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Sonia Kälin: «Schwingen soll eine Sportart für alle sein»

Sonia Kälin, Christian Schuler und ISV-Präsident André Sigrist ordnen René Schelberts Aussage zum Frauenschwingen ein.

«Schwingen ist nicht gerade eine Sportart für Frauen.» Mit dieser Aussage liess René Schelbert, Präsident des Schwyzer Kantonalschwingerverbands, aufhorchen. Er wisse nicht, wie gesund die Sportart für Frauen sei, erklärte Schelbert gegenüber dem «Boten », relativierte aber auch: «Die, die es machen wollen, sollen es machen. Ich bin da neutral, weder Befürworter noch Gegner.» Wie schätzen nun Schwyzer Schwingkoryphäen René Schelberts Aussagen und die Lage des Frauenschwingsports ein? «Ich finde seine Aussagen sehr schade. Persönlich habe ich den Schwingsport immer mit ganzem Herzen gelebt und konnte davon sehr viel fürs Leben lernen», erklärt die mehrfache Schwingerkönigin Sonia Kälin. Sie und ihre Schwester haben während ihrer Karriere stets beim Schwingklub Einsiedeln mittrainiert. Es sei nie ein Problem gewesen, dass auch Frauen im Schwingkeller trainierten, so Kälin.

«Einseitige Kämpfe machen keinen Sinn» Christian Schuler sah es als «nichts Spezielles» an, dass mit Sonia Kälin und ihrer Schwester auch Frauen im Schwingkeller standen. «Ich konnte ihnen die eine oder andere Technik zeigen. Rein körperlich hätte es aber keinen Sinn gemacht, wenn wir zusammengegriffen hätten», erklärt der fünffache Eidgenosse.

Schuler sieht die Vermischung von Männer- und Frauenschwingen nicht als sinnvoll an, da körperlich einfach zu grosse Unterschiede bestehen würden. Er ist dem bevorstehenden Entscheid des Eidgenössischen Schwingerverbands, dass Mädchen und Buben ab 2025 bis zehn Jahre künftig zusammengreifen, nicht abgeneigt, stellt aber klar: «Wenn die Buben in die Pubertät kommen, entwickeln sie sich körperlich schneller und sind den Mädchen irgendwann körperlich überlegen.» Zusammenarbeiten, wo es Sinn macht Stellt sich die Frage, wie der Innerschweizerische Schwingerverband zum Frauenschwingen steht. «Wir haben eine ähnliche Haltung wie der Eidgenössische Schwingerverband. Es soll mit dem Frauenschwingerverband da zusammengearbeitet werden, wo es Sinn macht und wir ihnen helfen können», erklärt ISV-Präsident André Sigrist.

Die OK von Männer- und Frauenschwingfesten würden vereinzelt zusammenarbeiten und die Plätze gemeinsam nutzen. «Eine Integration des Frauenschwingens bei den Männern erachtet der ESV und auch der ISV nicht als sinnvoll und ist auch vom Frauenschwingverband so nicht gewünscht», erklärt der Obwaldner weiter, welcher auch im Zentralvorstand des eidgenössischen Verbandes amtet.

Die Integration der Frauen als sechster Teilverband, was laut Sigrist auch schon diskutiert wurde, würde Schwierigkeiten mit sich bringen. Man müsste quasi eine eigene Kategorie für die Frauen errichten, die dann separat an einem Fest schwingen müssten, so Sigrist weiter und glaubt: «Dem Frauenschwingen ist mehr geholfen, wenn sie wie bis anhin ihre eigenen Feste durchführen können.» Der ISV-Präsident gibt zudem zu verstehen, dass René Schelbert mit seiner Aussage sicher seine persönlichen Ansichten, als Kantonalpräsident aber auch im gewissen Masse die Ansichten der Schwyzer Schwinger vertrete. Auch Sigrist sieht aber Schelberts Aussagen nicht als Angriff aufs Frauenschwingen an und gibt klar zu verstehen: «Wer Freude am Schwingsport hat, soll ihn auch ausüben dürfen.»

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