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Falscher Spendensammler muss drei Monate hinter Gitter

Ein Rumäne hat sich in Brunnen als Taubstummer ausgegeben. Seine Bettel-Geschichte war von A bis Z erfunden.

Die Schwyzer Polizei kontrollierte im April auf dem Gemeindeparkplatz in Brunnen einen 27-jährigen Mann aus Rumänien. Dieser ging vor der öffentlichen Toilette auf Passanten zu. Er sammle für einen guten Zweck, sagte er mit einem offiziell anmutenden Spendeformular in der Hand. Die Hilfsorganisation Handicap International brauche dringend Geld für ein Zentrum für Taubstumme. Besonders traurig: Auch er selbst könne weder hören noch sprechen.

Ein Blick in den rechtskräftigen Strafbefehl offenbart: An der ganzen Geschichte ist nichts dran. Und sie bestätigt so ziemlich jedes Vorurteil, das man gegenüber den Sammlern haben kann. Erstens ist der Rumäne der Sprache sehr wohl mächtig. Unterschriften auf dem Formular waren frei erfunden Zweitens hat er das Logo von Handicap International auf dem Sammelbogen ohne Einwilligung verwendet. Drittens waren die acht Einträge samt Unterschriften auf dem Formular frei erfunden. Mit der halb ausgefüllten Liste sollte bei den Leuten der Druck erhöht werden, ebenfalls Geld zu spenden.

Zuguterletzt stellte sich im Rahmen der Untersuchungen heraus: Der wortlose Sammler ist kein unbeschriebenes Blatt. Laut Strafbefehl sei er «mehrfach, teils einschlägig, vorbestraft ». Der 27-Jährige war schon mehrmals in Haft. Kaum auf freiem Fuss, delinquierte er munter weiter. Dieses Mal hat man ihn zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von neunzig Tagen verurteilt, um ihn «von der Begehung weiterer Verbrechen und Verge-hen abzuhalten», so die Schwyzer Staatsanwaltschaft. Schul-dig gesprochen wurde der Rumäne wegen versuchten Betrugs und betrügerischen Markengebrauchs.

Es gibt immer mehr Fälle Bei der Organisation Handicap International kennt man das Problem nur zu gut. Irgendwelche Leute machen sich mit gefälschten Spendeformularen auf Betteltour. Die Kommunikationsbeauftragte Pauline Wilhelm: «Wir arbeiten bei diesem immer wiederkehrenden Problem eng mit den Polizeikorps und den Justizbehörden zusammen und erstatten bei jedem gemeldeten Verstoss Anzeige.» Tendenziell stelle man eine Zunahme betrügerischer Sammelaktionen fest, wobei es sich im Kanton Schwyz immer noch um Einzelfälle handle. Aller-dings bedeutet jede Täuschung einen Imageschaden für die wohltätige Organisation. Dieses von den Betrügern erwähnte Zentrum für taubstumme Kinder gebe es nicht und sei auch nicht in Planung.

Handicap International weist darauf hin, dass sie generell kein Bargeld auf der Strasse sammle. Im öffentlichen Raum sei man lediglich mit Info-Ständen präsent.

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