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Kritik an Astra-Vergabe für Veloverlad

Kritik an Astra-Vergabe für Veloverlad Kritik an Astra-Vergabe für Veloverlad

Das Bundesamt für Strassen (Astra) machte für den Shuttle-Betrieb an der Axenstrasse keine Ausschreibung: Das sorgt für Unmut.

Seit dem 11. Juli gilt auf der Axenstrasse zwischen der Tellsplatte und Brunnen ein Velofahrverbot: Davon ausgenommen ist das Teilstück von der Kreuzung beim Wolfsprung bis Brunnen in Richtung Norden. Verfügt hat das Verbot das Bundesamt für Strassen (Astra), weil die Sicherheit der Velofahrenden auf der Axenstrasse nicht gewährleistet werden kann.

Für den Transport der Velofahrerinnen und Velofahrer hat das Astra einen kostenlosen Shuttledienst eingerichtet (wir berichteten). Die Firma R. Zgraggen Carreisen aus Schattdorf betreibt diesen Verladedienst nach einem fixen Fahrplan. Bewerben musste sich das Unternehmen für den Auftrag allerdings nicht. Laut Astra beträgt das Auftragsvolumen rund 250’000 Franken.

Das Bundesamt bestätigt, den Velotransport freihändig vergeben zu haben, das heisst ohne Ausschreibung. Brisant: Ab einem Wert von 230’000 Franken schreibt das Beschaffungsrecht an sich eine Ausschreibung vor. «Es bestand Handlungsbedarf»

Reto Marzer, der Geschäftsführer der Auto AG Uri, hält das Vorgehen des Astra für sehr fragwürdig. «Diesen Auftrag zu verge-ben, ohne weitere Unternehmen anzufragen und mindestens eine Zweitofferte einzuholen, geht meiner Ansicht nach gar nicht.» Gerade ein Bundesamt sollte doch bei Vergaben besonders vorsichtig sein und auch eine Vorbildfunktion wahrnehmen, findet er. Von dem Veloshuttle habe er aus den Medien erfahren: «Mich erstaunt, dass das Astra nicht wenigstens mit uns oder auch der Auto AG Schwyz Kontakt aufgenommen hat.» Beide Unternehmen seien konzessionierte Transportunternehmen in der betroffenen Region: «Wir haben die Fahrzeuge und die Fahrerinnen und Fahrer.» Die Auto AG Uri hätte natürlich auch prüfen müssen, ob sie diesen Dienst hätte stemmen können, so Marzer. Das Astra habe ja bestimmt auch nicht von heute auf morgen die Idee zum Veloverlad gehabt. «Doch da wurde einfach etwas ‹gewurstelt›», kritisiert Marzer.

Samuel Hool, Beauftragter Information und Kommunikation bei der Astra-Filiale Zofingen, schreibt: «Aufgrund der Sommerferien und dem damit verbundenen respektive erwarteten Freizeitveloverkehr bestand Handlungsbedarf, das Velofahrverbot zu verfügen.» Entsprechend habe man dem Velo- und Motorfahrradverkehr zwischen Brunnen und Sisikon eine Verlademöglichkeit anbieten müssen. Das Astra spricht von einer Pilotphase bis im Oktober Die einzig machbare und rasch umsetzbare Option für den begrenzten Zeitraum über die Sommer- bis zu den Herbstferien sei der Einsatz eines Transportunternehmens, das Erfahrungen im Veloshuttlebetrieb habe und diesen Service qualitativ hochstehend anbieten könne.

«Die beauftragte Firma konnte im Rahmen des Erhaltungsprojektes Schöllenen diese Dienstleistung zu unserer vollen Zufriedenheit erbringen», hält Hool fest: Dementsprechend sei auch ein sicheres Veloverladesystem bereits vorhanden sowie kurzfristig und flexibel verfügbar gewesen.

Ausnahmsweise – wie ebenfalls im Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen definiert – könne das freihändige Verfahren auch bei höheren Beträgen zur Anwendung kommen.

«Unsere vorgängigen Abklärungen bei den SBB hatten ergeben, dass diese kurz- und mittelfristig keine zusätzlichen Kapazitäten für den Veloverlad schaffen können», so Hool weiter. Mit weiteren Transportunternehmen habe das Astra keinen Kontakt gehabt, bestätigt er die Vermutungen der Mitbewerber. Das Astra spricht von einer Pilotphase bis im Oktober: Diese werde auch dazu genutzt, den effektiven Bedarf und die effektiven Ansprüche an das Ersatzangebot wegen des Velofahrverbots zu eruieren, damit eine entsprechende Anschlusslösung diesbezüglich gefunden werden kann. «Diese will das Bundesamt dann gegebenenfalls neu beschaffen», versichert Hool. Noch keine Nutzungszahlen bekannt Noch nichts sagen kann das Astra zu den aktuellen Nutzungszahlen des Verladeangebots: «Wir befinden uns noch am Anfang der Pilotphase.» Laut einer früheren Medienmitteilung beträgt die maximale Kapazität 16 Personen samt ihren Gefährten. Gruppen ab sechs Personen müssen sich drei Tage im Voraus anmelden.

Bei der Fachstelle öffentlicher Verkehr des Kantons Uri habe man keine Kenntnis, we-der über die Vergabe noch über das Konzept, sagt Leiter Thomas Aschwanden: «Wir wurden von dem Verbot und der Transportlösung überrascht.» Er bedauere, dass ein Velotransport mit der Bahn nicht infrage komme. Die S2 verkehre stündlich, hält er fest, räumt aber auch ein, dass die Kapazitäten für Velotransporte in den Zugskompositionen Grenzen hätten und im Detail geprüft werden müssten.

Ähnlich klingt es beim Amt für öffentlichen Verkehr im Kanton Schwyz: «Wir haben nicht gewusst, wie das mit der Vergabe ablief, und wurden auch nicht informiert », sagt Amtsvorsteher Markus Meyer. Es gehe um einen Ersatztransport auf einer Nationalstrasse: Dafür sei das Astra zuständig. Im Frühjahr habe das Bundesamt eine Anfrage an den Kanton gerichtet: «Wir haben es damals an die SBB verwiesen.»

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