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Mit Leidenschaft von Eggern für Egg

Mit Leidenschaft von Eggern für Egg Mit Leidenschaft von Eggern für Egg

Spannender Info- und Diskussionsabend zur Dorfentwicklung und den Potenzialen des Viertels am Etzel

Dass ihnen ihr Viertel am Herzen liegt, haben die Organisatoren dieses Abends zur Zukunft von Egg, als auch die zahlreich erschienenen Zuhörenden, Mitdenkenden und Mitdiskutierenden mit ihren Inputs sehr eindrücklich und sympathisch bewiesen.

«Wenn schon jemand etwas für Egg machen will, werde ich diese Idee unterstützen und auch an diesen Abend kommen», meinte der Egger Hans Schönbächler überzeugt schon einige Tage im Voraus. Andere kamen am vergangenen Montagabend einfach aus Neugier ins Schulhaus, um zu hören, was die Initianten dieses Informations- und Diskussionsabends zur Zukunft von Egg zu sagen haben. Der grösste Teil der Anwesenden wollte aber sein Interesse an diesem Thema bekunden und mitreden.

So fanden sich denn fast unglaubliche 80 Personen von Jung bis Alt aus allen Regionen des Viertels am Etzel, Gewerbetreibende, Landwirte, Genossenräte, Eltern, Pensionierte oder ganz einfach querbeet Egger Bewohnerinnen und Bewohner im Mehrzweckraum ein und waren gespannt auf das Programm der relativ kurzfristig angekündigten Veranstaltung.

Und Egg wurde an diesem Abend seinem Titel «Das verborgene Dorf», den Richard Schönbächler vor Jahren seinem Dokumentarfilm über diesen Viertel als Überschrift gegeben hatte, vollends gerecht und überraschte mit seinen engagierten Persönlichkeiten, Ideen und Schätzen aller Art.

Wie soll sich das Dorf entwickeln?

Die Gemeinden der Schweiz bereiten im Auftrag des Bundes und der Kantone jeweils einen kommunalen Richtplan vor, der danach für die Behörden verbindlich ist. Dieser legt fest, wie eine Gemeinde die räumliche Struktur von Siedlung, Verkehr, Landwirtschaft, Erholung, Landschaft und Natur entwickeln will. Der Bezirk Einsiedeln erarbeitet aktuell in einem mehrjährigen, auf der Bezirkswebseite sehr gut dokumentierten und transparenten Prozess seinen ersten Richtplan.

Egg als Viertel war bis anhin in der Phase der Bedürfnisabklärung und der Meinungsbildung zu den wichtigen Themen der räumlichen Entwicklungsstrategie und auch in der Auswertung der Bevölkerungsumfrage wenig sichtbar. Deshalb ergriffen die beiden Egger Andreas Kälin und Gerhard Schmitt die Initiative, dem Dorf die Chance zu geben, seine Vorstellungen für die Zukunft zu formulieren. Sie luden mittels einem in ganz Egg verteilten Flyer zu einem Informations- und Diskussionsanlass mit dem Ziel ein, dass die Bevölkerung Visionen zur Entwicklung ihres Viertels miteinander besprechen und kreieren kann.

Moderiert wurde der Abend von Benno Kälin, wohnhaft in Einsiedeln und weitherum bekannt als souveräner Video-Journalist bei Tele-Züri, und ebenfalls in Egg aufgewachsen, so dass erfreulicherweise auch ihm dieses Dorf immer noch am Herzen liegt. Ebenso erklärte sich verdankenswerterweise die junge Eggerin Annina Bosshard bereit, das Protokoll dieses Abends zu schreiben.

