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Joel Wicki war eine Klasse für sich

Joel Wicki war eine Klasse für sich Joel Wicki war eine Klasse für sich

116. Innerschweizer Schwingfest in Dagmersellen vor 12’500 Zuschauerinnen und Zuschauern

Joel Wicki bezwang im Schlussgang nach 2 Minuten und 15 Sekunden Joel Ambühl mit einem wuchtigen Kurz und holte sich damit seinen fünften Kranzfestsieg in dieser Saison. Für den Schwingklub Einsiedeln gab es zwei Kränze.

Nachdem an den bisherigen Kranzfesten immer wieder mehrere namhafte verletzungsbedingte Abmeldungen zu beklagen waren, hielten sie sich diesmal mit Samuel Giger und Adrian Odermatt in Grenzen, so dass 17 Eidgenossen im 200-köpfigen Teilnehmerfeld vertreten waren. Bei einem Verbandsfest interessiert wohl am meisten die Frage, ob die Gäste in Schach gehalten werden können. Die Gastgeber nahmen das Zepter von Beginn weg fest in ihre Hände und nach dem Anschwingen schien die Rechnung für sie aufzugehen. Angeführt von den beiden Luzernern Joel Wicki und Marco Heiniger wiesen noch drei weitere Schwinger eine reine Weste auf. Von den Gästen ging einzig noch Gefahr von Fabian Staudenmann aus. Diese Ausgangslage nach der ersten Hälfte versprach einen weiteren spannenden Verlauf. Mit einem Sieg hielt sich Staudenmann für den Schlussgang weiter im Gespräch. Doch die Innerschweizer hatten letztlich die besseren Karten in ihren Händen. Im Duell gegen Christian Schuler erhöhte Joel Wicki nach anfänglichem Abtasten allmählich die Kadenz und holte sich die Maximalnote mit einem klassischen Übersprung. Damit stand seine Schlussgangteilnahme fest. Als sein Widersacher kristallisierte sich sein Verbandskollege und Trainingspartner Joel Ambühl heraus. Mit einem herrlichen Fuss-stich sicherte er sich gegen den Ostschweizer Hünen Mario Schneider die Höchstnote. Wickis magistraler Auftritt

Joel Wicki schloss nahtlos an seine bisher erfolgreichen saisonalen Auftritte an. Er wirkte abgeklärt, explosiv und liess sich auf keine taktischen Geplänkel ein. Mit diesen Attributen eilte er von Sieg zu Sieg und riss das Publikum mit seiner attraktiven Schwingweise zu Begeisterungsstürmen hin. Wie er zum Auftakt Damian Ott mit einem Fussstich ausmanövrierte, zeichnet einen wahren Meister aus. Nicht lange fackelte er mit Stefan Heinzer, ohne dabei jedoch die Maximalnote zu bekommen. Zu einem Blitzsieg kam er mit einem wuchtigen Kurz gegen Jonas Burch. Keine Mühe bekundete er auch gegen Pirmin Suter.

Joel Ambühl scheint das «Innerschweizerische » besonders in den Kram zu passen. Nachdem er vor zwei Jahren Überraschungssieger wurde, sorgte er mit seinen spektakulären Zügen für Stimmung in der Arena. Wie er zu Beginn den Romand Romain Collaud bis zu dessen endgültigen Kapitulation bearbeitete, liess einiges erhoffen. In einem Abnützungskampf brachte er Christian Schuler für einen kurzen Moment in eine heikle Lage, musste aber letztlich die Punk-te teilen. In dieser Verfassung dürfen dem Luzerner Hinterländer weitere Exploits zugetraut werden. Er hat sich in dieser Saison zu einer Verbandsstütze entwickelt.

Dass die Rangliste am Schluss Profil hatte, zeigen die nächsten Ränge von Pirmin Reichmuth und Fabian Staudenmann. Nachdem beide im Anschwingen im direkten Duell ebenbürtig auseinander gin-gen, kamen sie anschliessend zu lauter Siegen. Bei Reichmuth darf der hart erkämpfte Sieg gegen Sven Schurtenberger hervorgehoben werden. Fabian Staudenmann wahrte auch in der «Höhle des Löwen» seine Ungeschlagenheit. Für den Zutritt zum Schlussgang fehlten ihm die Maximalnoten. Diese holte er zum Abschluss gegen Sven Schurtenberger nach.

