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Pech gehabt – Glück gehabt

Da hat doch meine Nachbarin, Sie wissen schon, die mit dem Übergewichts-Tick, ihre Schuhe vor ihrer Wohnungstüre deponiert. Das kümmert mich kein Krümelchen, liegen doch meine Latschen auch immer im Gang. Ist ja klar: Mit nassen und dreckigen Tretern kommt mir keiner in die Wohnung. Den Boden muss schliesslich ich putzen.

Doch meine Nachbarin hat nicht nur einen Tick, sondern gleich mehrere. So beklagte sie sich über das Salz, das dieser Tage auf Strassen und Trottoirs gestreut wird. Also wurde. Es ist ja phasenweise fast schon wieder sommerlich warm. Eigentlich beklagte sie sich nicht über das Salz, dessen Nutzen sie ja durchaus sieht; aber die Flecken auf den Schuhen seien fast nicht zum Aushalten. Mit Lappen und Bürsten, mit Wasser und Wachs, mit Liebe und Hartnäckigkeit versuchte sie zu retten, was noch zu retten ist.

Als sie nach geraumer Zeit noch immer putzend im Gang stand und ich die Fortschritte erkannte, legte ich ihr meine Schuhe ebenfalls hin und schaute sie mit treuem Hundeblick an. Ich hätte es wissen müssen: Eine Frau mit derart vielen Ticks kann gar nicht anders, als auch eine Hundeneurose zu haben. Wie sonst könnte ich mir erklären, weshalb sie meine Schuhe kurzerhand die Treppe runterwarf, dorthin, woher ich sie eben hinaufgetragen hatte. Wohlweislich unterliess ich es, sie zu fragen, ob sie mir wenigstens ihr Putzarsenal überlassen würde.

* Nachträglich ist Herr Hanspeter Gyr hejbsch froh, die Frau Nachbarin nicht gebeten zu haben, den Pontiac (Sie wissen schon, das Einzige, was ihm der Scheidungsanwalt gelassen hat), also den Pontiac zu putzen. Wenn diese schon mit den Schuhen um sich wirft – nicht auszudenken, was sie mit dem schönsten aller Autos gemacht hätte …

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