Gemeinsam, proaktiv und vorausschauend Egg hat aber auch das grosse Glück, mit Professor Gerhard Schmitt, der sich ebenfalls mit grossem Engagement für «sein» geliebtes Dorf einsetzen will, eine eigentliche Koryphäe auf dem Gebiet der Stadt- und Raumplanung als Einwohner zu haben. Er brachte denn den interessierten Anwesenden mit seiner riesigen Erfahrung auf sehr professionelle, anschauliche und humorvolle Art das Thema Richtplan mit seinen Vorgaben, Verbindlichkeiten und dem zeitlichen Ablauf näher und zeigte originelle Vergleiche von Egg mit der «grossen» Welt auf. So hätten in Egg beispielsweise 50’000 Menschen Platz, glücklicherweise sind es aber zurzeit nur 524!

Zu seinen vorgestellten Bereichen Wohnen, Bauen, Wasser, Energie, Mobilität, Gesundheit und Bildung taten in der anschliessenden Diskussion auch die Anwesenden ihre Meinung kund und teilten sie ihre Wünsche oder Anliegen mit. Diese nahm Gerhard Schmitt für die Sitzung am kommenden Montag mit dem zuständigen Bezirksrat auf.

Zuvor informierte Andreas Kälin jedoch noch über die Auswertung der kurzen Umfrage zu den Bereichen zukünftige Wohnund Lebensqualität und wirtschaftliche Perspektiven in Egg, welche ebenfalls einen erfreulichen Rücklauf hatte. Ihre Überlegungen dazu haben auch die Fünft- und Sechstklässler formuliert und ihre Antworten deck-ten sich häufig mit jenen der Erwachsenen. So schätzen auch sie die Natur, die Ruhe, den wenigen Verkehr, die übersichtliche Grösse oder die Schönheit ihres Dorfes, also alles was für sie Lebensqualität ausmacht. Sie hätten aber ebenso gerne einen besseren Anschluss an den öffentlichen Verkehr.

Vom Zonenplan bis zum Naherholungsgebiet Spannend war es dann, die verschiedenen Voten der Eggerinnen und Egger zu vernehmen. So kämpft beispielsweise der aktive Unternehmer Alois Kuriger, der schon über 20 Lehrlinge ausgebildet hat, seit 42 Jahren darum, seinen Betrieb zu vergrössern, und er möchte gerne in Egg bleiben und hier weiterhin Arbeitsplätze anbieten. «Die Fläche hätten wir, nur die Einzonung fehlt», meinte er zusammenfassend. Architekt Alex von Euw möchte den Standort Schule nicht gefährdet sehen und die Ideen zu deren Sicherung wurden ebenfalls aufgenommen, ebenso wie die Vorschläge zur (Solar)-Energie.

Ein brennender Punkt war das vom Bezirk so ausgewiesene «intensive Naherholungsgebiet » Etzel. Die Zustände sei-en momentan mit den vielen Bikern, Fussgängern, Autos und vor allem auch Motorrädern unhaltbar, solange eine entsprechende Infrastruktur fehle, meinten Anwohner. Ebenso würden Fahrverbote völlig ignoriert. Hier sei die Grenze an Touristen und Besuchern, aber auch an Toleranz definitiv erreicht, ja gar überschritten, dies solle unbedingt beim Bezirk deponiert werden, war denn auch ihr grosses Anliegen.

Einen kreativen und attraktiven Vorschlag mit den sogenannten Mitfahrbänkli, welche sich andernorts bereits bewähren, gab es aber im Gegenzug beispielsweise von Regula Eberhard zum öV. Und die ganz persönlichen visionären Ideen, ja die eigentliche Begeisterung von Philippe Isler für die Realisierung von Generationenhäusern, einer gemeinsamen Eigenversorgung unter den Eggern oder gar eines energieunabhängigen Dorfes brauchen wohl noch für einige eine Angewöhnungszeit und doch war der Funke der Aufbruchstimmung so richtig spürbar. Auch nach der rundum gelungenen Veranstaltung – dank der engagierten Organisatoren und der aktiv mitdenkenden Bevölkerung – beim gemütlichen Zusammensein im Foyer des Schulhauses Egg, wo noch intensiv weiter diskutiert wurde.


Interessiert hören die zahlreichen Anwesenden im Mehrzweckraum im Schulhaus Egg zu, was der innovative Gewerbler Alois Kuriger für ein Anliegen hat.

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