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Katrina Wenger: «So stark auswärtig sind wir doch gar nicht»

Katrina Wenger: «So stark auswärtig sind wir doch gar nicht» Katrina Wenger: «So stark auswärtig sind wir doch gar nicht»

Seit zwei Wochen steht Katrina Wenger dem Natur- und Tierpark Goldau interimistisch als Direktorin vor. Verankerung und Verbundenheit mit dem lokalen Gewerbe seien ihr wichtig, sagt sie im Interview.

Haben Sie sich schon entschieden? Übernehmen Sie den Tier-park Goldau als Direktorin definitiv?

Das ist wirklich noch offen. Das können wir noch nicht sagen. Wie sind denn Ihre ersten Erfahrungen?

Gut. Ich bin insgesamt seit fünf Monaten beim Natur- und Tier-park Goldau, die letzten beiden Wochen in Doppelfunktion. Ich habe also sehr viel Arbeit auf dem Tisch – neben Verkauf, Marketing und Bildungsbereich nun auch die Direktorentätigkeit als Direktorin ad interim. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist sehr spannend, aber auch sehr herausfordernd. Ich mache aber alles mit unglaublich viel Freude. Es braucht viel Effort. Falls Sie im Amt bleiben: Hätten Sie schon Ziele, wohin die Tier-park- Reise führen soll?

Unsere Hauptaufgaben, der Artenschutz, der Naturschutz, die Forschung und die Bildung sollen weiterhin verfolgt werden. Dies sind auch die Gründe, weshalb ich überhaupt zum Tierpark gekommen bin. Wir wollen noch viel mehr Menschen zu uns in diesen einmaligen Park ziehen, damit sie das Erlebnis Naturund Tierpark geniessen können.

Wird die Tierparkführung wieder lokaler? Dass nur noch Auswärtige in der Geschäftsleitung sind, gibt weitherum zu reden. Um einen modernen Tierpark zu gestalten und in die Zukunft zu führen, brauchen wir die besten Leute, unabhängig davon, wo sie herkommen. So stark auswärtig sind wir doch gar nicht. Einer wohnt in Luzern, zwei andere wohnen knap-pe 30 Minuten per Auto vom Tier-park weg. Ich wohne nun in Goldau. Die Verbundenheit mit dem Gewerbe scheint aber klein zu sein. Der Tierpark sei nicht mehr rich-tig in der Gemeinde Arth verankert, heisst es. Die Verankerung und die Verbundenheit mit dem Gewerbe in der Gemeinde und im Kanton ist uns sehr wichtig. Das können wir auch mit Zahlen belegen, die Joe Michel, unser Leiter Unterhalt und Infrastruktur, Mitglied der Geschäftsleitung, vorlegte. Er ist seit 12 Jahren bei uns und hat immer Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit dem lokalen Gewerbe gelegt.

Konkret?

Von 2012 bis 2024 wurden 80 Prozent des Bestandes der Tieranlagen und der Infrastruktur neu gebaut oder instand gesetzt. Insgesamt umfassen die Kosten des gesamten Bauvolumens auf einer Fläche von 42 Hektaren 55 Millionen Franken. Davon wurden 50 Millionen Franken an regionale Unternehmen vergeben. Beim neuen Eingangsbereich, der kürzlich eröffnet wurde, wurden aktuell 16,443 Millionen Franken verbaut, womit 45 Firmen aus der Region beauftragt wurden. In was wollen Sie in den nächsten Jahren investieren? Erste Priorität hat die neue Wildschweinanlage. Da sind wir schon weit in der Planung. Daneben haben wir verschiedene Ideen. Sicher ist, dass der ältere Parkteil Nachholbedarf hat. Es geht um Sanierungen und auch um Neubauten. So zum Beispiel auch das Bergsturz-Café, welches in die Jahre gekommen ist und neu gestaltet werden muss. Dieser Teil ist schon jetzt schön, er soll aber für unsere Gäste noch attraktiver werden. Plötzlich ist im Tierpark von Geldmangel die Rede. Die Preise sind deswegen stark angehoben worden. Von einem Mangel zu reden, ist falsch. Es ist so: Die damalige Direktorin Anna Baumann – vor Stefan Meier – hatte ein grosses Netzwerk. Dieses Netzwerk bedeutete auch Spenden, und diese Spenden fehlen heute teilweise. Wenn eine so gut vernetzte Person den Park verlässt, muss dieses Netz neu gepflegt und wieder aufgebaut werden. Dies geschieht nicht von heute auf morgen. Die Preisaufschläge wären aber auch sonst notwendig geworden.

Weshalb denn?

In den letzten zehn Jahren waren die Besucherzahlen immer etwa gleich hoch, der Personalbestand und die Infrastruktur sind aber gewachsen. Diese Investitionen waren notwendig, um die in die Jahre gekommene Infrastruktur zu sanieren und Tieranlagen artgerecht zu gestalten. Zudem wurden die Erlebnisangebote stark verbessert und erweitert, zum Beispiel mit dem Indoorspielplatz Zauberwald, dem Bergsturzmuseum et cetera, um den heutigen Kundenbedürfnissen und -ansprüchen gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass in den letzten zwei Jahren die Preise im Allgemeinen explosionsartig gestiegen sind, vom Strom bis zum Holz, aber auch bei den Lebensmitteln, dies kennen wir alle. Im Vergleich mit anderen stehen wir aber weiterhin sehr gut da. Ist zu spüren, dass weniger Leute die Jahreskarte erneuern, gab es Kritik? Diese Angst hatten unsere Mitarbeitenden an der Front auch. Aber es gab nur sehr wenig Kritik. Bei den Einzeleintritten spüren wir praktisch keinen Unterschied, bei den Jahreskarten einen sehr kleinen. Aber wir müssen unsere Rechnungen auch bezahlen können. Was müsste sich ändern, dass Sie nicht Direktorin werden wollten? (Lacht) Dies ist eine Fangfrage! Dazu kann ich nach wie vor keine Stellung nehmen. Der Naturund Tierpark Goldau ist ein wunderbarer, einzigartiger und spannender Ort mit vielen wunderbaren, sehr engagierten Mitarbeitenden. Hier zu arbeiten, erfüllt mich sehr, und die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.

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