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«Es ist Zeit, offen über sexuelle Übergriffe zu reden»

Das letzte Jahr gilt bei der Beratungsstelle Opferhilfe Kanton Schwyz und Uri als Rekordjahr. Ein Grund könnte sein, dass heute offener über Missbrauch gesprochen wird, so die Stellenleiterin Fabienne Lochmatter.

Das traurige Schicksal von Monika Rutschmann Bodmer liegt über dreissig Jahre zurück. Damals gab es noch keine Stelle, die sich für Missbrauchsopfer einsetzte. «Das, was mit mir geschehen ist, war ein riesiges Tabu. Obwohl viele wussten, was mein Grossvater mir von meinem 9. bis 14. Lebensjahr angetan hat, wurde nicht darüber gesprochen», sagt das heute 47-jährige Opfer von sexuellem Missbrauch.

Die Opferberatung gibt es seit dem Jahr 1999 Mit der Offenheit, wie sie heute über ihre Vergangenheit erzählt, will sie das Tabu brechen: «Es kann soviel Leid verhindert werden, wenn schon Kinder lernen, offen über sexuelle Übergriffe zu reden», sagt die zweifache Mutter.

Die Opferberatungsstelle in Goldau gibt es erst seit dem Jahr 1999. Die heutige Stellenleiterin, Fabienne Lochmatter, findet es wichtig, dass auch in Medien immer wieder über dieses Thema geschrieben wird.

Monika Rutschmann Bodmer «Im letzten Jahr wurde die Beratungsstelle noch mehr in Anspruch genommen als zuvor», so Lochmatter: «Ein Grund könnte sein, dass heute offener über Missbrauch gesprochen wird.» Im vergangenen Jahr sind 544 neue Fälle eingegangen (457 Schwyzer und 87 Urner Fälle). Ein grosser Teil ist von häuslicher Gewalt betroffen Rechnet man die noch offenen Fälle des Vorjahrs hinzu, wurden insgesamt 693 Fälle bearbeitet (597 Schwyzer und 96 Urner Fälle). «Bei 121 der bearbeiteten Fälle (17,5 Prozent) handelte es sich um sexuelle Gewalt, davon waren dreissig Minderjährige betroffen», präzisiert Loch-matter.

Ein grosser Teil der von der Fachstelle beratenen Personen ist von häuslicher Gewalt betroffen (42 Prozent im Kanton Schwyz). Das letzte Jahr gilt bei der Opferberatungsstelle bisher als Rekordjahr. Betrachtet man die Fallzahlen der vergangenen Jahre, ist ein stetiger Anstieg erkennbar.

Lochmatter weist darauf hin, dass Opferberatung und Opferhilfe nicht dieselben Institutionen sind. Die Opferberatungsstelle ist eine unabhängige Fachstelle und arbeitet direkt mit den Betroffenen zusammen. Die Opferhilfe ist an den Kanton Schwyz angegliedert.

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