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«Bitcoin als Anlage ist im Mainstream angekommen»

«Bitcoin als Anlage ist im Mainstream angekommen» «Bitcoin als Anlage ist im Mainstream angekommen»

Thomas Rühl, Chief Investment Officer und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank, analysiert den derzeit starken Kursanstieg der Kryptowährung Bitcoin.

Derzeit geht der Bitcoin-Kurs durch die Decke. Auch wenn die Schwyzer Kantonalbank keine Investments in Kryptowährungen anbietet: Beobachten Sie die Entwicklung? Ja klar, wir verfolgen alles, was auf den Märkten passiert. Und was stellen Sie fest? Wieso steigt der Kurs dermassen? Der Hauptgrund ist, dass Anfang Jahr die Behörden sogenannte Bitcoin-ETF an der Börse in den USA zugelassen haben. Mit solchen börsengehandelten Fonds können Anlegerinnen und Anleger in Vermögenswerte investieren, seien es Aktien, Edelmetalle oder eben neu Bitcoin, ohne diese selbst kaufen und lagern zu müssen. Somit hat auf einen Schlag die breite Masse einfachen Zugang zu Bitcoins erhalten, was die Nachfrage und somit den Wert in die Höhe treibt. Der Bitcoin als Anlage ist im Mainstream angekommen.

Was heisst das in Zahlen?

Mittlerweile sind gemäss «Financial Times» seit Januar über 7,5 Milliarden US-Dollar in die erwähnten Bitcoin-ETF geflossen. Andere Quellen sprechen sogar von 11 bis 13 Milliarden. Auf jeden Fall sind die Volumina in die-sen Fonds beachtlich und in der Tendenz wohl weiter steigend. Kann man in der Schweiz auch

in solche ETF investieren?

Die neuen Bitcoin-ETF sind in der Schweiz im Moment nicht zugelassen. Es gibt hierzulande seit einiger Zeit Zertifikate auf Kryptowährungen. Und dann gibts die Kryptobörsen. Der Untergang des Anbieters FTX im Jahr 2022 zeigt allerdings, dass man sich dabei in einem unregulierten und damit riskanten Umfeld bewegt. Es lohnt sich also, die Angebote genau zu prüfen. Wie lauten Ihre Prognosen zur weiteren Preisentwicklung des Bitcoins? Aus finanztheoretischer Sicht kann dazu keine seriöse Aussage gemacht werden. Denn Bitcoin hat keinen intrinsischen Wert, also nicht wie beispielsweise Aktien, hinter denen ein Unternehmen steht, dessen Geschäftstätigkeit und Entwicklung bewertet werden kann. Bitcoin ist eher wie Gold: ein knappes, unzerstörbares Gut, dem die Gesellschaft einen Wert zumisst und bei dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Was heisst das konkret? Empfehlen Sie eine Investition in Bitcoins oder eher nicht? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sehr starke Kursschwankungen gibt. Der Bitcoin-Kurs hat sich von rund 22’000 Dollar vor einem Jahr auf rund 66’000 verdreifacht. In früheren Phasen, zum Beispiel von Oktober 2020 bis April 2021, hat sich der Preis teilweise verfünffacht, gefolgt von ähnlich steilen Abstürzen. Dies zeigt die extreme Volatilität und damit das Risiko solcher Anlagen. Also ist es eher ein Zocken.

Auf keinen Fall sollte man beispielsweise seine Altersvorsorge in Bitcoins investieren. Sondern nur Geld, auf das man zumindest kurzfristig nicht angewiesen ist und dessen Verlust nicht schmerzt. Ich glaube nicht an Stabilität in diesem Markt. Es bleibt ein Hype mit Aufs und Abs. Traditionelle Finanzanlagen wie beispielsweise unsere Strategiefonds sind weniger spektakulär, dafür jedoch weniger risikoreich.

Haben Sie selber in Bitcoins investiert? (lacht) Ja, selbstverständlich. Aber nur einen kleinen Betrag. Mich interessiert die Entwicklung am Markt und die revolutionäre Blockchain-Technologie, die dahintersteckt, fasziniert mich.

Hinweis: Die Volkshochschule Schwyz bietet am 16. März einen Grundkurs zum Thema Kryptowährungen an. Weitere Informationen unter www.vhsz.ch.


Thomas Rühl, Chefökonom der Schwyzer Kantonalbank, glaubt nicht an Stabilität im Bitcoin-Markt. Foto: zvg

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