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Ein Hensler und 60 Jahre Welttheater

Ein Hensler und 60 Jahre Welttheater Ein Hensler und 60 Jahre Welttheater

100 Jahre Welttheater, 17 Spielsaisons und 10 Teilnahmen

Im Rahmen des Schwyzer Kulturwochenendes lud der Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein am Sonntagmorgen zur Matinee ins CaféLaden nach Schwyz.

Ein kleines,aber feines Publikum besammelte sich vor 11 Uhr am Sonntagmorgen im CaféLaden in Schwyz. Grund dafür war Karl «Prägel» Hensler. Er berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen der letzten 60 Welttheaterjahre, bei welchen er selber mitwirkte. Nach einer kurzen Einleitung durch Dolores Ling-gi, Vorstandsmitglied des Innerschweizer Schriftstellervereins, begannen seine Ausführungen zum Einsiedler Welttheater. Der erste Kontakt seiner Familie mit dem Spiel war 1924. Sein Vater war als Trompeter und seine Mutter als Sopran bei den Singengeln aktiv. Der 1941 geborene Hensler spielte seine erste Saison im Jahr 1955. Damals schlüpfte er in die Rolle eines Bettlerjungen. Seine Schwester spielte die Schönheit und so musste ihr Zimmer infolge ihrer Abwesenheit bei den Proben jeweils als «Klosterplatz» herhalten. Sie spielten mit alltäglichen Gegenständen das Welt-theater nach. Durch diese Spielfreude war es nur eine Frage der Zeit, bis er eine Hauptrolle übernehmen durfte. Dannzumal wurde noch nach der Übersetzung von Eichendorff gespielt. Und die Vorstellungen wurden ohne sprachliche Verstärkung gespielt. Um den Platz mit der eigenen Stimme zu füllen, wurden Sprachtrainer engagiert. «Davon profitierte ich mein Leben lang», gab der 83-Jährige unumwunden zu. Als Höhepunkt seiner Schauspielkarriere bezeichnete er das Bettlerspiel, welches Auftritte in Zürich, Winterthur und an der Landesausstellung nach sich zogen. Gar nach Berlin durften sie reisen und das Spiel aufführen.

Wandel Was sich in den letzten drei Saisons eingespielt hat, ist der Wechsel zum Dialekt. Ende der siebziger Jahre wollte die Welttheatergesellschaft das Stück «modernisieren» und im Dialekt sprechen. Dies scheiterte. Der Wechsel fand dann erst im neuen Jahrtausend mit der Aufführung nach dem Text von Thomas Hürlimann statt. Für die beiden Hürli-Theater ist Karl Hensler auch voll des Lobes. Das Stück von Tim Krohn unter der Regie von Beat Fäh gefiel ihm nicht. «Da war zu wenig Calderon-Welttheater drin» erklärte er. Bei der diesjährigen Neuauflage von Lukas Bärfuss freut er sich, dass dieser wieder auf der Grundlage des Originals arbeitete.

Fragerunde

Auf die Frage, was denn die Spielbegeisterung der Einsiedler ausmache, sprach Hensler vom Welttheater-Virus. Wer einmal von ihm befallen sei, der komme nicht mehr von ihm los. Er breche alle paar Jahre wieder aus und stecke andere an. Wie denn ein solch grosser Platz bespielt werden könne, war eine weitere Frage. Er selbst, obwohl in Einsiedeln heimisch, musste den Platz auch erstmals «erspüren ». So konnte er eine Verbindung aufbauen. Für den künstlerischen Stab sei es keine leichte Aufgabe, denn der Platz sei doch riesig. Und bespielt werden müsse er. Es brauche immer Aktionen, damit das Stück lebt. Nach rund 90 Minuten endete ein eindrücklicher Einblick in 60 Jahre persönliches Welt-theater.

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