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«Davos 1917»: Blick hinter die Kulissen

«Davos 1917»: Blick hinter die Kulissen «Davos 1917»: Blick hinter die Kulissen

Vom Brainstorming über die Entstehung bis zur Ausstrahlung einer TV-Serie

Das Spionage-Epos «Davos 1917» war die bisher teuerste und aufwendigste Serienproduktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Von der Idee bis zur Erstausstrahlung vergingen acht Jahre. Die Medienorganisation SRG Zentralschweiz hat am Samstag spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte des

TV-Sechsteilers gewährt.

Wenn man im bequemen Sessel die packende Spionagegeschichte «Davos 1917» schaut, ist man sich nicht bewusst, welche Arbeit hinter dieser Produktion steckt. Man denkt nicht daran, dass «Cast and Crew» aus über 200 Leuten bestehen, die verpflegt werden und irgendwo übernachten müssen. Die kalten Füsse der Schauspielerinnen und die schlaflosen Nächte der Verantwortlichen kümmern einen nicht.

Die SRG Zentralschweiz hat mit «Kino SRG» deshalb ein wiederkehrendes Angebot lanciert, welches das Filmschaffen der SRG im Fokus hat und einen Einblick in aktuelle Produktionen bieten will. Gastgeberin der Pilot-Veranstaltung im Kino Cineboxx am Samstag war die Untersektion SRG Schwyz, moderiert wurde der Anlass von Urs Fink und Niklaus Zeier.

Sensibilisierung für die Rolle der SRG Urs Fink, Präsident der SRG Schwyz und Vorstandsmitglied der SRG Zentralschweiz, betonte in seiner Begrüssung die Wichtigkeit von Publikumsanlässen zum Schweizer Filmschaffen. «Kino SRG» will die Sensibilisierung für die wichtige Rolle der SRG und ihren medialen Service public fördern. Die SRG ist die grösste Produzentin von Kultur, Unterhaltung, Sport und Information in der Schweiz. Sie garantiert mit ihrem Angebot eine unabhängige Grundversorgung, welche durchaus ihren Preis hat. «Kultur, das sind wir. Sie ist wesentlich», postulierte Urs Fink und missbilligte die Halbierungsinitiative, da sie einen Frontalangriff auf die SRG darstelle.

Niklaus Zeier, langjähriger Präsident der SRG Zentralschweiz, wies darauf hin, dass die SRG für das Schweizer Filmschaffen jährlich 34 Millionen Franken aufwendet: «Sie macht das, weil sie muss, denn die Konzession des Bundes verpflichtet sie dazu.» Nach der Einführung wurde die letzte Folge der Serie auf der Cineboxx- Leinwand gezeigt.

Davos 1917: Überblick

Die sechsteilige Spionagegeschichte rund um die Bündner Krankenschwester und Spionin Johanna Gabathuler ist die bis-her teuerste und aufwendigste Serienproduktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Die Handlung spielt während des Ersten Weltkriegs rund um das Sanatorium Schatzalp (heute ein Hotel), wo so reiche wie einflussreiche Gäste aus dem Ausland aufeinandertreffen – zur Kur und zur Konspiration. Die fiktive Geschichte ist inspiriert von wahren Begebenheiten und will eine Vorstellung davon geben, wie die Schweiz während des Ersten Weltkrieges trotz erklärter Neutralität Schauplatz europäischer Kriegspolitik gewesen ist. Die Serie erreichte bei ihrer Erstausstrahlung vor Weihnachten 2023 in der Schweiz durchschnittlich über eine halbe Million Zuschauende pro Folge. Die internationale Co-Produktion zwischen dem Schweizer Fernsehen SRF und der deutschen ARD Degeto kostete 18 Millionen Franken; die SRG steuerte 7 Millionen bei.

Fiktive Geschichte auf dem «Zauberberg» 2015 fand das erste Brainstorming zu «Davos 1917» statt – bis zur Erstausstrahlung 2023 dauerte es acht Jahre. Nicht der Plot bildete den Grundstein, sondern der Ort. Um den mystischen «Zauberberg» herum wurde die Handlung gesponnen, die sich nach und nach verdichtete. Was es braucht, damit die im Film erzählte Geschichte als authentisch, spannend und aus einem Guss wahrgenommen wird, erfuhr man im anschliessenden Gespräch zwischen Urs Fink, Schauspielerin Anna Schinz (Filmrolle Mathilde Gabathuler) und Adrian Illien, Headwriter Drehbuch.

Das Schneewunder Die Dreharbeiten zu einem Film können noch so detailliert geplant sein, es gibt immer unbeeinflussbare Faktoren. So war die gesamte Crew in Davos für Aussen-Dreharbeiten angereist – doch die Landschaft auf der Schatzalp präsentierte sich unansehnlich braun und schneefrei. Wie durch ein Wunder schneite es in der Nacht und brachte den weissen Zauber auf den Berg.

Für Szenen in einem Bergwerk waren Aufnahmen in Österreich geplant. Wenige Tage vor den Dreharbeiten erfuhr die Crew, dass just am Drehtag in jenem abgelegenen Tal ein Langlaufmarathon stattfinden würde. Solche Unwägbarkeiten bringen den Drehplan durcheinander, erfordern organisatorische Kunststücke, verursachen Kosten und schlaflose Nächte.

Thermounterwäsche und Greenscreens Ein weiteres Thema, das die Aussendrehs beeinflusste, war die Kälte. Wenn immer möglich trugen die Akteure Thermounterwäsche, doch allein das Sprechen wird bei Dauerkälte mühsam bis unmöglich. Optimale Vorbereitungen und ein guter Team-Spirit unter allen Beteiligten sorgten dafür, dass immer alle Szenen «im Kasten» waren. Pro Tag konnten so sieben bis neun Film-Minuten gedreht werden. Zum Vergleich: Bei einem Kinofilm sind es etwa zwei Filmminuten pro Tag. Der Lohn für den Aufwand ist unter anderem die Magie, wenn Einzelszenen, die an weit auseinander liegenden Orten gedreht wurden, sich im Film zu einer vollkommen stimmigen Sequenz zusammenfügen.

Besonders eindrücklich war das kurze filmische «Making-of» der Serie, in welchem insbesondere auch die technischen Möglichkeiten der Nachbearbeitung gezeigt wurden. Am augenfälligsten dabei die Greenscreens: Beim Drehen werden störende Hintergründe oder moderne Bauten durch grosse, hellgrüne Tücher abgedeckt. Die grünen Flächen können bei der Nachbearbeitung mit beliebigen Objekten und Landschaften überdeckt werden.

Produzent Ivan Madeo erläuterte im Schlussgespräch seine zahlreichen Aufgaben: «Der Regisseur macht das Menü, der Produzent kümmert sich um die Mise en Place.» Als Co-Leiter der Produktionsfirma Contrast Film war er unter anderem für die Geldbeschaffung, die Erstellung der Drehpläne und die Postproduktion verantwortlich. Zu letzterer gehören Montage, Ton und Bild, sprachliche Nachbearbeitungen und Synchronisationen sowie visuelle Effekte.

«Kino SRG» hat mit diesem Anlass die Menschen hinter den Filmkulissen dankenswerterweise ins Scheinwerferlicht geholt. Weitere Events in der Zentralschweiz sind geplant.


Urs Fink, Präsident der SRG Schwyz und Vorstandsmitglied der SRG Zentralschweiz, im Gespräch mit Anna Schinz und Adrian Illien vor der Leinwand der Cineboxx.

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