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«Seuchen durch die Jahrhunderte: Ein historischer Rückblick im Ybrig»

«Seuchen durch die Jahrhunderte:  Ein historischer Rückblick im Ybrig» «Seuchen durch die Jahrhunderte:  Ein historischer Rückblick im Ybrig»

Der Verein «Kultur Ybrig» hat am vergangenen Samstag im Landgasthof Rösslipost in Unteriberg eine Veranstaltung zum Thema «Seuchen im Ybrig» durchgeführt.

Mitg. Das Ziel dieser Veranstaltung war es, die Pandemie von 2020/2021 in einen geschichtlichen Zusammenhang zu stellen und so ein erstes gemeinsames Nachdenken über Corona zu ermöglichen.

Die Menschheit wird seit jeher von Seuchen heimgesucht, wie der Referent, Dr. med. Zeno Schneider, darlegte. Erste Hinweise findet man schon im Alten Testament. In der Antike traten wiederholt Epidemien auf. Sie dezimierten die Bevölkerung so sehr, dass gegen Ende der Antike und im frühen Mittelalter die Städte verödet waren, das ländliche Europa dünnbesiedelt oder menschenleer. Die schlimmste Epidemie in der Geschichte Europas war aber die Pest des 14. Jahrhunderts, der «Schwarze Tod». Insgesamt 25 Millionen Menschen sollen allein in Europa daran verstorben sein, auch die Schweiz wurde schwer getroffen.

Es gab mehrere Pestzüge, auch in der Neuzeit. In den Jahren 1519 und 1611 wurde Einsiedeln heimgesucht. Es star-ben so viele Menschen, dass sie in Massengräbern beerdigt werden mussten, und zwar mit Pestsärgen. Diese Mehrfachsärge hatten einen Klappdeckel und einen aufklappbaren Boden. Der Sarg wurde über das Massengrab gehalten, dann wurden die Bodenklappen geöffnet, worauf der Leichnam ins Grab fiel. Bei einem weiteren Seuchenzug 1628 musste auf dem Brüel ein neuer Friedhof geschaffen werden. In den letzten 100 Jahren sind Seuchen zumindest in Europa seltener geworden. Anders als die Menschen der Antike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind wir uns Epidemien nicht mehr gewohnt.

Abwehrmassnahmen

Fast ebenso alt wie die Seuchen sind die Massnahmen, mit denen sich die Menschen gegen die Krankheitserreger zu wehren versuchen. Schon im Alten Testament werden Abstandhalten und Isolation der Kranken genannt. Die Quarantäne wurde im 14. Jahrhundert eingeführt, andere schon im Mittelalter geltende Massnahmen waren Masken, die Isolierung der Kranken, der Seuchenverdächtigen und ihrer Kontaktpersonen sowie die Unterbrechung des Reise- und Warenverkehrs.

Im 17. Jahrhundert benötigten Reisende ein Zertifikat. Dieses sollte bestätigen, «dass er von gesunden Orten herkomme und an keinem inficierten Orte gewesen sei». Die Häuser von Pestkranken wurden unter Quarantäne gestellt, Ein- und Ausreise wurden mittels Zertifikat kontrolliert, Zuwiderhandlungen hat-ten eine Busse zur Folge.

Eine wesentliche Neuerung waren Impfungen. Der erste Impfstoff wurde 1796 vom englischen Arzt Edward Jenner entwickelt und zwar gegen die Pocken. Schon damals gab es einzelne Impfschäden, und schon damals stritten sich Impfbefürworter und Impfgegner. Die Pocken sind – wie viele andere Krankheiten – dank der Impfung weltweit ausgerottet worden. Was bedeutet, dass weder Epidemien noch Abwehrmassnahmen etwas Neues sind, und auch die Konflikte über die Massnahmen haben eine lange Geschichte.

Auf den ebenso angenehmen wie informativen Vortrag – wobei Zeno Schneider auch näher auf Impfungen und das Immunsystem einging – folgte ein gemütliches Beisammensein.

Ausführlichere Informationen und Literaturangaben: kulturybrig.ch

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