmen meist Anpassungen in den heutigen Besitz- und Nutzungsverhältnissen der betroffenen Landflächen erfordern, hat die SBB zudem von Fachleuten prüfen

FRANZ STEINEGGER

lassen, wie sich die geplanten Ersatzmassnahmen hinsichtlich dem Flächenverlust auf die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe auswirken.

Diese Untersuchungen haben ergeben, dass die geplanten ökologischen Ersatzmassnahmen die Landflächen von insgesamt 50 Betrieben tangieren. 25 davon werden von den Massnahmen stark betroffen.

Aus diesem Grund hat die SBB in Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsvertretern ein Abgeltungsmodell für alle betroffenen Grundeigentümer und Bewirtschafter ausgearbeitet. Mit stark betroffenen Betrieben wurde zudem ein Gespräch im Beisein von Andreas Hofmann, Firma Agrofutura AG, die von der SBB für die Beratung in landwirtschaftlichen Themen beigezogen wurden und Benno Reichlin, Vertreter der Begleitgruppe Landwirtschaft, über die Auswirkungen geführt.

Umfassend informiert Am Montagabend nun wurden die Eigentümer und Bewirtschafter umfassend aufgeklärt. Andreas Eggimann, stellvertretender Programmleiter SBB, informierte über das Zwischenergebnis der Konzessionsverhandlungen, die heutige Gesetzeslage und die Ersatzmassnahmen beim gesamten Projekt. Andreas Hofmann referierte über die Auswirkungen auf die Landwirtschaft und das erarbeitete Abgeltungsmodell. Benno Reichlin berichtete über den Stand der Gespräche mit der Landwirtschaft und Daniel von Euw, Geschäftsführer der OAK, erläuterte die Sicht der Bauernvereinigung des Kantons Schwyz und der OAK.

Warum ausgerechnet im Ybrig?

«Die Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen (AEM) werden nicht verstanden», so Benno Reichlin. Es werde vor allem nicht verstanden, wieso diese ausgerechnet im Ybrig erfolgen sollen, weil ja die Region Ybrig weder Konzessionsgeber noch Bewilligungsinstanz sei. «Die Betroffenheit der Bewirtschafter ist gross, trotzdem waren anständige Gespräche möglich», so Reichlin. Er forderte zumindest, dass diese AEM nicht nur auf die Region Ybrig zu konzentrieren seien. Der Futterertrag sinke, der Tierbestand ebenso. «Wertvolle, gut bewirtschaftete Flächen gehen verloren, alternativ können die Hanglagen nicht intensiviert werden», führte er an.

Es bestehe zudem die Befürchtung, dass das Stauregime im Breitried zur Vernässung in Nachbarparzellen führe. Im Ybrig habe man leider mit Rekultivierungen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Die Umwandlung von Streue- in Hochmoorfläche werde als kalte Enteignung betrachtet. Die Massnahmen an der Minster seien überdimensioniert. Breitried: Bauernverband und OAK lehnen Massnahmen ab Daniel von Euw referierte im Namen der Bauernvereinigung und der OAK. «BVSZ und OAK lehnen die geplanten ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen im Breitried mit Extensivierung und Überführung in Hochmoorflächen ab», hielt er fest. Das Bijou Breitried existiere seit Jahrhunderten und dies ausschliesslich dank dem Pflegeeinsatz der örtlichen Landwirte. Die OAK habe als Alternativen Gebiete auf der Ibergeregg und im Hundschotten bei Rothenthurm sowie auf dem Hochstuckli angeboten. Die Einsiedler und Ybriger Landwirte hätten zudem seit 2002 zusammen insgesamt 800 Hektaren Biodiversitätsforderflächen mit Qualität und Vernetzung geschaffen. Bei der Revitalisierung der Minster seien die Ziele ohne Verlust von Kulturland zu erreichen.

Positiv wurde das Abgeltungsmodell gewürdigt. «Sowohl die BVSZ als auch die OAK haben hier aktiv mitgestalten können und unterstützen das vorliegende Abgeltungsmodell. Es ist fair und auf das agrarpolitische Umfeld abgestimmt», so von Euw. Ybrig gleich doppelt bestraft

Klaus Korner holte danach die Voten, Fragen und Bedenken bei den Besucherinnen und Besuchern ein. Aus der Versammlung heraus wurde mehrfach angemerkt, dass das Ybrig bei dieser Neukonzessionierung gleich doppelt bestraft werden soll. Einerseits soll es den Grossteil der ökologischen Ausgleichsund Ersatzmassnahmen tragen, anderseits könne es nirgends profitieren. Gerügt wurde ausdrücklich, dass Regierungsrat René Bünter nicht zugegen sei. Ihm wollte ein Fragesteller mehrere Anliegen unterbreiten.

So wurde gar angemerkt, dass die Wuhren im Ybrig vor wenigen Tagen einen Brief erhalten haben, dass das Etzelwerk künftig an die Bachverbauungen keinen Beitrag mehr leiste. In früheren Zeiten bezahlte das Etzelwerk bis 14 Prozent, in den letzten Jahren immerhin fünf Prozent. Diese Mitteilung des Kantons an die Wuhren stiess auf völliges Unverständnis bei den Anwesenden. Das Ybrig könne ja vom Kanton mindestens teilweise am guten Verhandlungsergebnis beteiligt werden, wurde etwa gefordert. Andreas Eggimann stellte klar, dass die Ybriger Gemeinden diese Anliegen an die Schwyzer Regierung heranzutragen haben. «Der Kuchen muss innerhalb des Kantons Schwyz verteilt werden », stellte er unmissverständlich fest.

Die Diskussionen zeigten auf, dass noch viele offene Fragen bestehen. Der Anlass wurde mit einem von der SBB offerierten Apéro beendet, an dem noch eifrig weiterdiskutiert wurde.

Andreas Eggimann (SBB), Martina Nöthiger (SBB), Benno Reichlin, landwirtschaftlicher Vertreter Bauernvereinigung Kanton Schwyz, Andreas Hofmann (Berater der SBB) und Daniel von Euw (OAK) informierten über den Stand der Planungen, währenddem Klaus Korner die Fragen und Voten am Mikrofon einholte (von links).

Fotos: Konrad Schuler

Die Bauernvereinigung des Kantons Schwyz und die Oberallmeindkorporation lehnen die geplanten ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen im Breitried ab. Die Aufnahme zeigt den aktuellen Verlauf der Minster sowie das Breitried und Schützenried in der letzten Woche. Aufgenommen wurde die Schönheit der bestehenden Landschaft von der Guggeren zwischen Oberiberg und Unteriberg.

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