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«Mein Gefühl sagt mir: Das war erst der Anfang»

«Mein Gefühl sagt mir:  Das war erst der Anfang» «Mein Gefühl sagt mir:  Das war erst der Anfang»

Die beiden Einsiedler Stefan Bisig und Manuel Kälin veröffentlichen jede Woche den Podcast «Trashtalk», in dem sie ganz ungezwungen und in ihrer unverwechselbaren Art über Eishockey reden. Der Einsiedler Anzeiger hat die beiden interviewt und war gleichzeitig Gast in ihrer Sendung.

Als Erstes müssen wir zwei Begriffe klären: Was ist ein Podcast?

Manuel: Ein Podcast ist quasi ein Audioformat eines Gespräches in unbestimmter Zeit. Das kann zwischen fünf Minuten und drei Stunden dauern. Den zweiten Begriff, den ich klären möchte, ist «Trashtalk» … Stefan: Trashtalk ist Gelaber, wenn man «Seich» erzählt, wenn sich die Situation emotional hochschaukelt, wenn man Fluchwörter benutzt und so. Und da wir uns manchmal nicht beherrschen können und auch mal ein Fluchwort über unsere Lippen kommt, und wir uns nicht wirklich als Experten im Eishockey bezeichnen können, sondern einfach gerne drüber reden, ist auch viel Müll mit dabei und darum passt Trashtalk eigentlich wie die Faust aufs Auge.

M: Im Eishockey ist Trashtalk ein fixer Begriff, wenn sich Spieler gegenseitig reizen möchten. Im Fussball oder Handball gibt es diesen Begriff nicht. Ihr redet aber nicht nicht nur Müll? S: Nein, ein bisschen Ahnung ha-ben wir schon.

M: Ja, ich würde sagen, wir sind informiert.

S: Wir sind dabei … wir sind okay … wir sind gut … wir machen das super (lacht). Letztes Jahr im August habt ihr eure erste Sendung hochgeladen. Wie ist es überhaupt so weit gekommen?

M: Wir wollten zuerst einfach Musik machen. Stefan und ich sind viel im Ausgang und hatten einfach diese zwei Projekte auf dem Tisch. Wir wollten gerne zusammen Musik machen und einen Podcast. Im Frühling letzten Jahres hat einer der Schweizer Podcasts über Eishockey aufgehört.

Das war ein schöner Hinweis, komm, jetzt könnten wir es doch einfach machen. Wir reden sowieso viel über Eishockey, wenn wir zusammen sind, also warum nicht einfach ein Mikrofon dazwischenstellen. Wer Freude daran hat, hat Freude, und wer das Gefühl hat, es ist doof, der kann es doof finden und es nicht hören.

S: Also ich finde auch diejenigen glatt, die es doof finden und es trotzdem hören (lacht). Von denen kommt auch noch gutes Feedback. Wie ist es weitergegangen, als Ihr den Beschluss gefasst hat-tet, den Podcast nun definitiv zu machen? S: Ich war erstaunt, wie einfach man das aufgleisen konnte. Angefangen haben wir mit einem kleinen Mini-Rekorder, ha-ben dann aber schnell gemerkt, dass die Qualität nicht dem entspricht, was wir gerne hätten. Also haben wir uns richtige Mikrofone gekauft und bei Spotify einen Account erstellt. «That’s it», das ist flüssig von der Hand gegangen.

Wie war die erste Folge?

S: Das war «der Anpfiff». Da ist man einfach nervös. Ich habe in Eigenregie entschieden, die Folge wieder herunterzunehmen. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich immer wieder «Ja» gesagt habe und das die ganze Folge lang. Plus die Qualität stimmte nicht. Mit dem neuen Equipment haben wir dann einfach weitergemacht.

Und seit dem Beginn im letzten Jahr im August seid ihr jede Woche erschienen?

M: Ja, manchmal sogar mehr als einmal in der Woche, da wir Doppelfolgen aufgenommen ha-ben. Wir haben schon vieles ausprobiert. Es ist für uns eine schmerzfreie Zone. Wir versuchen, à jour zu sein, laden Gäste ein, nehmen Folgen auch online auf und haben schon Videos gemacht.

S: Da kommen viele Stunden zusammen, die man einfach mal macht. Wie viele Zuhörer hattet ihr am Anfang? S: Ich weiss gerade nicht, wie viele es bei der ersten Folge waren. Den ersten Erfolg hatten wir mit unserem Gast Fredy. Diese Folge wurde etwa 200 Mal gehört.

Hättet ihr eine zweite Folge gemacht, wenn die erste niemand gehört hätte? M: Wir haben uns gesagt: Zehn Folgen machen wir, gehauen oder gestochen, da muss man durch. Unser Ziel war es dann, nach diesen zehn Folgen 50 Follower zu haben, also Leute, die den Podcast abonniert haben. Das haben wir dann auch geschafft.

Wie viele Follower habt ihr jetzt? S: Aktuell sind es etwa 150. Dazu kommen noch Zuhörer, die uns hören, ohne uns abonniert zu haben. Wie viele Follower braucht ihr, um weiterzumachen? S: Ich kann es nicht sagen. Ich finde das Projekt cool und bleibe gerne dran.

M: Wir setzen uns einfach immer wieder kleine Meilensteine. Könnt ihr damit Geld verdienen?

S: Es gibt die Möglichkeit, einen Podcast kostenpflichtig zu machen. Das finden wir aber nicht spannend.

