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Gesellschaftlicher Wandel bringt neue Herausforderungen

Gesellschaftlicher Wandel bringt  neue Herausforderungen Gesellschaftlicher Wandel bringt  neue Herausforderungen

Der Regionalverband Rigi-Mythen lancierte am Dienstag im Letzisaal in Rothenthurm mit einem öffentlichen Anlass die Diskussionen um die grossen Herausforderungen in der künftigen Altersbetreuung. Rund 70 Personen folgten der Einladung zu diesem informativen Anlass mit vier Referaten und anschliessender Diskussions- und Fragerunde.

Professor Dr. Carlo Knöpfel von der Fachhochschule Nordwestschweiz eröffnete sein Eintretensreferat mit folgenden drei Fragen: Warum brauchen wir eine umfassende Sicht auf die Sorgearbeit im Alter? Was ist gute Betreuung im Alter? Wie kann gute Betreuung im Alter für alle organisiert und finanziert werden?

Der gesellschaftliche Wandel erfordere eine umfassende Sicht. Die Bevölkerungsentwicklung 2020 bis 2050 gehe in der Schweiz im Referenzszenario bei den über 65-Jährigen von plus 62,9 Prozent aus, im Kanton Schwyz gar von plus 92,4 Prozent. Bei den 20- bis 64-Jährigen lägen die analogen Werte bei 8,2 respektive 2,0 Prozent. Er konkretisierte den demografischen, sozialen, technologischen und politischen Wandel. Der gesellschaftliche Wandel führe zu einem wachsenden, aber zunehmend ungedeckten Bedarf an Sorgearbeit, insbesondere an Betreuung im Alter. Gute Betreuung heisse vor allem «Sich Zeit nehmen!». Betreuung sei als eigenständige Form der Unterstützung älterer Menschen zu verstehen und zu gestalten.

Luft zwischen ambulant und stationär Er plädierte für eine integrierte Versorgung, damit die Betreuung im Alter für alle organisiert und finanziert werden könne. Er sprach wichtige Mosaiksteine an wie die familiäre Betreuung im Alter, die nachbarschaftliche und freundschaftliche Betreuung, das freiwillige Engagement, die professionelle Betreuung und die Betreuung im Alter als unentgeltliche und bezahlte Sorgearbeit.

An Finanzierungsvarianten nannte er die Vergütung über die Ergänzungsleistungen, die Vergütung analog zur Hilflosenentschädigung oder via Betreuungsgutsprachen und Betreuungsgutschriften.

«Gute Betreuung im Alter für alle ist mach- und finanzierbar», zeigte er sich zuversichtlich. Der Anspruch auf gute Betreuung im Alter sei gesetzlich zu regeln, die Bezahlung könne einkommensund vermögensabhängig gestaltet werden, damit ein Eigenbeitrag leistbar bleibe und die Kosten der guten Betreuung könnten von Kantonen und Gemeinden getragen werden.

Hochaktuelles Thema aufgegriffen Das gewählte Thema sei auch im Kanton Schwyz hochaktuell, so Regierungsrat Damian Meier in seinem Referat. «Wir sind beispielsweise an der Umsetzung der Pflegeinitiative. Geplant ist, dass der Kantonsrat das Einführungsgesetz zur Umsetzung der ersten Etappe der Pflegeinitiative, die sogenannte Ausbildungsoffensive, noch vor dem Sommer verabschiedet. Zudem läuft aktuell auch die Totalrevision des Gesetzes über Soziale Einrichtungen (SEG).» Im aktuellen SEG liege der Fokus auf den sogenannten stationären Einrichtungen, also den Pflegeheimen. Neu soll das Gesetz viel offener sein und ambulante und stationäre Bereiche umfassen, so der Vorsteher des Departements des Innern. Hohe Kosten der Bettenanzahl

Der Kanton Schwyz zeichne sich durch das grösste Wachstum der älteren Bevölkerung von allen Kantonen aus. Dies habe zur Folge, dass der Bedarf an stationären Pflegebetten von aktuell 2000 bis ins Jahr 2045 auf zwischen 2775 im optimalen Fall und bis zu 3564 zunehmen werde. Angesichts dieser Tatsache werde der Bereich Alter bei der Totalrevision des Gesetzes (SEG) prioritär zu behandeln sein. «Denn wenn wir nichts unternehmen, wird diese Bevölkerungsentwicklung Kosten von rund 500 Millionen Franken für den Bau zusätzlicher Pflegeheime mit sich bringen», so Meier. Vielmehr müsse im Zentrum der Totalrevision der Ausbau von vorgelagerten ambulanten und intermediären (betreutes Wohnen, Tages- und Nachtstrukturen, Entlastungs- und Ferienplätze) stehen. Dies mit dem Ziel, einerseits das Wachstum und die damit verbundenen hohen Kosten der Bettenanzahl zu vermeiden, anderseits aber auch um dem Wunsch vieler älterer Menschen entgegenzukommen, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben.

Spitex: die unsichtbaren Helden und Heldinnen Stefan Knobel,Präsident des Spitex- Kantonalverbandes Schwyz, rückte die Arbeit der aus seiner Sicht unsichtbaren Heldinnen und Helden der Alterspflege ins richtige Licht, und Rita Bruhin, Gesamtleiterin des Alterszentrums Rubiswil in Ibach, sprach unter dem Titel «Wenn’s zu Hause nicht mehr geht». Stefan Knobel plädierte für eine neue Sichtweise auf das Alter. Statt von «Abbauphase» sollte von «Erfahrungsphase » im dritten Lebensabschnitt gesprochen werden. Ziele müssten eine verstärkte kooperative Zusammenarbeit, vermehrte Investitionen in Betreuung und intermediäre Angebote und eine abgesprochene Strategie zwischen Kanton und Gemeinden sein. Rita Bruhin erläuterte, dass im Rubiswil eine Pflegestunde 86,13 Franken koste und die Betreuungskosten pro Betreuungstag 67,50 Franken. Die Betreuung werde künftig an Bedeutung gewinnen. Die anschliessende Diskussionsund Fragerunde wurde von REV-Geschäftsleiter Augustin Mettler moderiert, bevor die Diskussionen in lockerer Form beim Apéro den interessanten Themenabend abschlossen.


Professor Carlo Knöpfel hielt ein fundiertes Eintretensreferat.

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