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«Das Rennen lief ich wie in Trance»

«Das Rennen lief ich wie in Trance» «Das Rennen lief ich wie in Trance»

Der Unteriberger Daniel Grätzer nahm am Sonntag am 90 Kilometer langen Wasalauf teil

Immer am ersten Sonntag im März findet in Schweden der «Wasalauf» statt. So liefen 16’000 Langläufer in Sälen los zum rund 90 Kilometer entfernten Mora. Neben Daniel Grätzer nahmen noch zwei weitere Sportler aus der Region Einsiedeln daran teil.

Der Lang- und Ski-OL-Läufer Daniel Grätzer weilt seit einiger Zeit im Ausland. Zuerst nahm der 25-Jährige am Ski-OL-Weltcup in Estland teil. Mitte letzter Woche reiste er direkt nach Stockholm, die Hauptstadt Schwedens. Direkt aus der Schweiz reiste sein Bruder Tobias und Kollege Philip Seematter an. Diese drei hat-ten am letztjährigen Engadiner die Idee entwickelt, am Wasalauf 2024 mitzulaufen. Also meldeten sie sich an. Die 16’000 Startplätze waren nach rund zwei Wochen ausgebucht.

Materialwahl

Doch bevor es los ging, muss-te zuerst das richtige Material gepackt werden. Anfänglich wurden Langlaufskier für Kälte eingepackt. Aber wie in der Schweiz waren für das Wochenende nasse und warme Tage angesagt. Somit wurden die «kalten» Skier aus- und die «warmen» Skier eingepackt. Gemeinsam ging es am Mittwoch letzter Woche dann im Mietauto von Stockholm ins rund 400 Kilometer entfernte Sälen. An den ersten beiden Tagen standen Materialtests an. Es galt, die besten Skier aus den 15 mitgebrachten auszutesten.

Und schon bald war es Sonntag und pünktlich um 8 Uhr fiel der Startschuss. Traditionsgemäss war es ein Massenstart. Grätzer konnte dann auch unweit vor ihm einen heftigen Startsturz mitverfolgen. Glücklicherweise war er darin nicht involviert. Während den ers-ten drei Kilometern ging es bergauf, und was noch schlimmer war, es herrschte Dauerregen. «Irgendwie fiel ich in Trance und lief einfach mein Rennen », konnte Grätzer zu Protokoll geben.

Nasser und weicher Schnee

Durchgenässt galt es dann noch, 87 Kilometer zu absolvieren. Aufgrund der Wärme und der grossen Teilnehmerzahl waren in den Kurven auch bald keine klassischen Spuren mehr sichtbar, in welchen man laufen konnte. Der Stockeinsatz konnte auch nicht wie gewohnt gemacht werden, versanken die Stöcke doch viel zu tief im warmen und weichen Schnee. So entschied sich Grätzer, den Stockeinsatz nicht entlang dem Körper, sondern weg vom diesem zu machen. Ein Muskelkater im Schulterbereich war dann nach Abschluss des Rennens das Resultat. Zwischen Kilometer 30 und 50 hat-te er ein regelrechtes Tief und wurde von vielen Läufern überholt. Danach konnte er sich wieder fangen und dann war es an ihm, die anderen Läufer zu überholen. Grätzer lief das Rennen unter den 400 schnellsten Läufern. Eine legendäre Verpflegung während des Rennens wäre die Blaubeerensuppe. Leider konnte er nicht davon kos-ten, sie war bei dem von ihm angelaufenen Verpflegungsposten noch nicht bereit. So verpflegte er sich mit seiner mitgebrachten Ernährung, vor allem isotonischen Getränken und Energie-Gels. Nach fünf Stun-den und zwei Minuten schloss er das Rennen als 348. von 11’042 Rangierten ab. Warten auf Bruder und Kollege

Nach dem Umziehen konnte er seinen Kollegen Philip als 1599. und seinen Bruder Tobias als 2648. im Ziel begrüssen. Am Montagabend erfolgte dann die Rückkehr mittels Flugzeug in die Schweiz. Der Flieger hätte als Wasalauf-Express bezeichnet werden können, sassen doch vornehmlich Teilnehmer des Rennens an Bord. Das nächste grosse Rennen wäre am Sonntag, der Engadiner. Grätzer schaut aber, ob er bereits schon wieder fit für ein weiteres Rennen sein werde. Er würde höchstens einen halben Marathon laufen. Und auch nur, falls er sich genügend erholt fühlt. Als weiteres Ziel seiner Sportlerkarriere möchte er im Ski-OL ins Kader kommen. Der begeisterte BVB- und HCD-Fan wird je nach verfügbarer Zeit auch im Sommer an OL-Rennen anzutreffen sein. Aber auch sein Beruf als Logistiker bei der Schweizerischen Post benötigt natürlich einen Teil seiner Zeit.

Fotos: zvg


Improvisieren war angesagt: Die Skier wurden in der Küche für das Rennen gewachst.

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