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«Im Rückblick auf die Corona-Pandemie»

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LESERBRIEFE

Zum Artikel «Regierungsrat hat während der Corona-Pandemie zu wenig geführt», EA 31 vom 23. April

Eine ganze Seite ist diesem Thema gewidmet: Viel Text, der die Wurzel des Übels nicht anpackt. Wurden die getroffenen Massnahmen faktenbasiert entschieden? Wurde die Wirksamkeit der Massnahmen je geprüft? Hätte man Menschen, die eine andere Meinung hatten als der Mainstream, nicht anhören müssen, anstatt diese mundtot zu machen und sie als Schwurbler abzustempeln? Die Mehrheit der Schwyzer Stimmbürger hat das Covid-Gesetz drei Mal abgelehnt. Man fühlte sich schlecht vertreten von der Regierung, die noch strengere Massnahmen, als vom Bund empfohlen, anordnete. Brauchen mündige Bürger geführt zu werden? Traut uns die Regierung nicht zu, eigenverantwortlich zu handeln?

Ruth Kündig (Freienbach) NEKROLOGE

Unser Mami wurde am 7. Juni 1935 als zweitjüngstes von neun Kindern von Josefine und Josef Kälin- Zehnder in der Rüti, Trachslau, geboren.

Obwohl die Zeiten bereits vor und dann vor allem während des Zweiten Weltkriegs nicht immer einfach waren, musste in dieser grossen Familie nie jemand Hunger leiden. Dies auch, wie es Maria einmal sagte: «D’Muetter hät us Nüd öppis Guäts chönne choche! » und auch, weil Vater Josef neben der Arbeit als Bauer noch als Fuhrmann mit Pferd und Wagen tätig war. Maria erzählte gerne von ihrer Kindheit, zum Beispiel, dass sie lieber im Stall und auf dem Feld gearbeitet habe, anstatt im Haushalt. Abends seien sie häufig als Familie beieinander gewesen, hätten gestrickt, dabei gesungen und ab und zu hätten sie auch gejasst. Sicher erlebten sie für jene Zeit eine behütete und liebevolle Kindheit, was man auch auf den vielen Fotos eines verwandten Fotografen sehen kann.

Die sieben Jahre Schulzeit hat Maria in guter Erinnerung behalten. Sie war bestimmt eine fleissige und gute Schülerin gewesen, wie es die Schulhefte beweisen. Ihre Reinhefte sind in einer sauberen Schrift geführt, die Texte vorbildlich und dabei hat sie alles schön illustriert. Maria hätte sicher ohne Probleme viele unterschiedliche Wege in die Zukunft nehmen können. Weil aber nicht jedes Kind aus ihrer Familie eine Ausbildung machen konnte, war sie ab ihrem 15. Lebensjahr auswärts bei verschiedenen Familien im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und für viele weitere Aufgaben zuständig.

So vergingen einige Jahre, bis sich in den späteren 50er-Jahren ein hübscher junger Mann, Albert Kälin von der Geissmatte (s’Robärte), für sie interessierte. Viele Fotos zeigen Maria, Albert, ihren Bruder Franz und Alberts Schwester Rosmarie, wenn sie in ihrer knap-pen Freizeit etwas unternahmen. So war es nur eine Frage der Zeit, dass sie Verlobung und schliesslich, im Mai 1958, Hochzeit feierten. Tatsächlich feierten sie alle zusammen Doppelhochzeit und wie man aus den Alben entnehmen kann, muss es ein richtig grosses und lustiges Fest geworden sein.

1959 wurde unser ältester Bruder Albert, 1960 Markus und 1963 Claudia geboren, ein wenig später, 1968 Röbi und 1970 Jürg. Wir sind uns einig, dass wir uns niemanden besseres als unser Mami hätten wünschen können. Wir erinnern uns, dass sie uns neben einer sehr umsichtigen Erziehung auch mit ihrer feinen Küche immer wieder überrascht und verwöhnt hat, wie zum Beispiel mit selbst geräuchertem Speck, urchigen Bauerngerichten, aber auch mit Süssem, wie mit ihrer vielgerühmten Schwarzwälder-Torte. Für sie mach-te es nie einen Unterschied, wenn sie neben den zeitweise acht Familienmitgliedern auch noch Gäste von nah und fern am Tisch bewirtete, sie ist ein weltoffener, toleranter und immer freundlicher Mensch gewesen.

