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«Frauen hinterfragen ein Amt sehr stark»

Katja Aldi ist Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz. Sie erklärt die Hintergründe, warum es überhaupt eine Plattform wie «demokratin.ch» braucht. Die Probleme sind so alt wie ungelöst.

Bezüglich politischen Engagements heisst es oft, Frauen würden sich Ämter nicht zutrauen. Was meinen Sie: Ist das so? Ich glaube, Frauen hinterfragen ein Amt sehr stark, bevor sie es annehmen. Nach wie vor hängt sehr viel Care-Arbeit an den Frau-en, zudem sind sie berufstätig und auch im Haushalt meist die treibende Kraft. Ein politisches Amt bedeutet dann auch, dass entsprechende Entscheidungen und Unterstützungen in der Familie geklärt werden müssen. Tatsächlich liegt in keinem Kantonsparlament der Frauenanteil tiefer als im Schwyzer Kantonsrat. Eine Vermutung, woran das liegt? Die Gründe sind vielschichtig. Zum einen fehlt es an weiblichen Vorbildern und der Möglichkeit zum Austausch unter Gleichgesinnten. Deshalb ha-ben wir die Plattform «demokratin. ch» gegründet, mit der wir den Austausch zwischen Amtierenden und Interessierten fördern und so Frauen einen niederschwelligen Zugang zur Politik ermöglichen. Abgesehen vom Ständerat (50 Prozent), ist der Frauenanteil in Regierungsrat (14 Prozent), Kantonsrat (14 Prozent), Bezirksrat (29 Prozent) und Gemeinderat (26 Prozent) weit entfernt von einer repräsentativen Vertretung der weiblichen Bevölkerung. Was muss getan werden? Um den Frauenanteil zu erhöhen, müssen alle Verantwortung übernehmen – Arbeitgeberinnen müssen Strukturen schaffen, die es Frauen ermöglichen, ein politisches Amt wahrzunehmen, die Care-Arbeit muss geregelt werden, und am Ende liegt es an uns Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, dass wir mehr Frauen in politische Ämter wählen. Frauen ha-ben andere Bedürfnisse und andere Herausforderungen. Diese müssen gehört werden. So profitiert die ganze Gesellschaft – von einem Miteinander.

Wobei: Dass mit Petra Gössi eine Ständerätin den Kanton vertritt, ist eigentlich konträr zur weiblichen Vertretung in den anderen Exekutiven und Legislativen …? Wir sind sehr stolz, dass mit Petra Gössi die erste Frau überhaupt im Kanton Schwyz den Sprung in den Ständerat geschafft hat. Welche konkreten Initiativen seitens des Frauennetzes laufen derzeit sonst noch zur Unterstützung von Frauen in der Politik? Das Frauennetz Kanton Schwyz fördert den Austausch zwischen allen Frauen an diversen Anlässen, alle Anlässe sind unter frauennetzschwyz. ch einzusehen, auch Nichtmitglieder sind willkommen. Zudem sind wir Mitinitiatorinnen von Femtastisch, einem Anlass, der letztes Jahr am 14. Juni das erste Mal in Schwyz durchgeführt wurde. Wir unterstützen zudem das Schwyzer Mentoring-Programm, bei dem junge Berufseinsteigerinnen von den Erfahrungen gestandener Berufsleute profitieren. Und wir sind im Forum Frau-en und Politik vertreten, das von der Gleichstellungskommission Kanton Schwyz gegründet wurde.

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