M: Wir haben nicht das Gefühl, dass wir eine Konkurrenz fürs Radio, Zeitungen oder andere Medien sind, weil wir keine Sportjournalisten sind. Wie der Name es schon sagt: Wir geben keine Qualität raus, wir sind einfach zwei Dudes, die mega viel Eishockey schauen und gerne darüber reden. Darum haben wir auch das Gefühl, dass es gerechtfertig ist, wenn es gratis ist und bleibt. Hat jeder von euch ein Fachgebiet, das er in den Podcast einbringen kann? S: Ich würde sagen, dass ich einen emotionalen Teil in die Folge bringe, wobei Manu eher der faktenbasierte ist. Ich bin viel im Stadion und bekomme Sachen mit von den Kurven und den Fans. So haben wir die Aussenansicht und die Innenansicht, die dann aufeinanderprallen in unseren Folgen.

M: Wir sind auch nicht gefixt darauf, die Resultate herunterzulesen oder das Spiel zu analysieren. Wir nehmen die Themen auf, die uns durch die Spiele suggeriert werden. Das sind dann Themen, die über den Spielen schweben. Wir versuchen, auch etwas Nerdy zu bleiben: U17-Elite oder die Qualifikation der Swiss-League, wir ha-ben auch solche Themen, die es nicht in die Medien schaffen. Welche Rückmeldungen erhaltet ihr von euren Zuhörern? S: Nur positive … (lacht) M: Was immer cool ist, wenn Zuhörer selber ein Thema einbringen oder Fragen haben. Wir bekommen natürlich auch kritisches Feedback. Haben aber auch schon mega schönes Feed-back erhalten. Das ist schon nett. Ihr schaut viel Eishockey und redet darüber. Seid ihr selbst auch mal auf dem Eisfeld anzutreffen?

S: Tatsächlich habe ich es mir für diesen Winter mehr vorgenommen, kam aber nur zweimal dazu. Habt ihr früher aktiv Eishockey gespielt? S: Mein Vater war Präsident des Eishockeyclubs Einsiedeln. Wir hatten hier in Einsiedeln aber keine Möglichkeit, Junioren-Eishockey zu spielen. Es hiess immer, man muss 16 Jahre alt sein, und dann darf man nach Rapperswil. Aber die trainieren am Abend um 21/22 Uhr.

Und dann muss man irgendwie da runter kommen und wieder hoch. Das ist einfach schwierig. Darum bin ich als Kind ins Hand-ball gegangen, und habe bis ich 30 war aktiv gespielt.

M: Bei mir war es so, dass ich zuerst Fussball gespielt habe und dann auch noch Handball. Während meiner Primarschulzeit in Gross hatten wir ein grosses Eisfeld auf dem Schulhofplatz. Unser letzter Podcast-Gast Fredy und sein Vater haben das Feld jahrelang erstellt und gepflegt. Im Winter habe ich ganze Wochenenden auf diesem Eisfeld verbracht sowie jeweils unter der Woche am Abend. Wie es halt so war: Alle Stöcke in die Mitte, die Kappe übers Gesicht und die Stöcke verteilen in Teams.

S: Das wird auch jetzt noch so gemacht … es ist immer noch gängige Praktik (lacht).

M: Bei mir kam dann auch die Frage auf, ob ich aktiv Eishockey spielen möchte. Auch ich stellte fest, dass Rapperswil der nächste Hockeyverein ist. Der Weg ist zu weit, deshalb habe ich nicht mit Eishockey angefangen und bin beim Fussball und Handball geblieben. Von welchem Schweizer Eishockeyteam seid ihr Fan? S: Also es ist so: Eigentlich wollten wir das ungeautet laufen las-sen, denn sobald man sagt, von wem man Fan ist, heisst es, dass man diese Brille trägt. Ich habe die Saisonkarte in Zürich in der Swisslife-Arena. Ich bin seit 2000 Zürich-Fan.

Warum Zürich?

Im Jahr 2000 war ich 10-jährig. Franz Kälin «Postfränzl» war Konditionstrainer beim ZSC und hat mit meinem Vater zusammen Eishockey gespielt. Wir durften ins Hallenstadion den Final Zürich – Lugano schauen. Best of seven wurde gespielt. Mein Vater hat Postfränzel gesagt, als Lugano 3:0 voraus war: Spiel 7 hast du mir dann Tickets. Lugano hätte nur noch einmal gewinnen müssen und wäre Schweizermeister geworden. Wir waren bei Spiel 7 im Stadion, Zürich wurde Schweizermeister, es waren nur schöne Emotionen, rund um mich herum, nur Freude, und von da an hat es mich gepackt.

M: Ich bin kein Fan von irgend einer Mannschaft. Ich hat-te schon viele Berührungen, es hat mich aber bei keinem Team so mitgerissen, dass es mich verletzt hätte, wenn es verlieren würde. Ich finde einfach den Sport cool, bin aber zu wenig Fan von irgend einer Mannschaft. Das finde ich auch cool für unseren Podcast, dass es so ist, wie es ist … S: Ich finde mich schon sehr objektiv.

M: Ich finde dich auch meis-tens objektiv.

S: Okay, nächste Frage … (lacht) Wie sieht die Zukunft von Trash-talk aus?

Wir haben verschiedene Ideen und Projekte, die wir am Ausarbeiten sind. Das Interview mit dir war auch wieder ein Meilenstein. M: Ja genau, von Milestone zu Milestone.

S: Mein Gefühl sagt mir: Das war erst der Anfang.

Foto: Lukas Schumacher

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