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«Grundsätzlich geht eine Firma dorthin, wo es ihr gefällt»

Im Wettstreit um Firmen rüsten Kantone auf – teils mit neuen gesetzlichen Möglichkeiten, teils über die Finanzmittel. Im Kanton Schwyz sei man gut gewappnet, wie Wirtschaftsförderer Urs Durrer erklärt.

Die Stimmbürger im Kanton Glarus haben vor einiger Zeit an der Landsgemeinde beschlossen, dass die Glarner Regierung künftig aktiv Bodenpolitik betreiben kann, um Standorte zu entwickeln. Bisher habe man im Kanton Glarus nur reagieren können, aber nicht agieren. Neu kann die Regierung eigenhändig Boden kaufen für Entwicklungsvorhaben. Die Standortförderung soll damit einfacher werden.

Ein aktuelles anderes Beispiel: Die St. Galler Regierung will die Förderung von Start-ups mit verschiedenen Massnahmen ausbauen. Sie schlägt dafür einen Sonderkredit von zehn Millionen Franken vor. Im Kanton St. Gallen fehle es den Start-ups vor allem in der Wachstumsphase an Finanzierungsmöglichkeiten. Dies führe dazu, «dass viele Start-ups in andere Regionen abwandern », teilte die St. Galler Staatskanzlei kürzlich mit.

Aktiver Kanton Schwyz

Der Wettbewerb um Firmen, ansässige und neue, ist somit in vollem Gang. Die Wirtschaftsförderung im Kanton Schwyz beobachtet diese Entwicklungen und agiert aktiv. Sie verfolgt zwei Stossrichtungen: Auf der einen Seite ist sie kantonale Anlaufstelle für ansässige Unternehmen bei departementsübergreifenden Fragestellungen. Auf der anderen Seite begleitet sie Ansiedlungsprojekte neuer Firmen und betreibt Standortmarketing. Insgesamt sei man auf Kurs, wie Urs Durrer mitteilt. Der Leiter des Schwyzer Amts für Wirtschaft und seines Zeichens oberster Wirtschaftsförderer nimmt im Folgenden Stellung zu den aktuellen Entwicklungen. Hat der Kanton Schwyz noch «genug lange Spiesse», um Firmen anzulocken beziehungsweise zu halten? Es kommt immer darauf an, was die Firmen suchen. Im Dienstleistungsbereich können wir auf wenigen Quadratmetern Firmen mit einer hohen Wertschöpfung unterbringen. Das gelingt uns sehr gut. Uns fehlen aber – wie vielen anderen Kantonen – grosse Flächen für Firmen mit einer wertschöpfungsintensiven Produktion. Hier wäre es gut, wir hätten eine strategische Landreserve, die nur für diese Art von Firmen abgegeben würde. Grundsätzlich sind wir aber im Vergleich zu anderen Kantonen gut unterwegs. Wo im Kanton läuft die Ansiedlung von Firmen am besten? Die meisten Firmen siedeln sich nach wie vor in den Höfen an. Am zweitstärksten ist das Wachstum in der March, gefolgt vom Bezirk Schwyz. Wie sieht für dieses Jahr die Ansiedlungsbilanz aus? Die Zwischenbilanz ist positiv. Die Wirtschaftsförderung konnte bis jetzt 15 Ansiedlungen begleiten, die aktuell 133 Arbeitsplätze geschaffen haben. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen diese auf 350 Arbeitsplätze anwachsen. Und die in Bearbeitung befindlichen Anfragen schauen ebenfalls gut aus.

Sie bleiben zuversichtlich?