Sicher gab es auch einiges, was Maria belastet hat, so war das Leben im Haushalt des Schwiegervaters – ihre Schwiegermutter Rosi war leider schon 1964 gestorben – nicht immer einfach. Und Arbeit gab es ohne Ende, weil ihr Mann Albert noch bis 1980 die ganze Woche im Benziger arbeiten ging. So blieb auch viel Arbeit im Stall und auf dem Feld an ihr hängen, neben dem Haushalt mit fünf Kindern, einem grossen Garten mit Gemüse, Beeren und Blumen. Sie hat aber nie aufgegeben und sich immer wieder positiv eingestellt.

Die Jahre, als Albert endlich nur noch die Hofarbeit leisten musste und sie immer wieder auch alleine zu Hause verbrachten, weil wir Kinder schon ausgeflogen waren, muss für beide eine besonders schöne Zeit gewesen sein, wie sie immer mal wieder betont hatte. Das war auch die Zeit, als sie zusammen das «Eier-Business» aufzogen, womit insbesondere Maria die nächsten 20 Jahre eine wich-tige Rolle einnehmen konnte und sie im Dorf Einsiedeln als «d’Eierfrau » bekannt geworden ist. Als 1992 dr’Dädi, wie Albert von uns und auch von ihr liebevoll genannt wurde, unerwartet und viel zu früh gestorben ist, nahm alles eine neue Wende. Unser jüngster Bruder Jürg hat mit gerade gut 20 Jahren die ganze Verantwortung für den Hof übernehmen müssen, und Mami hat es natürlich weiterhin für noch beinahe alles gebraucht. Auch wenn das ein schlimmer Moment und eine schwere Zeit war, musste es weitergehen.

Maria hat Trost gefunden in der alltäglichen Arbeit, mit ihren Grosskindern, aber auch mit Ausflügen zu und mit ihren vielen Schwestern. Spätestens als sie im neuen Haus von Jürg und seiner Frau Rita eine schöne, sonnige Wohnung beziehen konnte, hat sie sich dies und das gegönnt, wie zum Beispiel kürzere und längere Reisen in der Schweiz und mit seltenen Ausnahmen ins Ausland.

Auch nach ihrer nicht sehr offiziellen Pensionierung stand sie noch viele Jahre bereit, um hier und dort zu helfen, aber am meisten Freude hatte sie bei Unternehmungen mit ihren Kindern und Grosskindern. Ausserdem war sie fast täglich zu Fuss unterwegs und wurde nicht müde, von ihrer legendären Wanderung von der Holzegg ins Brunni und von dort – nach einem obligaten Kaffeehalt – zurück nach Trachslau zu berichten. Je weniger weit sie kam und umso langsamer sie wurde, umso mehr beachtete sie besondere Details in der Natur wie Blümchen und vierblättrigen Klee oder besondere Bäume.

Ab etwa 2012 machte sich bei Mami eine beginnende Demenz bemerkbar, was sie aber noch erstaunlich lange nur wenig einschränkte. So erzählte sie je länger je mehr noch von den alten Zeiten, wenn das Gegenwärtige nicht mehr in ihrem Kopf blieb. Es wurde aber klar, dass sie eines Tages nicht mehr allein in ihrer Wohnung bleiben konnte, trotz der liebevollen Betreuung durch ihre Tochter Claudia und den Besuchen der anderen Kinder. Als sie im September 2022 schwer erkrankte, konnte sie nach einem Spitalaufenthalt nicht mehr zurück nach Trachslau.

Wir brachten sie ins Alters- und Pflegezentrum Gerbe, wo sie bis zum Schluss eine liebevolle Pflege und Betreuung erhielt. Wenn wir sie dort besuchten und sie manchmal die Namen nicht mehr wuss-te, begrüsste sie uns mit: «Grüezi wohl Herr oder Frau Bluämechohl!» beziehungsweise beim Verabschieden mit «Junge, komm bald wieder ». Und wenn sonst nichts mehr möglich war, konnte man ein bekanntes Lied aus ihrer Zeit anstimmen und sie sang mit, meis-tens auch gleich noch die zweite Stimme.

Unser Mami ist in unseren Gedanken und Erinnerungen – und wir meinen, das gelte für fast alle Menschen, die sie gekannt ha-ben – ein äusserst positiv eingestellter Mensch gewesen. Sie versuchte, in allem das Gute zu sehen, sie hat kaum einmal geklagt und nie gejammert. Sie war ein Mensch, den man einfach gern haben musste.

Jetzt ist sie gegangen, nach einem langen, ausgefüllten und wunderbar reichen Leben und lässt uns zurück mit einem Schatz an guten und schönen Erinnerungen.

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