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Frühe Wahleinschätzung

Frühe Wahleinschätzung Frühe Wahleinschätzung

BRIEF AUS DEN USA

Sobald die ersten Resultate der Vorwahlen um das amerikanische Präsidentenamt eintrudelten, erreichten mich die ersten empörten und besorgten Anfragen aus der Schweiz.Als Auslandschweizerin und Doppelbürgerin fungiere ich scheinbar automatisch als Politikexpertin.

Findet so ein grosses Land keine besseren Kandidaten als Trump und Biden? Wen wirst Du wählen? Hat ein anderer Kandidat eine Chance? Weshalb gibt es in den USA nur zwei grosse Parteien? Was wird mit der Welt geschehen, wenn Trump wiedergewählt wird? Normalerweise halte ich mich von politischen Themen fern, denn im Ameisenhaufen stochern war noch nie mein Ding. Doch nach 16 Jahren in den USA ist es an der Zeit, meine 331’899’999 Nachbarn ein wenig zu verteidigen. Deshalb versuche ich hier ein paar dieser Fragen zu beantworten und somit eine sehr vorsichtige Wahleinschätzung abzugeben.

Falls in den nächsten Mona-ten nichts Wesentliches passiert, werden sich Trump und Biden wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen bieten und die Wahl wird eng werden. Es wird also genau so aussehen wie vor vier Jahren. Ich denke nicht, dass ein weiterer Kandidat einer der beiden grossen Parteien diesen zwei die Stange halten wird. Der Kampf um das Amt ist ein Machtkampf und mit unvorstellbaren finanziellen Aufwänden verbunden. Zu verwoben sind die Netzwerke der politischen Elite, als dass es heuer ein Neuling auf die Wahlliste schafft. Es gibt zwar andere Parteien, aber deren Kandidaten haben keine Chance. Historisch gesehen, kriegten diese in der Vergangenheit weniger als ein Prozent der landesweiten Stimmen. Viele Politiker steigen mit einer kleinen Partei ein und entscheiden sich später für die Demokraten oder die Republikaner, um ihre Wahlchancen zu erhöhen. Trump ist ein gutes Beispiel dafür. Er hat fünfmal seine Parteimitgliedschaft geändert und war in der Vergangenheit auch einmal ein Demokrat.

Ich persönlich werde vermutlich trotz den nicht existierenden Chancen einen alternativen Kandidaten wählen. Und ich bin nach wie vor überzeugt, dass die amerikanischen Vorwahlen am Einsiedler Stammtisch viel heftiger diskutiert werden, als im Wartesaal beim Zahnarzt in Thornton oder im Steakhouse in Denver. Auch ich kann das Politikfeuer bei den Durchschnittsbürgern nicht entfachen oder einen Traumkandidaten aus dem Boden stampfen, das müssen auch die «Einsiedler Grinde» verste-hen. Regula Grenier-Flückiger * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte im Jahr 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit dem Jahr 2011 wohnt sie im Nachbarort Thorn-ton. Dort kamen im Jahr 2011 Sohn Cody Frederick und im Jahr 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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