Wir gehen davon aus, dass wir das Jahresziel von zwanzig Firmen, die im ersten Jahr 150 bis 200 Arbeitsplätze schaffen wollen, übertreffen werden. Überdurchschnittlich ist zudem das Nettowachstum aller Firmen. Bis Ende August ist die Zahl der Firmen, die im Handelsregister eingetragen sind,um 470 gestiegen. Im letzten Jahr betrug das Nettowachstum zum gleichen Zeitpunkt 398 – dies, obwohl das vergangene Jahr bereits ein sehr gutes Jahr war. Genauso wichtig ist aber auch die Bestandespflege. Wir konnten in diesem Jahr mehreren Firmen helfen, sich im Kanton Schwyz weiterzuentwickeln. Es ist bekannt, dass der Kanton Glarus schon die eine oder andere Firma ansiedeln konnte, die zuvor im Kanton Schwyz Sitz nehmen wollte, aber wegen feh-lender Gewerbeflächen weiterziehen musste. Gibt es hierzu konkrete Zahlen? Zu- und Wegzüge halten sich ungefähr die Waage. In den letzten vier Jahren zogen 34 Firmen aus dem Kanton Glarus in den Kanton Schwyz. 33 gingen den umgekehrten Weg. Über alle Kantone betrachtet, weist der Kanton Schwyz jedoch ein grosses Plus aus, was sich im Nettowachstum der im Handelsregister eingetragenen Firmen niederschlägt. Im Kanton Schwyz sind die Standortgemeinden für die Planung, Entwicklung und Bewirtschaftung von Ansiedlungsgebieten zuständig. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Schwyzer Amt für Wirtschaft? Die Zusammenarbeit läuft mit allen Gemeinden sehr gut.

Wäre der Wirtschaftsförderung gedient, wenn der Kanton Schwyz – analog dem Kanton Glarus – Flächen oder Areale kaufen und entwickeln könnte? Wir wollen eine liberale Wirtschaftspolitik. Grundsätzlich geht eine Firma dorthin, wo es ihr gefällt. Es braucht also primär einen attraktiven Standort, der verkehrstechnisch gut erschlossen ist. Ob man mit einem staatlichen Landangebot mehr Ansiedlungen erzielt, ist fraglich. Wichtig ist aber, dass bei Neueinzonungen die Grundeigentümer ins Boot geholt und mit ihnen bei Ansiedlungen gut zusammengearbeitet werden kann. Übrigens: Mit dem Zeughausareal ist eine 4,5 Hektar grosse Brache im Besitz der Gemeinde Schwyz. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist sehr gut und wir sind überzeugt, dass wir dieses Areal ab dem Jahr 2026 zusammen mit der Gemeinde gut füllen können. Abgesehen vom eher knappen Flächenangebot für Grossansiedelungen, wo sehen Sie die grösste Herausforderung? Wir können mit einer flexiblen und schnell agierenden Verwaltung punkten. Hier gilt es, dass wir uns stets verbessern und den Firmen weiterhelfen, wenn sie etwas benötigen. Der UBS-Wettbewerbsindikator, in dem wir erneut auf dem sehr guten fünften Platz liegen, hat zudem aufgezeigt, dass wir im Bereich Innovation noch zulegen können. Konkret würde das bedeuten: den Start-ups ein besseres Ökosystem zu bieten und die Wirtschaft vermehrt mit der Forschung zusammenbringen.

Wie ist aktuell die Dynamik, wenns um Ansiedlungen im Kanton Schwyz geht? Wir haben aktuell sehr viele Anfragen. Dabei stellen wir fest, dass es deutsche Firmen vermehrt in die Schweiz zieht. Als Ursache geben sie an, dass sie in Deutschland mit der derzeitigen Wirtschaftspolitik und den hohen Steuern Probleme bekunden.

Wo hat der Kanton Schwyz noch am meisten Entwicklungspotenzial für Neuansiedlungen oder Erweiterungen? Wie erwähnt, fehlt uns eine zusammenhängende, grosse Industriefläche, die als strategische Reserve für Firmen mit einem hohen Platzbedarf und gleichzeitig einer hohen Wertschöpfung zur Verfügung stehen würde. Solche Flächen gilt es bereitzustellen, die dann gezielt von passenden Firmen genutzt werden können.

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