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Folgen einer allfälligen Zinsanpassung

Ende März werden jeweils die Zinssätze für die Covid-19-Kredite durch den Bundesrat überprüft. Viele rechnen nach 2023 mit einer neuerlichen Erhöhung. Das Gastgewerbe könnte zu jenen Branchen gehören, die von höheren Covid-Kredit Zinsen besonders betroffen wären.

Das Jahr 2020, das Jahr des Pandemieausbruchs: Zwischen 26. März und 31. Juli wurden 137’870 Covid-19-Kredite in der Höhe von rund 17 Milliarden Franken gewährt. Rund 23 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz erhielten einen Covid- 19-Kredit. Im Kanton Schwyz sind es, Stand Februar, 3035 gewährte Covid-Kredite im Gesamtbetrag von 369’717’305 Franken. Davon wurden 1140 Kredite zurückbezahlt. Alle anderen sind betroffen von dem Schreiben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), das kürzlich im Briefkasten der Wirtschaftsverbände und Handelskammern lag. «Vorinformation bezüglich allfälliger Zinsanpassungen der Covid-19-Kredite per Ende März 2024», steht drauf.

Die Zinssätze werden jährlich auf den 31. März geprüft und gegebenenfalls den Marktentwicklungen angepasst. Somit könnte der Bundesrat die aktuellen Zinssätze von 1,5 Prozent für die Covid-19-Kredite bis 500’000 Franken sowie 2 Prozent für jene über 500’000 Franken anpassen. Letztmals geschah das 2023. Dass die Zinsen per 31. März eher steigen als fallen, damit rechnen auch Unternehmer in der Region.

Gewerbeverband reagiert

Eine wichtige Anlaufstelle für Gewerblerinnen und Unternehmer bei Fragen zu wirtschaftlichen Angelegenheiten und politischen Entscheidungen ist der Kantonal-Schwyzerische Gewerbeverband. Präsident Heinz Theiler teilt mit: «Bei uns im Kanton Schwyz sind bis jetzt noch keine Anfragen auf dem Sekretariat eingegangen.» Dann erklärt er die Optionen des Seco, die nun folgen können. «Der Bundesrat hat die Anpassung der Covid-Kredit-Zinsen mittels Verordnung jeweils auf den 31. März an die Leitzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gekoppelt. Dadurch ergeben sich zwei mögliche Szenarien: Entweder lässt die SNB ihren im Juni 2023 beschlossenen Leitzins von derzeit 1,75 Prozent unverändert, wodurch die Covid-19-Zinsen um 0,25 Prozent steigen, da diese Erhöhung noch nicht an die Covid- Kredite weitergegeben wurde. Oder sie beschliesst aufgrund der Anzeichen einer Stabilisierung oder Verlangsamung auch der deutschen Wirtschaft, ihren Leitzins um 0,25 Prozent zu senken, was dazu führen würde, dass die Zinsen unverändert bleiben.» Wie man nun reagiert? «Der Kantonal-Schwyzerische Gewerbeverband unterstützt den Schweizerischen Gewerbeverband in seinem Ansinnen, beim Bundesrat zu intervenieren. Es sprechen viele Argumente gegen eine Erhöhung der Zinsen bei den Covid-Krediten. Es braucht keine Zinserhöhung, da sich die Inflation im Inland überraschend stark erholt hat», so Theiler. Mit Betriebsschliessungen aufgrund einer Zinserhöhung rechnet er im Kanton Schwyz nicht. «Wenn aber Betriebe und Unternehmungen durch den Anstieg der Zinssätze für Covid-19-Kredite in Schwierigkeiten geraten, können sie Unterstützung bei den Bürgschaftsorganisationen suchen.» Besonders betroffene Branchen Für Heinz Theiler sind Überlegungen zur Zinserhöhung beim Seco nachvollziehbar, da sich das Marktumfeld verändert habe. «Die Vergabe der Kredite erfolgte in einer Krisensituation und in der direkten Verantwortung, die der Staat aufgrund der von ihm vorgeschriebenen Schliessungen von Betrieben vornahm, um die Umsatzeinbussen abzufedern. Auf der anderen Seite sollten für alle Unternehmen die gleichen marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gelten und allfällige Wettbewerbsverzerrungen durch allzu tiefe Zinssätze für Covid-19-Kredite vermieden werden.» Dass sich gar die anfängliche Idee, Unternehmen in der Not zu unterstützen, nun in eine zusätzliche (existenzgefährdende) Belastung umkehrt, denkt Theiler nicht. Das Seco habe kein Interesse daran, dass Unternehmen und Gewerbebetriebe aufgrund einer Zinserhöhung in existenzielle Nöte gerieten. Auf die Frage, welche Branchen besonders durch die Zinserhöhung betroffen wären, sagt er: «Wenn, dann sind es dieselben Branchen, die schon von den Schliessungsmassnahmen stark betroffen waren und sich noch immer nicht gut erholt haben, zum Beispiel der Tourismus, das Gastgewerbe, die Veranstaltungsbranche und der Einzelhandel.»

Branchenverbände am Zug

Peter Reichmuth, Departementssekretär des Schwyzer Volkswirtschaftsdepartements, erläutert die Situation: «Per 31. März 2023 hat der Bund die Zinsen für die Covid-Kredite erstmalig erhöht. Eine erneute Anpassung wird per Ende März geprüft. Beim Schreiben des Bundes an die Wirtschaftsverbände und Handelskammern handelt es sich um eine Vorinformation.» Die diesbezügliche Beschlussfassung durch den Bundesrat sei noch nicht erfolgt. «Da der Bund hier den Lead hat, ist zu erwarten, dass in dieser Frage Branchenverbände beim Bund vorstellig werden und ihn auffordern, auf eine Zinserhöhung zu verzichten.» «Branche doppelt bestraft» Einer der besagten Verbände ist Gastro Schwyz respektive Gastro Suisse. In einer Mitteilung heisst es: «Die Zinserhöhungen werden durch die allgemeine Zinsentwicklung begründet. Dabei geht vergessen, dass die Zinserhöhung der SNB auch eine Reaktion auf die Inflation ist.» Das Gastgewerbe mit seinen vergleichsweise moderaten Margen spüre die Inflation stark und könne die Preissteigerungen nur teilweise weitergeben. «Die Branche wird entsprechend doppelt bestraft.» Gastro Suisse erwarte daher vom Bund, dass er die Auswirkungen der Zinserhöhungen genau untersucht und die Zinsen wieder senkt.

Im letzten Jahr, nach der erstmaligen Zinserhöhung, wurde eine Petition eingereicht, die unter anderem von Gastro Suisse und der Fédération Suisse des Professionnels de l’Événementiel unterstützt wird. Knapp über 1800 Unternehmen forderten die Beibehaltung von 0 Prozent Zins der KMU-Covid-Kredite. Am 6. März wird nun die Motion im Nationalrat behandelt. Wird sie angenommen, gilt das auch für die eventuell anstehende neuerliche Erhöhung. Sie wäre damit vom Tisch.

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