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Hervorragende Zweite und doch leise enttäuscht

Hervorragende Zweite und  doch leise enttäuscht Hervorragende Zweite und  doch leise enttäuscht

Wendy Holdener fuhr am Sonntag in Altenmarkt-Zauchensee mit nur 15 Hundertstelssekunden Rückstand auf die Italienerin Federica Brignone auf den hervorragenden zweiten Platz in der alpinen Kombination.

KONRAD SCHULER

In dieser Saison wurde die bisher einzige geplante Kombination in Val d’Isère ersatzlos gestrichen. In Altenmarkt-Zauchensee wurde in dieser Disziplin damit der erste zählende Wettbewerb ausgetragen. Am Morgen stand zuerst der Super- G auf dem Programm, am Mittag der Slalom. Wendy Holdener zählte zusammen mit etwa einem halben Dutzend weiterer Fahrerinnen zu den Mitfavoritinnen.

Grosserfolge in Kombination

In der alpinen Kombination feierte Wendy Holdener mitunter bisher die grössten Erfolge ihrer Karriere. 2017 in St. Moritz und 2019 in Are wurde sie jeweils Weltmeisterin. Zweimal gewann sie die kleine Kristallkugel. An den olympischen Winterspielen in Pyeongchang holte sie im Jahre 2018 Bronze. Ihre beiden einzigen Einzelweltcupsiege holte sie bisher ebenfalls in der Kombination. 2016 und 2018 triumphierte sie auf der Lenzerheide. Dazu kamen bisher ein zweiter Platz im Jahre 2016 in Soldeu und ein dritter Rang im 2019 in Crans-Montana.

Super-Ausgangslage geschaffen Am Freitag fuhr sie auf der Abfahrtsstrecke das einzige Training und belegte mit 3,15 Sekunden Rückstand den 39. Rang. Nach der Besichtigung am Sonntagmorgen freute sie sich auf den Super-G. «Es ist richtig schön, hier zu fahren, ein cooler Super-G. Ich freue mich richtig, dass ich da bald hinunterfahren kann. Ich möchte riesenartige Schwünge fahren, von der Technik, dem Können und der Überzeugung her. Gleichzeitig muss ich die Skier laufen lassen», sagte sie ins SRF-Mikrofon. Vom Abfahrtstraining her nehme sie vor allem das Speed-Gefühl mit in den Super-G.

Es gelang ihr mit der Startnummer 7 dann auch eine sehr gute Fahrt. Mit 1 Minute und 14,3 Sekunden stellte sie vorübergehend Bestzeit auf. Danach fuhren nur die beiden Italienerinnen Federica Brignone und Marta Bassino noch schneller. SRF-Kommentatorin Tamara Wolf meinte zur Fahrt: «Wendy Holdener hat einen genialen Super-G gezeigt. Sie hat das super gemacht.» Tatsächlich hatte sie sich mit dem dritten Rang im Super-G und nur 0,5 Sekunden Rückstand auf Brignone und 0,28 Sekunden Rückstand auf Bassino eine exzellente Ausgangslage geschaffen. Diese Ausgangslage war auch deshalb so hervorragend, da mit Petra Vlhova, Mikaela Shiffrin, Ilka Stuhec und Michelle Gisin vier ihrer härtesten Konkurrentinnen im Super-G ausgeschieden waren.

«Ich habe mich gut gefühlt, ich bin so gefahren, wie ich wollte, ich war am Limit, aber so muss es auch sein, denn so macht es mehr Spass», führte sie aus. Sie wolle im Slalom ihren Plan durchziehen und erst im Ziel ans Resultat denken.

Neue Startreihenfolge

Der Slalom war mit 57 Toren etwas kurz. Gestartet wurde erstmals in der Ranglistenreihenfolge aus dem Super-G. Wendy Holdener konnte also als Dritte ins Rennen. Tamara Wolf analysierte: «Es ist ein relativ einfacher Slalom und es ist schwierig, Zeit herauszuholen.» Sie sollte recht bekommen.

Neu gibt es unter den Trainern auch ein Agreement, das besagt, dass im Slalom keine allzu grossen Schwierigkeiten eingebaut werden, sodass auch die Speedfahrerinnen eine echte Chance haben und eine faire Ausgangslage für alle geschaffen wird.

Federica Brignone fuhr mit 49,65 Sekunden die erste Richtzeit, an die Marta Bassino klar nicht herankam. Wendy Holdener legte mit 49,3 Sekunden Laufbestzeit hin, war aber um winzige 0,15 Sekunden zu wenig schnell, um Brignone zu verdrängen. Sie wurde mit einer Gesamtzeit von 2 Minuten und 3,6 Sekunden Zweite. Verloren hatte sie das Duell ganz oben im Slalom, wo sie 0,24 Sekunden auf die Italienerin verlor.

Nach der Zieldurchfahrt zeigte Wendy Holdener mit dem Daumen nach unten deutlich an, dass sie mit dem zweiten Rang nicht zufrieden war. «Ich hätte das Rennen nach der Ausgangslage im Super-G gewinnen müssen, ich hatte aber die Coolness nicht und habe zu wenig angegriffen. Ich bin im Slalom unter meinem Wert geschlagen worden, bin aber selber schuld, das war mein Fehler», führte sie aus. Es tue umsomehr weh, weil sie es im Slalom gut hätte runterbringen können.

Mit dieser Aussage und der ins Gesicht geschriebenen Enttäuschung zeigte Wendy Holdener auf, welche Ansprüche sie selber an sich stellt und wie einwandfrei sie ihre Leistungen mittlerweile selber analysieren kann. Heute Abend hat sie im Nachtslalom von Flachau bereits die nächste Chance, in ihrer Spezialdisziplin Slalom die Skifans zu entzücken.

Wendy Holdener zeigt, was sie von dem zweiten Platz hält. Screenshot: SRF

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