Verbandschefin warnt vor neuem Gesetz: «Spielgruppen sind gefährdet»

Das neue Betreuungsgesetz inkludiert die Spielgruppen nicht. Erika Lüönd, Vorstandsmitglied des Schwyzer Spielgruppenleiterinnen- Verbands, weiss, dass viele Spielgruppen knapp über die Runden kommen und von viel Herzblut leben.

Was ist die Aufgabe der Spielgruppen?

Die Spielgruppe kann Kindern spielerisch helfen, ihren eigenen Platz in der Gruppe zu fin-den, sich in der Gruppe zu behaupten, Rücksicht zu nehmen, sich gegenseitig mit Stärken und Schwächen zu akzeptieren, einander zu helfen, aufeinander zu hören, miteinander zu streiten und wieder Frieden zu schliessen. Dies sind einige Bestandteile des Spielgruppenlebens. Spielgruppen sind ein wichtiges soziales Erfahrungsfeld. Welche Kinder können die Spielgruppe besuchen? Das Angebot ist für alle offen. Auch für Kinder mit speziellen Bedürfnissen hat es Platz in der Spielgruppe, leider wird dies zu wenig genutzt. Wie sind die Spielgruppen organisatorisch aufgestellt? Sie sind entweder eigenständig mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder als Verein tätig. Welchen Lohn erhalten Spielgruppen- Leiterinnen durchschnittlich?

Die meisten Spielgruppen ha-ben nur die Elternbeiträge als Einkommen. Mit diesen Einnahmen müssen alle Kosten gedeckt werden, das heisst Miete, Versicherungen, Bastelmaterial etc. Was noch übrig bleibt, wird auf die Mitarbeiterinnen aufgeteilt. Weniger Kinder bedeuten weniger Einnahmen, was schliesslich auch weniger Lohn für die Spielgruppenleiterinnen bedeutet. Was sind die Anforderungen an eine Spielgruppenleiterin oder einen Spielgruppenleiter? Die Basisausbildung zur Spielgruppenleiterin und regelmässige Weiterbildungen. Kommt eine Spielgruppe mit den Zahlungen an die Mitarbeitenden überhaupt über die Runden?

Tatsächlich nur sehr knapp.

Findet man noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Es wird immer schwieriger, gute Mitarbeiterinnen zu finden. Der Lohn ist vielfach tief, die Verantwortung hoch, und die Sozialleistungen fehlen meistens. Oft ist es nur eine Teilzeitanstellung.

Zum Thema neues Betreuungsgesetz: Erwerbstätige Eltern mit tiefem bis mittlerem Einkommen, deren Kinder in einer Kita, in einer schulergänzenden Betreuung oder in einer Tagesfamilie betreut werden, erhalten im Kanton Schwyz neu eine finanzielle Unterstützung. Das sieht das neue Gesetz zur Kinderbetreuung vor, das per 1. Juni in Kraft tritt. Wie sieht es bei den Spielgruppen aus? Das Angebot der Spielgruppen ist im neuen Betreuungsgesetz leider nicht inkludiert. Was bedeutet das für die Spielgruppen im Kanton Schwyz? Sind sie gefährdet? Ja, denn die Spielgruppen im Kanton Schwyz werden vom Kanton nicht unterstützt. Springen Eltern aufgrund des neuen Betreuungsgesetzes ab, wird es für die Spielgruppen finanziell noch knapper, als es heute schon ist. Werden Sie auch mit Eltern konfrontiert, welche die Spielgruppe zu teuer finden? Bei vielen Eltern ist das Finanzielle ein Tabuthema. Sie getrauen sich nicht zu sagen, dass sie den Spielgruppenbesuch des Kindes nicht zahlen können. So verzichten viele auf andere Sachen, damit ihr Kind die Spielgruppe besuchen kann. Wieso muss es aus Ihrer Sicht Spielgruppen weiterhin geben? Von der frühkindlichen Förderung können die Kinder sehr viel profitieren, und es erleichtert den Kindern den Einstieg in den Kindergarten. Wir Spielgruppenleiterinnen sind für viele Kinder die erste Bezugsperson ausserhalb der Familie. Was ist Ihrer Meinung nach der Vorteil einer Spielgruppe im Gegensatz zu einer Kita? In der Spielgruppe treffen sich Kinder ab 2,5 Jahren bis zum Eintritt in den Kindergarten. Das Treffen findet einmal oder mehrmals wöchentlich statt und dauert im Unterschied zur Kita nie länger als maximal drei Stun-den.

Wie viele Spielgruppen im Kanton Schwyz gibt es? Aktuell sind es 64 Spielgruppen inklusive der Wald-, Bauernhofund Aussenspielgruppen. Sie sind bereits seit 2004 als Spielgruppenleiterin tätig. Was gefällt Ihnen besonders an die-ser Aufgabe? Die Arbeit mit den Kindern ist vielseitig und abwechslungsreich, und es macht Freude, die Veränderungen der Kinder zu beobachten. In der Spielgruppe muss man flexibel sein, denn die Kinder bestimmen mehrheitlich das Angebot. Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern ist sehr wichtig. Sie helfen uns, das Kind besser zu verstehen.