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«Ich WG» im Theater Alpthal konnte total begeistern

«Ich WG» im Theater Alpthal  konnte total begeistern «Ich WG» im Theater Alpthal  konnte total begeistern

Klein, aber fein, könnte man zur Theatergesellschaft Alpthal sagen. Das Sechs-Personen-Stück »Ich WG» steigerte sich bis zum verblüffenden, unlogischen Schluss. Der Zweiakter von Andreas Kessner unterhielt bes-tens und lohnt für künftige Besucher den Weg nach Alpthal.

Die 67. Aufführungsperiode in der 72-jährigen Theatergeschichte begeisterte das zahlreich erschienene Premierenpublikum während zwei Stunden.

Beim Eintritt in die Mehrzweckhalle Alpthal hatte ich so-fort den Geruch von wohlriechenden Speisen in der Nase. Vor der Premiere konnte man ein Nachtessen zu sich nehmen – und viele Besucher nutzten das Angebot. Auch wenn im nachhinein gesagt werden kann, dass man ob dem vielen Lachen mit einem leeren Magen besser bedient gewesen wäre … Der Autor

Im Vorfeld fragte ich mich, wer hinter dem Autor Andreas Kessner stecken könnte. Er war mir bis anhin kein Begriff. Wer also ist er? Nun, er machte eine kaufmännische Lehre und arbeitete im Büro eines kleinen Handwerksbetriebs. Dort hatte er viel freie Zeit und Mitte der 90er-Jahre entstanden die ersten ironischen Texte. Irgendwann wurde er angefragt, ob er für eine private Theatergruppe ein Stück schreiben würde. So kam 2004 sein Erstlingswerk «Oh, (je) du Fröhliche» heraus. Nach diesem erfolgreichen Einstand folgten weitere Stücke. 2011 und 2012 wurden drei seiner Werke vom «Chiemgauer Volkstheater» für den Bayerischen Rundfunk aufgeführt.

Der Vorhang geht auf Schon die Begrüssung zu Beginn durch Präsident Pius Marty hatte es in sich. Im Hinblick auf das Stück verteilte er etliche Aufgaben auf die Besucher. So sollte beispielsweise die erste Reihe nachher abwaschen, die Zweite abstauben, die Dritte staubsaugen und so weiter, und dies in der «schweizweit grössten WG»!

Dann ging der Vorhang auf, Christian Müller führte Gespräche mit seinem vielen Grünzeug. Das hatte er, damit er sich nicht so allein fühlte, und er eine Aufgabe hatte. Seit kurzer Zeit war er bei Mutter ausgezogen und wohnte so mehr schlecht als recht in seiner kleinen Wohnung. Und nun nimmt die Aufführung Fahrt auf. Der gute Mann ist alles andere als selbstständig. Und es bleibt nicht aus, dass seine Mutter ihn anruft und ihren Besuch ankündigt. Ihr resolutes Getue schüchtert den «Buben » sogar übers Telefon ein: «Weisch, mit mir gahts dir besser! » Sie meinte es auch bei der ersten Freundin nur gut – die verscheuchte sie schnell: «Das war nicht die Richtige für dich! So jemand klebt in 15 Jahren wie eine Fliege an einem faulen Apfel!» Was wiederum ein Kompliment der besonderen Art für ihn ist.

Das Spiel im Spiel Er gaukelt seiner Mutter nun vor, in einer WG zu leben und erfindet Mitbewohner mit verrücktesten Berufen. So müsste sie eigentlich denken, mit ihrem Sohn sei alles bestens. Aber nichts da, die Mutter will kommen und diese Mitbewohner kennenlernen und testen! Er lädt deshalb Ursula, seine Arbeitskollegin, und einen Arbeitskollegen ein. Die sollen ein Pärchen spielen. Weitere Personen kommen dazu,ihm,wie auch seiner Mutter, wächst die Sache über den Kopf. Als dann Monika auftaucht – schwanger – und behauptet, von «ihrem» Christian im sechsten Monat zu sein, sind alle schockiert. Sogar Christian selber fasst es nicht. Er, der doch noch niemals etwas Ernstes mit einer Frau hatte. Der Irrungen nicht genug. Da avanciert Claudias Mutter plötzlich zur doppelten Schwiegermutter. Der eine Schwiegersohn kommt dann auf die glorreiche Idee, das Ganze mit Likör zu feiern. Und so entwirrt sich der Knäuel in alkoholseliger Runde: «Äs isch nämlich ä sou!» Das Ende und Fazit Das dicke Ende – alles gut? Na ja, mindestens die Erkenntnis, dass die Selbstständigkeit nichts für die jungen Leute ist. Sie brauchen Mütter, die um sie besorgt sind. Und so ist die WG eben doch das Beste!

Das Stück ist turbulent, steigert sich zum fulminanten Ende. Mit lachendem Gesicht und Bauchschmerzen geht man in die Nacht hinaus. Ein vergnüglicher Abend mit guten Schauspielern liess einen die Alltagssorgen vergessen. Und das ist sicher das beste Kompliment für die Alpeler. Noch sieben Mal spielen sie diese Komödie, viele Besucher seien ihnen gewünscht. Sie und das Stück ha-ben es verdient!

Foto: Paul Jud

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