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Bildungssituation im Kanton Schwyz

Bildungssituation im Kanton Schwyz Bildungssituation im Kanton Schwyz

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Die Diskussionen an den Schwyzer Schulen laufen heiss. Viele Stellen sind offen und der Ärger der Lehrpersonen gegenüber der Schwyzer Bildungspolitik steigt weiter. Die Lehrpersonen fühlen sich im Stich gelassen. Kurz vor den Wahlen wollte der Lehrerverband unter dem Motto «Uns steht das Wasser bis zum Hals» ein Zeichen setzen. Der Kantonsrat konnte vor Ort auf dem Hauptplatz in Schwyz etwa 600 Lehrpersonen bei einer Manifestation sehen.

Zwei Tage zuvor wurde vom Erziehungsrat ein mehrstufiger Massnahmenkatalog veröffentlicht. Die Lehrpersonen waren beruhigt, die Forderungen wurden darin mehrheitlich aufgenommen. Der Wille der Regierung war ersichtlich. Als Landesstatthalter Michael Stähli noch stolz die Tafel «Der Erziehungsrat liefert» präsentierte, war die Stimmung positiv. Man glaubte an eine baldige Verbesserung der Situation, fühlte sich gehört und ernstgenommen. Anfang März kamen die Wahlen und plötzlich am 13. März erreicht die Lehrerschaft wieder ein Schreiben von Herrn Stähli. Der präsentierte Massnahmenkatalog wurde ausgebremst, konkrete Verbesserungen kann die Lehrerschaft frühestens 2026 erwarten.

Ein Schelm, wer bei diesen zeitlichen Verknüpfungen eine Taktik vermutet … Was nun?

Es geschieht wieder einmal nichts. Der Lehrermangel ist in aller Munde, und wir warten in unserem Kanton mal ab. Gleichzeitig werden die Anstellungsbedingungen in den umliegenden Kantonen besser. Unsere Nachbarn kämpfen auf dem ausgetrockneten Markt um die verfügbaren Fachkräfte. Sie machen das mit Lohnanpassungen und weiteren Massnahmen, welche den Beruf wieder attraktiver machen sollen. Gesellschaftlich und politisch ist der Lohn der Lehrpersonen natürlich ein heikles Thema. Wieder einmal die Lehrpersonen, welche im Volksmund den Ruf geniessen, viele Ferien zu haben und einen hohen Lohn. Trotzdem schaffen wir es nicht, die benötigten qualifizierten Lehrpersonen zu finden. Die Stellen bleiben unbesetzt, teilweise erhalten wir keine einzige Bewerbung auf freie Stellen. Obwohl man ja mit den Ferien und dem Lohn haufenweise Bewerber anziehen müsste … Gezwungenermassen werden Stellen mit unqualifizierten Personen besetzt. Natürlich kann das gut gehen. Ein fehlendes Diplom heisst nicht, dass diese Person nicht unterrichten kann. Doch aus irgendeinem Grund vertrauen wir doch auf Diplome. Oder lassen Sie einen ungelernten Mechaniker an Ihr Auto? Würden Sie jeder netten Person den Bau ihres Hauses anvertrauen? Persönlich gehe ich lieber zu Profis und so verhält es sich auch mit der Bildung meiner Kinder.

Ich möchte für meine Kinder qualifizierte Lehrpersonen, damit sie in Zukunft eine faire Chance auf dem Berufsmarkt haben. Ich verlasse mich hierbei nicht gerne auf den Zufall. Wie gesagt, es kann schon mal gut gehen, aber langfristig befürchte ich einen Qualitätsverlust und das bei einer gleichzeitig steigenden Komplexität.

Klar kann man immer über Geld streiten und ja, die gewünschten Verbesserungen kosten Geld. Wir sprechen hier mit der Bildung von der wichtigsten Ressource unseres Landes und von unseren Kindern.

In finanziell schwierigen Zeiten würde ich diese Taktik sogar verste-hen, aber so wie ich gelesen habe, erzielte der Kanton Schwyz einen beachtlichen Gewinn und verfügt über ein Vermögen, welches eingesetzt werden könnte. Das wird vorläufig nicht geschehen, und ich bin gespannt, wohin das Geld fliessen wird. In die Bildung nicht, obwohl diese laut Benjamin Franklin noch immer die besten Zinsen bringt.

Michael Berger, wohnhaft in Einsiedeln, ist ein Schulischer Heilpädagoge und Lernberater. Auf seiner Website bietet er Hilfestellungen für Eltern, Schulen und Lehrbetriebe an. Er hat sich auf Lernschwierigkeiten und effizientes Lernen spezialisiert.

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