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Das Monatsgespräch im April

Das Monatsgespräch im April Das Monatsgespräch im April

Franziska Keller trifft Roman Schmocker, Elektriker

Jahrgang: 1980 Geburtsort: Richterswil Wohnort: Einsiedeln Zum Gespräch traf ich mich dies-mal mit Roman Schmocker. Auf die Frage, woher wir uns kennen, lacht er und meint: «Ich bin an deiner Hochzeit Spalier gestanden …», woran ich mich nur vage erinnere. Mein erster Erinnerungsmoment mit Roman bringt mich aber nach Florida, wo wir als Familie vor 24 Jahren mehrere Wochen mit einem Wohnmobil unterwegs gewesen waren und wir einander tatsächlich getroffen hatten. Was hast du damals in Amerika gemacht? Ich war für drei Monate in St. Petersburg und in Colorado/Denver zu einem Sprachaufenthalt und reiste anschliessend um-her. Es war eine geniale Zeit, die ich sehr genoss. Warst du seither wieder einmal «ännet em Teich», und was gefällt dir drüben?

Ich bereiste danach Kanada, um Kollegen zu besuchen. Mich fasziniert die Weite drüben. Könntest du dir vorstellen, auszuwandern?

Nein, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Für mich stimmt hier so vieles, das ich nicht tauschen möchte. Bist du ein Weltenbummler?

Ich reise wirklich sehr gerne und hab schon mehrere Länder und Kontinente bereist. Die sechs Wochen auf der Südinsel in Neuseeland, das Unterwegssein zu Fuss und die Abwechslung ha-ben es mir besonders angetan, und da würde ich auch gerne wieder hingehen. Mit unseren zwei Kindern wäre es jetzt ideal – aber es ist einfach zu weit weg. Du lebst seit sieben Jahren in

Einsiedeln. Was hat dich hierhergebracht?

Vor Jahren ist in unserer Familie die Idee aufgekommen, dass es schön wäre, miteinander ein Haus zu bewohnen, die anfallenden Arbeiten zu teilen, die Möglichkeit zu haben, gemeinsame Mahlzeiten zu geniessen, miteinander Zeit zu verbringen, die erweiterte Familie zu leben. So mach-ten wir uns auf die Suche nach dem geeigneten Grundstück, das wir dann am Ziegeleiweg fanden und somit unseren gemeinsamen Traum realisieren konnten. So konnten wir hier mit der ganzen Familie, mit meinen zwei Schwestern und meinen Eltern, ein Generationenhaus bauen.

Vor- respektive Nachteile?

Es ist eine super Wohnform und es hat viele Vorteile: unsere Kinder spielen mit Cousinen und Cousins untereinander, wenn man kurzfristig etwas erledigen muss ist oft jemand da und kann bei Bedarf unterstützen oder helfen, auch für uns Erwachsene, der Zusammenhalt der ganzen Familie ist sehr schön.

Es kommt mir kein Nachteil in den Sinn. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass man tolerant miteinander ist und miteinander spricht. Wir haben es gut und geniessen es sehr miteinander. Was gefällt dir hier, was vermisst du allenfalls? Ich finde den Standort Einsiedeln genial. Von hier aus kann man unglaublich viel unternehmen: Segeln, Biken, Skifahren. Ich vermisse eigentlich nichts, und wenn mir die Weite fehlt, dann reisen wir los und kommen jedes Mal wieder sehr gerne heim. Was ist dir wichtig im Leben?

Für mich ist meine Familie das Wichtigste. Ich schätze es, dass wir Zeit miteinander verbringen dürfen, und es uns allen gut geht.

Vor mir sitzt ein wahrer Familienmensch, wolltest du schon immer eine Familie gründen? Früher habe ich mir das gar nicht überlegt. Das kam erst mit Eliane, meiner Frau. Du bist Vater von zwei Kindern. Was unternehmt ihr gerne als Familie? Wir sind eine Outdoor-Familie, sind also praktisch immer draussen, fahren während der Wintersaison gerne Ski, im Sommer gehen wir Segeln oder Biken. Wir lieben es auch, mit unserem Büssli wegzufahren, zu campen, im Büssli zu schlafen – und wenn es auch nur auf unserem hauseigenen Parkplatz ist. Was möchtest du ihnen weitergeben?

Dass sie an sich glauben, sich etwas zutrauen und mit anderen Menschen respektvoll umgehen.

Bereitet dir das Leben mit deiner Familie angesichts des weltweiten Unfriedens, der Kriege et cetera Angst? Als Vater überlege ich jetzt tatsächlich viel mehr als früher und stelle mir Fragen wie: «Wie werden sie später wohl leben? Was wird sich verändert haben?» Ich spüre diesbezüglich keine Angst, aber realistischerweise Bedenken. Pflegst du auch eigene Hobbys?

Sie decken sich mit denen meiner Familie: Segeln und Skifahren, Wandern – eben alles draussen. Ich bin sehr glücklich und geniesse es, dass wir so vieles gemeinsam unternehmen können.

Du warst jetzt aber mehrere Wochen ausser Gefecht … … ja, ich habe mir beim Skifahren das Kreuzband, den Meniskus und das Innenband gerissen.

So lange ohne sportliche Betätigung muss schwierig für dich gewesen sein. Was hast du gemacht?

Viel Zeit habe ich damit verbracht, das Bein zu schonen, dann musste ich regelmässig in die Physio und sonst habe ich mit Lesen, Fernsehschauen und Wäschezusammenlegen die Zeit ganz gut rumgebracht. Letzteres ist sowieso mein Job und das geht ja auch mit verletztem Bein … Dann teilen Eliane, deine Frau, und du die Hausarbeit auf? Ja, da wir beide arbeiten, ist das selbstverständlich und funktioniert einwandfrei.

Du bist gelernter Elektriker. Wie ist der Umgang mit Strom?

Ich wollte einem Beruf nachgehen, bei dem ich ein Ergebnis sehe und kreativ sein kann. Strom bedingt immer Respekt, wenn man ihn nicht hat, wird es gefährlich oder sogar tödlich. Ich selbst habe glücklicherweise noch keinen schlimmen Schlag erlebt. Wie würdest du Strom gewinnen?

Ich finde Wasser- und Windenergie oder Biogas – also erneuerbare Energien – sehr sinnvoll. Photovoltaik ja, aber nicht nur, da die Stromgewinnung zeitlich begrenzt und sonnenabhängig ist und man die Einspeisung nicht steuern kann. Man braucht abends auch Strom, und wenn dann keiner mehr gewonnen werden kann, braucht es wieder Batterien, die zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht so nachhaltig und ausgereift gebaut sind.

Erneuerbare Energien sind eher teuer, um Strom herzustellen, aber nachhaltig und umweltbewusst – daher für uns und unsere kommenden Generationen enorm wichtig. Sind Elektroautos eine Lösung in die gute Richtung Umweltschutz betreffend? Kleine Elektroautos für den Nahverkehr finde ich super, für weitere Entfernungen müsste man meines Erachtens noch nach anderen Lösungen suchen. Als junger Mann warst du in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Was bedeutet für dich Freiheit heute?

Freiheit geniesse ich sehr und bedeutet für mich, dass man miteinander etwas nach Lust und Laune unternehmen kann. Grundsätzlich bedingt das Leben aber immer irgendwelche Regeln und Regelbrecher bedingen wieder Vorschriften. Und Amerika ist ja auch nicht mehr das Land von damals … Was gehört für dich zu einem gelingenden Leben? Dass man es geniessen kann, miteinander Freude erlebt und einander respektiert, sodass es allen wohl ist.

Von Franziska Keller

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