Erst Flüchtling – jetzt ein geschätzter Mitarbeiter

Der 33-jährige Dalil Ubaid liebt sein Handwerk über alles

Seit gut drei Jahren lebt der 1991 geborene Dalil Ubaid nach einer achtmonatigen Flucht aus Syrien in Einsiedeln. Mit viel Fleiss hat er sich gute Deutschkenntnisse angeeignet. Der grossgewachsene, sehr sympathische Kurde steht im zweiten Lehrjahr in der Bennauer Firma Pit Kälin Plattenbeläge. Und dies mit Erfolg.

Dalil Ubaid erlebte als Flüchtling das gleiche Schicksal wie viele andere Menschen. Er wurde im Januar 1991 in Afrin, einer grösseren Stadt im Nordwesten Syriens – nahe der Grenze zur Türkei – geboren. In seiner Familie gab es noch drei weitere Geschwister. 2018, anlässlich der türkischen Militäroffensive, wurde seine Stadt besetzt. Dalil musste seine Wohnung verlassen und floh via türkische Grenze nach Istanbul und von dort weiter nach Griechenland. Nach sechs Monaten führte ihn die Flucht über Mazedonien-Serbien nach Chiasso. Über ein Camp auf dem Glaubenberg kam er dann für drei Monate nach Biberbrugg; seit 2021 wohnt er in Einsiedeln.

«Ich wollte diesen Job!» Hier fühlt er sich sehr wohl, macht im Begegnungsprojekt «Einsiedle mitenand» aktiv mit und fährt täglich sehr motiviert nach Bennau, wo ihm die Firma Pit Kälin Plattenbeläge 2022 die Möglichkeit für eine solide Ausbildung eröffnet hat. Nachdem er in Syrien als Bauer und Motorradmechaniker gearbeitet hatte, übte er während fünf Jahren den Beruf als Plattenleger aus, bringt also bereits gute Fähigkeiten für diese Arbeit mit. Dalil wusste immer: «Wenn ich hier leben will, muss ich die Sprache gründlich lernen.» Bei seiner Ankunft in der Schweiz verstand er lediglich die Buchstaben auf Englisch. Mit der deutschen Sprache konnte er sich bestens anfreunden, heute versteht er bereits sehr viel, wenn rundherum Mundart gesprochen wird. 2021 durfte er bei Pit Kälin ein Praktikum sowie eine Schnupperlehre absolvieren. Nach diesen Tagen meinte Dalil: «Das ist es; ich möchte diesen Job.» Und so begann er im Sommer 2022 mit der Ausbildung, welche er im Juli mit dem EBA (Eidgenössiches Berufs-Attest) abschliesst.

Vieles mitgebracht und schnell gelernt Dalil Ubaid war natürlich als Plattenleger bereits etwas «vorbelastet ». Schnell hat er gesehen, dass die Arbeitsabläufe nicht gleich wie in seinem Herkunftsland Syrien sind. «Darauf », so sein Lehrmeister Florian Odermatt, «hat sich Dalil bestens eingestellt.» Er attestiert seinem um fünf Jahre älteren Lehrling eine schnelle Auffassungsgabe und viel Selbstständigkeit. Auch seine Noten in der Berufsschule liegen meist um 5 und höher. Klar ist, dass er in der deutschen Ausdrucksform noch Hilfe braucht, die er aber mit viel Dankbarkeit entgegennimmt. Auch in den jeweiligen Kursen des Schweizerischen Plattenlegerverbandes hat man erkannt, dass Dalil ganz besondere Fähigkeiten an den Tag legt, die auch seinen Chef Pit Kälin freuen. Dass er nach dem Abschluss im Sommer bei «seiner» Firma bleiben darf, erfüllt ihn mit Stolz und grosser Freude. Wenn er in nächster Zeit die praktische Autoprüfung absolviert, kann er dann vollkommen selbständig zu den Baustellen fahren. Die Theorieprüfung hat er nämlich bereits hinter sich. Dazu meint er locker: «Es war sehr leicht!» Ihm läuft offenbar alles, was er anpackt, sehr leicht von der Hand. Das sei ihm ganz herzlich gegönnt.

Foto: zvg