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Von Tintinnabuli-Stil bis Orgelsinfonien

Von Tintinnabuli-Stil bis Orgelsinfonien Von Tintinnabuli-Stil bis Orgelsinfonien

3. Orgelkonzert mit Christian Schmitt am Dienstag, 25. Juli, 20.15 Uhr, in der Klosterkirche

Das dritte Orgelkonzert mit dem international gefragten Organisten Christian Schmitt wird eine Zeitreise durch die Meisterwerke.

Mitg. Vor mehr als 300 Jahren prägte Johann Sebastian Bach das musikalische Leben Weimars in besonderer Manier. Die Arbeit als Hoforganist und «Kammermusicus » erwies sich nicht nur unter finanziellen Aspekten als wahrer Glücksfall. Bach konnte hier vielen Aufgabengebieten nachgehen: Er spielte im Gottesdienst Orgel und unterhielt den Hof mit Kammer- und Orchestermusik. Während der fast zehn Jahre andauernden Anstellung, später sogar als Konzertmeister, komponierte er drei Viertel seiner gesamten Orgelstücke sowie zahlreiche Kantaten und Cembalowerke. Wollte man die Präludien und Toccaten aus Bachs Reifezeit ihrer Form nach anhand eines ersten groben Rasters sortieren, so wäre eine Aufteilung der Stücke in solche denkbar, deren Form mehr in der Nähe des Begriffes «Organismus », und solche, deren Form im Umfelde des Begriffs «Architektur » anzusiedeln wären. Zur letzteren Kategorie zählte dann die grossartig-monumentale, glanzvolle F-Dur-Toccata.

Arvo Pärt – Der Weg zum Tintinnabuli-Stil Als Arvo Pärt 1976 das Klavierstück Für Alina präsentierte, hat-te er in der langen Abgeschiedenheit seinen persönlichen Stil entwickelt. Diese neue Sprache, die für diese Epoche seines Lebenswerks bestimmend ist, nannte er Tintinnabuli-Stil. Tintinnabulum (lateinisch) bedeutet Glöckchenspiel. Gemeint ist das «Klingeln» des Dreiklangs, dessen drei Töne das ganze Stück über mittönen. Das Ziel dieses Stils ist eine Reduktion des Klangmaterials auf das absolut Wesentliche.

Schatten und Glanz des berühmten Vaters Carl Philipp Emanuels Orgelsonaten stehen immer noch im Schatten des «übermächtigen» Vaters. So schrieb etwa Forkel quasi entschuldigend: «Diese Orgel-Solos sind für eine Prinzessin gemacht, die kein Pedal und keine Schwierigkeiten spielen konnte, ob sie sich gleich eine schöne Orgel mit zwei Clavieren und Pedal machen liess und gerne darauf spielte.» Da die Prinzessin, – gemeint ist Anna Amalia v. Preussen – aber eine grosse Orgel mit Pedal bauen liess, wird man Forkels häufig zitierte anekdotische Notiz mit einer gewissen Skep-sis betrachten müssen. Die eigentliche Ursache für den Verzicht auf das Pedal dürfte wohl in dem Stilwandel zur Frühklassik begründet sein.

Ein Klangmagier und seine Inspirationen Theo Brandmüllers Musik ermöglicht einen sehr direkten Zugang. Das kommt nicht von ungefähr: Er ist ein Klangmagier. Sein kompositorisches Schaffen, das aus etwa 130 Werken besteht, umfasst weltliche Musik und Kirchenmusik, Kammerund Vokalmusik sowie Musik zu Bühnenwerken und sinfonische Kompositionen. Anregungen für sein Komponieren fand er unter anderem in der Lyrik von Christian Morgenstern und Federico García Lorca sowie in der Bildenden Kunst (etwa bei Paul Klee).

Wiederbelebung der Orgelkultur Felix Mendelssohn-Bartholdys kompositorisches Lebenswerk ist, gemessen an seinem kurzen Leben, umfangreich und vielseitig. Seine historische Stellung zwischen Klassik und Romantik ähnelt jener Schuberts. Lange wurde Mendelssohns Schaffen zu wenig gewürdigt. Es hafteten ihm Begriffe wie «formelhafte Glätte biedermeierlichen Komponierens» an oder es bestanden absurde Vorbehalte we-gen seiner jüdischen Wurzeln. Nun gilt Felix Mendelssohn Bartholdy als eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Orgelmusik. Denn er habe nach einer Zeit des «Verfalls», die nach dem Tod Johann Sebastian Bachs einsetzte, die Erneuerung einer Orgelkultur veranlasst und mit der Komposition seiner Sonaten befördert. In einer Verbindung seiner Verdienste um die Wiederbelebung der Musik Bachs und der Veröffentlichung eines Bandes mit sechs Werken in der «klassischsten » Gattung der Instrumentalmusik wurde er einer der grossen Organisatoren des Musiklebens seiner Zeit.

Die Orgelsinfonien: Ein neuer Klangkörper Charles Marie Widor komponierte zehn Orgelsinfonien. Dabei geht es Widor mit dieser Namensgebung nicht in erster Linie um eine Imitation des romantischen Orchesters, sondern um die Etablierung der Orgel als eines ihm ebenbürtigen Klangkörpers. Seine pianistische Ausbildung erlaubt es ihm, die technischen Grenzen zu erweitern und eine orgelgemässe, virtuose Spieltechnik einzuführen, die die Möglichkeiten des Instruments optimal zur Geltung bringt. Orgelmusik mit einzigartiger Klangvielfalt Die 3 Choräle gehören zu den letzten Werken César Francks und entstanden in seinem Todesjahr 1890. Zu zwei Chorälen nennt die Literatur mögliche Vorbilder aus dem Orgelwerk Johann Sebastian Bachs. Die Sechzehntel-Figuren, mit denen der 3. Choral beginnt, werden oft mit Bachs Präludium a-Moll BWV 543 verglichen. Die Registrierungen, die Franck genau vorschreibt, sind geprägt durch Eigenheiten «seiner» Orgel in der Pariser Kirche Sainte-Clotilde. Grundstimmen sind fast immer mit der Oboe des Schwellwerks kombiniert, mehrmals kommen Solopassagen für Trompete und Oboe zusammen vor. Im ersten Stück wird für die Präsentation des «Chorals» die Voix humaine gewählt.

Foto: zvg

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