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Die Steuererklärung innert Frist einreichen – oder hinausschieben?

Ich bin im Allgemeinen jemand, der Dinge lieber gleich abarbeitet, als ewig vor sich her schiebt.Vor allem kleine Angelegenheiten sind bei mir fast immer sofort erledigt. Natürlich muss auch ich grössere Projekte einplanen und deshalb brauchen diese etwas mehr Zeit.

So ist es zum Beispiel mit den Steuern. Schon im Laufe des Jahres und insbesondere nach Jahresabschluss trudeln nach und nach die steuerrelevanten Unterlagen ein. Diese ordne ich laufend in den Steuerordner ein. So ist alles am richtigen Platz. Ich führe Listen für die Erträge unseres Solardaches, ordne Liegenschaftsunterhaltsrechnungen zusammen ein und fühle mich so gut vorbereitet.

Anfang Jahr folgt dann jeweils das Steuercouvert – weshalb auch immer es diesen Ausdruck noch immer für alle braucht. Leider kann ich dann oft nicht gleich loslegen, es fehlen meistens noch irgendwelche Unterlagen. Mitte Februar kommt bei mir dann eine Erinnerung, die Steuererklärung auszufüllen. Denn ich bin gerne innert der Frist fertig – ein kleiner innerer Perfektionist treibt mich dabei an. Dann wird mein Kalender kontaktiert und ein Termin für etwa zwei Stunden eingetragen, in welchen ich die Steuern dann ausfülle – online natürlich.

Dieses Jahr ist es jedoch etwas anders: Ich habe bei einem Wettbewerb (bereits zum zweiten Mal) gewonnen, dass mir ein Treuhandbüro die Steuern ausfüllt – das hat so seine Vorteile, wenn es auch etwas mehr Vorbereitung braucht mit dem Zusammenstellen der Unterlagen. Aber selbst jetzt habe ich die Firma kürzlich angefragt, ob meine Steuererklärung innert der vorgegebenen Frist fertig wird … Wurde sie!

Was sich heute aufschieben lässt und einen quälen mag, dass Gott erbarm, soll getrost auf morgen verschoben werden. Aus den Augen, aus dem Sinn: Dieses Lebensmotto dient nicht zuletzt auch dem Steueramt, das unter der Last der Steuererklärungen komplett zusammenbrechen würde, wenn alle Bürger ihre Steuererklärung bis Ende März fristgerecht einreichten. Deswegen ist das Steueramt noch so froh, wenn ich mir bis Ende November Zeit lasse mit dem Ausfüllen der Formulare: Was lange währt, wird endlich gut. Gut Ding will schliesslich Weile ha-ben. Ende gut, alles gut.

Die Prokrastination («Aufschieberitis ») hat also auch ihre guten Seiten, auch wenn sie hierzulande einen üblen Ruf zu haben scheint: Die Störung wird vor allem bei Personen beobachtet, die überwiegend selbstbestimmt arbeiten (wie Studenten oder Journalisten). Betroffene leiden meist dauerhaft darunter und berichten, bereits zu Schulzeiten Probleme gehabt zu ha-ben, die sich dann in ihrem späteren Berufs- und Privatleben fortsetzen würden. Ob es sich nun um eine Seminarbeit an der Universität, einen Bericht für den Einsiedler Anzeiger oder um die Steuererklärung handelt: Immerzu geht es um die Deadline, die es einzuhalten gilt.

Abgesehen davon macht es angesichts der desolaten Lage auf unserem Planeten durchaus Sinn, die Deadline für die Steuererklärung hinauszuschieben: Gut möglich, dass ich denn dann gar keine Formulare mehr ausfüllen muss, falls die Welt bis Ende November untergeht (und im Fall eines Weltuntergangs wäre die rechtzeitig fristgerecht eingereichte Steuererklärung eh vollends für die Katz gewesen).

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