Von den 30 abgegebenen Kränzen konnten die Luzerner mit zwölf «Exemplaren» ihre Vormachtstellung an den bisherigen Kantonalfesten vor den Schwyzern (5), den Gästen (4), den Zugern (4), den Urnern (3) sowie den Ob- und Nidwaldnern (2) behaupten.

Schuler nahe dran Der 35-jährige Christian Schuler war der erfahrenste Schwinger im Teilnehmerfeld und zeigte eine starke Leistung. Nachdem er den nur schwer bezwingbaren Erich Fankhhauser mit Kurz bodigte und darauf auch noch Noah Schaller das Nachsehen gab, brachte er sich in eine vielversprechende Ausgangslage. Nach dem Gestellten gegen Christian Ambühl warf er Marco Heiniger mit der Höchstnote zum Resultat. Im Duell gegen Joel Wicki ging es um die Schlussgangteilnahme. Er hielt dem «König» eine Zeitlang stark entgegen, konnte aber die Niederlage nicht verhindern. Bei einem Sieg wäre es seine sechste Schlussgangteilnahme am eigenen Verbandsfest gewesen. Doch im Schwingen hat der Konjunktiv bekanntlich nichts zu suchen. Zuletzt konnte er Elias Lüscher nach wenigen Sekunden zu den Verlierern reihen und gewann damit seinen 14. Kranz am «Innerschweizer», was bis jetzt nur wenigen Schwingern gelungen ist.

Eindrückliches Comeback Nachdem Adrian Steinauer we-gen einer Knieverletzung nach einer zehnmonatigen Pause am Rangschwinget in Lungern vor zwei Wochen ein vielversprechendes Comeback gegeben hatte, vermochte er auch an seinem ersten Kranzfest in die-ser Saison zu überzeugen. Mit Kurz und solider Bodenarbeit bezwang er die beiden Luzerner Kranzer Ronny Schöpfer und Marco Thierstein. Nichts Gleichwertiges konnte er Pirmin Reichmuth entgegensetzen. Nach etlichen Anläufen bodigte er kurz vor Zeitablauf Patrice Bühler. In einem offenen Gang, im Boxen würde man von einem Schlagabtausch sprechen, trennte er sich mit Michael Müller resultatlos. Damit er sich den «Kopfschmuck » aufs Haupt setzen lassen konnte, brauchte er unbedingt einen Sieg. Diesen bewerkstelligte er gegen Adrian Thalmann, womit er seinen achten Kranz an einem Innerschweizerischen holte. Hinzu kommt noch einer am Südwestschweizer Verbandsfest. Seine Sammlung erhöhte er damit auf stolze 37 «Exemplare».

Dem Trachslauer Fabian Birchler fehlte für den Kranzgewinn lediglich ein halber Punkt. Mit den beiden Start-Unentschieden gegen Jonas Amrhyn und Andreas Elmiger stand er bereits unter Zugzwang. Nach der Niederlage gegen den Eidgenossen Erich Fankhauser, dem er allerdings lang Zeit Paroli bot, konnte er den Ausstich siegreich gestalten und so das Fest versöhnlich abschliessen.

Alex Schuler büsste in den ersten vier Gängen zu viel Terrain ein, sodass er trotz zweier Siege im Ausstich nichts mehr wettzumachen vermochte.

Pech hatte Christian Lagler. Für den Kranzgewinn hätte er gegen Werner Suppiger zuletzt einen Sieg gebraucht, was allerdings sein Gegner bei seinem letzten Auftritt mit allen Mittel verhinderte und alle Angriffe frühzeitig im Keime ersticken liess.

Daniel Schuler, der sich mit seinen für Schwingerverhältnisse bescheidenen Körpermassen abrackerte, war bis zum Schluss dabei. Jan Walker und Florian Grab verpassten den Ausstich um lediglich einen Viertelspunkt.

Foto: W.S.

Foto: zvg


Christian Schuler (rechts) kurzt zum Auftakt Erich Fankhauser zum Resultat.

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