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Aufruhr an den Einsiedler Schulen, weil Klassen neu eingeteilt werden

Aufruhr an den Einsiedler Schulen, weil Klassen neu eingeteilt werden Aufruhr an den Einsiedler Schulen, weil Klassen neu eingeteilt werden

Am Montag wurde den Einsiedler Viertklassschülerinnen und -schülern mitgeteilt, dass sie ab August in neue Klassen aufgeteilt werden.

In den vierten Klassen des Dorfs Einsiedeln herrscht Aufruhr. Wie vor zwei Jahren werden im August die Klassen neu aufgeteilt. Dies auch aufgrund eines Antrages der 5./6. Klassenlehrpersonen. Per Schulbeginn werden so neue fünfte Klassen erstellt. Rektor Raffael Bosshard stellte sich den Fragen des Einsiedler Anzeigers. Besteht nicht die Gefahr, dass aufgrund der Wünsche der Lehrpersonen und der Wünsche der Schüler ein schlechtes Klima produziert wird? Mit grosser Aufmerksamkeit verfolgen wir als Schule das Ziel, ein optimales Lernumfeld für unsere Schülerinnen und Schüler zu schaffen. In den letzten Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Grösse und Zusammensetzung einer Klasse wesentlich dazu beitragen kann, die Lernerfahrung und das soziale Miteinander der Kinder positiv zu gestalten. Insbesondere haben wir vor rund eineinhalb Jahren im Schulhaus Nordstrasse sehr gute Erfahrungen mit der Neuzusammensetzung von Klassen gemacht, wodurch ein ausgewogeneres und förderlicheres Lernklima geschaffen werden konnte.

Vor diesem Hintergrund und nach sorgfältiger Abwägung hat die Schulleitung in Absprache mit dem Schulrat beschlossen, die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen der Nord- und der Kornhausstrasse auf die 5. Klassen neu zusammenzusetzen. Mit diesem Schritt wird das Ziel verfolgt, die Klassengrössen auszugleichen und mit einer guten Durchmischung eine förderliche Lernumgebung für alle zu gewährleisten. Es geht folglich nicht um Wünsche von Lehrpersonen, sondern vielmehr darum, den Schülerinnen und Schülern ein gutes Lernumfeld zu bieten. Warum wurden denn diese Kriterien nicht zu Beginn der Schulkarriere der Kinder angewendet?

Aus den zehn Kindergärten im Dorf werden die Kinder in fünf Primarklassen zusammengetragen. Bereits hier nimmt die Schule Einsiedeln eine Einteilung nach verschiedenen Kriterien vor. Unter anderem achten wir auf Klassengrösse, Zusammensetzung von Mädchen und Knaben, Wohnort sowie auf weitere schulisch relevante Faktoren. Auch wenn diese Einteilung nach dem Kindergarten mit viel Aufwand, nach bestem Wissen und Gewissen sowie unter Einbezug von Lehrpersonen vollzogen wird, verändern sich die Klassengefüge meist schon während der ersten Jahre der Primarschulzeit stark.

Die Geschlechter und Klassengrössen erfahren doch keine grundlegenden Änderungen von heute auf morgen? Alleine durch Zu- und Wegzüge ergeben sich deutliche, aber eben nicht regelmässig verteilte Veränderungen. Das sorgfältige Erstellen der 1. Primarklassen ist leider keine Garantie dafür, dass die Klassenstrukturen in der 4. Klasse durchgehend lernförderlich sind. Sind die Klassenlehrpersonen ab der 5. Klasse bei besonderen Bedürfnissen von Kindern über- oder unterfordert? Weder noch. Die Lehrpersonen leisten sehr gute Arbeit auf ihrer Stufe und gehen mit den Bedürfnissen der Kinder genau so professionell um, wie es auch unsere Kindergarten- und Primarlehrpersonen in den anderen Stufen machen. Wie sinnvoll ist es, die Kinder aus ihrem «angestammten» Schulhaus, das üblicherweise in der Nähe des Wohnorts liegt, an das «andere Ende» des Dorfes zu schicken? Aufgrund dieses Entscheids muss kein Kind «am anderen Ende des Dorfes» in die Schule. Aus Platzgründen konnten bereits in den letzten Jahren nicht alle sechs Klassenzüge durchgehend im Schulhaus Kornhausstrasse unterrichtet werden. Alle zwei Jahre müssen zwei 5. Klassen ins Schulhaus Nordstrasse oder ins Schulhaus Brüel wechseln. Dieser Wechsel wäre sowieso angestanden. Die zwei Primarklassen, die im Schulhaus Brüel unterrichtet werden, gehören ebenfalls zur Schuleinheit Nordstrasse.

Wie geht die Schulleitung mit der Kritik der Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klassen zur Auflösung der vertrauten Klassen um? Wie «ernst» werden sie genommen? Die Schulleitung hat für die Kinder und Eltern ein offenes Ohr und nimmt die Ängste, Vorbehalte und Emotionen ernst. Die Kinder werden einen Zettel erhalten, auf welchem sie vier «Wunsch-Gespändli» anbringen können, mit welchen sie gerne zur Schule gehen würden.

Die Schulleitung und die Lehrpersonen haben viel Verständnis dafür, dass die Schülerinnen und Schüler in der ersten Phase überrumpelt sein können. Doch es zeigte sich, dass in den Gesprächen mit den Kindern ihre Vorbehalte und Ängste abgebaut werden konnten. Die Schulleitung konnte auf die Erfahrung aus der erstmaligen Durchmischung von drei Klassen am Standort Nordstrasse berichten. Auch damals gab es eine gewisse Ungewissheit, doch nach dem Schulstart im Sommer wechselten die gemischten Gefühle in positive Ansichten, welche durch die Klassenneuverteilung möglich wurden.

Welche Probleme werden konkret durch die Neueinteilung an den Einsiedler Schulen dadurch gelöst? Mit diesem Schritt wird das Ziel verfolgt, die Klassengrössen auszugleichen und die Klassen ausgewogener zusammenzusetzen. Das Ziel ist, dass alle Kinder eine förderliche Lernumgebung erleben können. Das neue Zusammenstellen bestehender Klassen kann zudem vielfältige Vorteile bieten, wie die Förderung von sozialen Verbindungen, das Entdecken neuer Perspektiven und die Schaffung eines dynamischeren Lernumfelds. Verhärtete Verhaltensmuster und festgefahrene Rollenverhalten können aufgebrochen werden. Die Kommunikationsfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler wird verbessert sowie die Akzeptanz von Vielfalt in der Schülerschaft gefördert.

Auch im Hinblick auf den Übertritt in die Oberstufe ist das Neudurchmischen positiv, die Schülerinnen und Schüler kennen bereits eine grössere Anzahl Kinder und haben bereits erlebt, dass man sich schnell einleben kann. Was möchten Sie sonst noch sagen? Das Bilden von neuen Klassen stellt nicht eine neue oder spezifische Massnahme dar, welche nur in Einsiedeln praktiziert wird. In mehreren Gemeinden und Kantonen werden die Klassen schon seit Jahren regelmässig neu zusammengesetzt. Es handelt sich nicht um ein Experiment, sondern um ein gut erprobtes Vorgehen mit pädagogischen Vorteilen. (Die Neuzusammenstellung von Klassen bietet eine Chance zur Förderung von sozialer Integration und stärkt die Vielfalt im Lernumfeld. Dies fördert nicht nur die soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, sondern kann auch das Klassen- und Jahrgangskollektiv eines Schulstandortes positiv beeinflussen.)

Das Interview wurde schriftlich geführt.

ab August. Foto: zvg

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