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«Jazz-Musik und besonders Glenn Miller haben mir schon immer gefallen»

«Jazz-Musik und besonders Glenn Miller  haben mir schon immer gefallen» «Jazz-Musik und besonders Glenn Miller  haben mir schon immer gefallen»

Tim Kälin, Janik Zehnder und Tim Schelbert von der Klasse 2.7, Schulhaus Brüel Einsiedeln, führten mit dem Dirigenten Erwin Füchslin ein Interview. Sie sprachen mit ihm über Herausforderungen und Highlights in seiner Karriere als Musiker.

Herr Füchslin, seit wann und wieso spielen Sie Trompete?

Als ich mit zirka sieben Jahren anfing Blockflöte zu spielen, wurde mir danach die Wahl gelassen, welches «richtige» Instrument ich als Nächstes spielen will. Auf Weihnachten bekam ich dann einmal Schallplatten geschenkt, da mir Jazz-Musik und insbesondere Glenn Miller sehr gefallen hat. Manchmal durfte ich auch mit meinen Eltern am Samstagabend Live Big Bands im Fernsehen anschauen. Wie diese Big Bands die Trompete gespielt haben, hat mich sehr fasziniert. Da wollte ich dieses Instrument auch erlernen. Somit waren eigentlich die Schallplatten und diese Live-Konzerte im Fernsehen das eigentliche Schlüsselerlebnis für mich. Sie sagen, Sie waren von der Big Band fasziniert. Haben Sie deshalb die Let’s Go Big Band gegründet? Es war ein Bubentraum von mir, auch mal so eine Big Band wie Glenn Miller Orchester oder Count Basie zu haben. Dies waren meine Götter, welche ich bewundert und deren Schallplatten ich rauf und runter gehört habe. Ich dachte, es hat in der Umgebung auch viele gute Musiker. So suchte ich in Einsiedeln und den Vierteln passende Musiker zusammen. Wir trafen uns, spielten und hatten den Plausch. So gründeten wir 1990 die Big Band. Wie sind Sie zum Namen der Big Band gekommen? Da heute sehr vieles Englisch ist und wir einfach loslegten, war der Name «Let’s Go» für unsere Big Band naheliegend. Sie sind Dirigent in der Let’s Go Big Band. Wie kam es dazu? Ich war in der Militärmusik. Der damalige Instruktor wollte, dass ich als Unteroffizier weitermache. Man ist dann Dirigent der Rekruten. Dafür wollte ich unbedingt eine Ausbildung machen. Da machte ich die Dirigentenausbildung am Konservatorium. Ich fand es sehr cool, und es machte mir Spass. Da wollte ich natürlich auch einen Verein übernehmen. Erst dirigierte ich 16 Jahre die Feldmusik Bennau und dann die Jugendmusik. Ein Puzzleteil fügte sich zum andern und so wurde ich Dirigent von der Let’s Go Big Band. Sind Sie vor Auftritten mit Ihrer Band nervös? Ja, ich bin nervös. Vor allem wenn man ein schwieriges Programm spielt oder einfach ab Blatt spielen muss. Mit meiner Erfahrung weiss ich mittlerweile besser damit umzugehen. Ich finde aber, dass Anspannung und Nervosität dazu gehören, so spielt man auch mit Emotionen und wird dadurch besser.

Sie erwarten von Ihren Bandmitgliedern, dass sie gut vorbereitet sind. Wie viel üben Sie selbst? Ich übe pro Tag drei Stunden. Aber ich bin Berufsmusiker und auf vielen Bühnen unterwegs. Wenn man da mithalten möchte, muss man sehr viel üben. Es braucht natürlich Ehrgeiz und Selbstdisziplin. Wenn jemand als Hobby musiziert und weiterkommen will, wäre es gut, eine halbe Stunde pro Tag zu üben. Welcher Auftritt blieb Ihnen be-sonders in Erinnerung?

Das ist zum einen die Tournee mit Max Greger und Hasi Osterwald im Jahr 2007. Ich habe da im Orchester gespielt, wo sie als Solisten aufgetreten sind. Diese Tournee ist mir brutal eingefahren, da ich diese Swing-Legenden als Kind vergöttert habe. Der zweite Auftritt, den ich sicher nie vergessen werde, war das Spiel in der WM-Band der alpinen Ski WM, welche 2003 in St. Moritz stattgefunden hat. Da konnten wir zwei Wochen lang in der Zielarena für jeden Athleten einen auf sein Land angepassten Jingle spielen. Mit dem ganzen Drumherum mit den Skistars und den vielen Zuschauern fühlte man sich selbst wie ein kleiner Popstar. Sehr schön waren auch die Begegnungen mit den Skicracks. Als leidenschaftlicher Skifahrer bleibt das für mich unvergesslich. Welches war bis jetzt Ihre grösste Herausforderung in Ihrer Musikkarriere? Das war sicher, als ich beim Militär in die Swiss Army Big Band gekommen bin. Das ist eine Aushängeformation der Schweizer Armee. Zusammen mit Pepe Lienhard und seiner Band sind wir da in Uniform bei diversen Empfängen und Staatsbesuchen im In- und Ausland aufgetreten. Immer bereit sein und die Leistung sofort zu bringen, war damals eine brutale Herausforderung und etwas vom Schwierigsten für mich. Welches sind die schöneren Auftritte mit der Big Band, hier in der Region oder auswärts? Hier zu Hause einen Auftritt zu haben, ist für mich etwas vom Schönsten. Man kennt sehr viele Leute, und dann kommen oft mehr Leute an Auftritte, weil wir hier bekannt sind. Was sind Ihre Ziele für die Zukunft für Ihre Big Band? Meine 18 Musiker sollen Spass haben an den Gigs und wir wollen weiterhin tolle Auftritte ha-ben zusammen. Mein grösstes Ziel aber ist, dass wir genug junge, interessierte Musiker für unsere Big Band begeistern können. Wenn ich einmal genug habe, und wir Alten gehen, soll die Big Band auch weiterhin bestehen bleiben.

Im Rahmen eines Medienprojekts im Fach Deutsch führten Schülerinnen und Schüler der 2. Oberstufe, Schulhaus Brüel, Einsiedeln, Gespräche mit verschiedenen bekannten oder auch weniger bekannten Persönlichkeiten. Die Schüler wurden betreut von Erwin Kretz, Fachlehrperson Deutsch, Englisch und Französisch. Die Interviews sind in regelmässigen Abständen im Einsiedler Anzeiger zu lesen. Das heutige Interview ist das Letzte.

Foto: zvg

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