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Wirtschaft schaut über Tellerrand hinaus

Zum ersten Mal fand im Entra Rapperswil-Jona das neue regionsübergreifende Wirtschaftsforum Obersee statt. Im Zentrum des Forums stand der Mensch als wichtigster Wirtschaftsfaktor und knappe Ressource.

Die Kantonsgrenzen sprengen und sich in einem grösseren Wirtschaftsraum vernetzen: Dies ist das Ziel des neuen Wirtschaftsforums Obersee, organisiert von Redspark. Im Entra Rapperswil-Jona führte es 180 Menschen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Bildung und Tourismus zusammen, um die wohl wichtigste, aber knap-pe Ressource der Wirtschaftswelt zu beleuchten: Den Menschen.

Arbeitskräftemangel und Prognosen zur demografischen Entwicklung verschieben die Machtverhältnisse hin zu den Arbeitnehmenden, wie zahlreiche Fachinputs am Forum deutlich machten. Und sie forderten von den Unternehmensführungen ein Umdenken auf allen Ebenen.

Eine neue Kultur ist gefragt

David Sarasin, ehemaliger CEO der Bank Linth, die den Anlass als Hauptsponsor unterstützt, richtete ein Grusswort an die Anwesenden. Er zeigte sich froh, dass am Forum einmal nicht der Wirtschaftsfaktor Geld im Zentrum steht: «Menschen sind wich-tig für den Erfolg von Unternehmen », sagte er. Die Zufriedenheit der Arbeitskräfte sei zudem nicht primär vom Salär abhängig: «Wichtiger ist die Kultur im Unternehmen », so Sarasin. Fragen, ob Homeoffice möglich sei und die Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden könnten, beschäftigten die Arbeitnehmenden mehr. «Unternehmen sollten zudem eigenen Nachwuchs ausbilden und dafür sorgen, dass erfahrene Arbeitskräfte erhalten bleiben», betonte Sarasin. Humorvoll nahm er Bezug auf seine eigene Situation als ehemaliger CEO: «Ich überlege mir zum ersten Mal im Leben, wo und wie es für mich beruflich weitergeht.» Die Schwyzer Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher markierte mit ihrer Präsenz, dass das Forum neu eine grössere Wirtschaftsregion verbindet: «Zielführende Unternehmensführungen und clevere Arbeitslösungen dürfen keinen Halt bei Kantonsgrenzen machen », betonte sie.

Mächtige Arbeitnehmende

Fachreferate vertieften das Thema. Manuel Buchmann vom Kompetenzzentrum Demografik in Basel zum Beispiel präsentiert prognostische Zahlen zur demografischen Entwicklung: Nach diesen wird die Region Obersee im Jahr 2040 rund 23’000 zusätzliche Rentnerinnen und Rentner haben (+52 Prozent) und 14’000 zusätzliche Arbeitskräfte (+11 Prozent).

Das Verhältnis zwischen Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter verschiebt sich von 33 zu 45 Prozent: «Die Gemeinden in der Region altern dabei nicht alle gleich schnell», so Buchmann.

Anhand von Grafiken zeigte er auf, wie die Anzahl offener Stellen drastisch steigt: Waren es im Jahr 2018 etwa 8000, sind es im vergangenen Jahr über 20’000 (+159 Prozent).

Ein grosser Unsicherheitsfaktor sei bei alledem die Zuwanderung: «Die Schweiz muss attraktiv sein, damit Arbeitskräfte zuwandern », betonte er. Andererseits gelte es, Potenziale wie zum Beispiel neue Technologien auszuschöpfen: «Es gibt zudem viele ältere Menschen, die gerne länger arbeiten, wenn die Bedingungen stimmen.» Barbara Josef von der Co-Founder 5-9 AG sieht die Machtverschiebung hin zu den Arbeitnehmenden als Chance: «Firmen tun gut daran, Mitarbeitende nach ihren Ideen, Stressfaktoren und Bedürfnissen zu fragen. Sind diese involviert und gesund, sind sie auch bereit, Grosses zu leisten.»

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