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«Häufig werden Zeckenstiche nicht bemerkt»

«Häufig werden Zeckenstiche  nicht bemerkt» «Häufig werden Zeckenstiche  nicht bemerkt»

Wer sich in der freien Natur aufhält, sollte lange Hosen tragen, Anti-Zeckenspray benützen und nach der Rückkehr eine Zecken-Kontrolle machen. Sita Hegner, stellvertretende Kantonsärztin, steht Red und Antwort zur Zeckenplage im Kanton Schwyz.

Wie viele Fälle mit FSME sind im letzten Jahr im Kanton Schwyz aufgetaucht? Im Jahr 2023 wurde im Kanton Schwyz ein Fall von FSME registriert, was einer Inzidenz von 0,61 pro 100’000 Einwohner entspricht (Vergleich Schweiz: 306 Fälle, Inzidenz 3,46 pro 100’000 Einwohner). Welchen Einfluss hat der milde Winter auf das Gedeihen der Zecken gehabt?

Wie allgemein bekannt wird der Lebenszyklus und die Aktivität der Zecke von warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit positiv beeinflusst.

Haben Sie Kenntnis davon, ob das neue Alongshan-Virus bereits in Zecken im Kanton Schwyz aufgetreten ist? Dem Kantonsärztlichen Dienst liegen keine Informationen über den Nachweis des Alongshan-Virus auf dem Kantonsgebiet vor.

Wieso gilt der Bezirk Einsiedeln neuerdings als Risikogebiet für FSME? In früheren Zeiten gab es keine Zecken im Klosterdorf. Seit dem Jahr 2019 gilt die ganze Schweiz mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin als Risikogebiet. Dementsprechend gelten alle Bezirke des Kantons Schwyz als Risikogebiet. Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, von einer Zecke gestochen zu werden und an FSME zu erkranken? Es kann keine generelle Aussage zum Risiko eines Zeckenstichs und darauffolgender Erkrankung an FSME gemacht werden. Das Risiko eines Zeckenstichs hängt von der Umgebung ab. Es wird davon ausgegangen, dass 0,5 bis 5 Prozent der Zecken vom Virus, das FSME auslöst, befallen sind. Wieso steigt die Zahl der FSME-Fälle?

Der Anstieg dürfte multifaktoriell begründet sein: Die günstigeren klimatischen Bedingungen sorgen für eine stärkere Vermehrung und länger andauernde aktive Zeit der Zecken. Ausserdem verbringen die Menschen dadurch mehr Zeit im Freien. Wieso sind Kleinkinder kaum von FSME betroffen? Auch wenn bei Kleinkindern schwere Verläufe bekannt sind, weisen Kinder meist unspezifische Symptome wie erhöhte Körpertemperatur oder Kopfweh auf. Es wäre daher denkbar, dass keine FSME-Diagnose gestellt wird, da nicht danach gesucht wird. Wie viele der mit dem FSME-Virus angesteckten Menschen erleiden später einen sehr schweren Verlauf, indem ein zweiter Schub der Krankheit erfolgt? Bei rund 5 bis 15 Prozent der FSME-Fälle kommt es zu einem Befall des zentralen Nervensystems, wobei ein Teil davon auch Lähmungen der Extremitäten und Gesichtsnerven zu beklagen hat. In ungefähr einem Prozent dieser Fälle führt die Krankheit zum Tod.

Empfehlen Sie eine Impfung gegen FSME-Viren und wer soll sich impfen lassen? Allen erwachsenen Personen sowie Kindern ab sechs Jahren, die in Endemiegebieten wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, wird eine Impfung gegen FSME empfohlen.

Gibt es Nebenwirkungen bei der FSME-Impfung?

Da das Immunsystem auf die Impfung reagiert, sind verschiedene Reaktionen möglich. So sind bei zirka einem Drittel der Erwachsenen lokale Reaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle beschrieben. Aber auch systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Muskel- und Gelenksschmerzen sind möglich. Bei Kindern ist im Vergleich zu den Erwachsenen häufiger mit Fieber zu rechnen. Schwere neurologische Nebenwirkungen oder schwere allergische Reaktionen sind sehr selten. Ist auch bei den Borreliose-Fällen eine Zunahme festzustellen?

Das BAG geht davon aus, dass in der Schweiz jährlich ungefähr 10’000 Personen an einer Borreliose erkranken. Da diese Erkrankung jedoch nicht systematisch erfasst wird, können keine genauen Zahlen genannt werden.

Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, von einer Zecke gestochen zu werden und an Borreliose zu erkranken? Im Gegensatz zu FSME sind deutlich mehr Zecken mit Borrelia burgdorferi, dem Borreliose verursachenden Bakterium, infiziert: Es wird davon ausgegangen, dass rund fünf bis dreissig Prozent der Zecken das Bakterium in sich tragen. Entsprechend ist, im Vergleich zur FSME, die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an einer Borreliose zu erkranken, höher. Ist es korrekt, dass man zwar Borreliose mit Antibiotika gut behandeln kann, dass die Krankheit aber immer wieder auftaucht beziehungsweise nie ganz aus dem Körper verschwindet?

Eine Lyme-Borreliose wird in drei Stadien eingeteilt, wobei nicht jede Person die Symptome der entsprechenden Stadien durchlaufen muss. Das erste Stadium besteht in der charakteristischen zielscheibenförmigen Rötung. Im zweiten Stadium können Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich Entzündungen von Nervenstrukturen und Gelenken entstehen, aber auch das Herz und Gefässe können betroffen sein. Dauern die Symptome länger als sechs Mona-te an, wird vom dritten Stadium gesprochen. Durch eine antibiotische Therapie können Komplikationen oder chronische Infektionen meist verhindert werden. Durch einen erneuten (unter Umständen nicht bemerkten) Zeckenstich kann jedoch auch eine erneute Infektion ausgelöst werden.

Wie kann man sich vor einem Zeckenstich schützen?

Bewegt man sich im Lebensraum der Zecke, sind gut abschliessende Kleider empfehlenswert. Auch Zeckensprays können einen gewissen Schutz bieten. Häufig werden Zeckenstiche nicht bemerkt, sodass nach Aufenthalt im Wald, Unterholz oder anderen Lebensräumen von Zecken ein Absuchen der Kleidung und am Körper sinnvoll ist. Ein bebilderter Beschrieb der Lebensräume von Zecken findet sich in der App «Zecke». Was soll man tun, wenn man von einer Zecke gestochen worden ist?

Wurde man von einer Zecke gestochen, muss diese unter Umständen zuerst entfernt werden. Dazu soll die Zecke mit einer Pinzette hautnah beim Stechapparat gefasst werden und mit gleichmässig zunehmendem, senkrechtem Zug entfernt werden. Dabei sollte die Zecke nicht zerquetscht werden. Für weitere Informationen dazu verweisen wir auf die vom BAG unterstützte App «Zecke». Zum Arzt sollte man, wenn die Zecke nicht vollständig entfernt werden konnte, sich eine grössere Rötung um die Einstichstelle bildet oder in den zwei bis drei darauffolgenden Wochen grippale Beschwerden auftreten.

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