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Achtsamer Umgang verhindert blinde Passagiere

Sie reisen an Bootsrümpfen, im Bilgenwasser oder auch in der Anglerausrüstung unbemerkt mit: Invasive gebietsfremde Arten. Damit sie sich nicht weiter verbreiten, sind Bootsbesitzer und auch Angler gefordert.

Bei milden Temperaturen und Sonnenschein macht das Hobby-Angeln Spass. Noch schöner ist es, wenn ein dicker Fisch am Haken zap-pelt. Allerdings könnte auch ein Problemfisch darunter sein: Dazu gehören zum Beispiel in der Schwarzmeer-Region beheimatete Schwarzmund- und Kesslergrundeln, die im Brackwasser von grossen Containerschiffen den weiten Weg in den Rhein in der Region Basel fanden.

Innerhalb von wenigen Jahren sind sie dort zu den dominierenden Fischarten geworden – wie Umwelt Zentralschweiz in einer Mitteilung schreibt: Sie machen den einheimischen Fischen das Leben schwer – denn sie ernähren sich sowohl von deren Laich wie auch deren kleinen Jungfischen.

Zudem vermehren sie sich laut Philip Baruffa, Abteilungsleiter Gewässerschutz beim Amt für Gewässer des Kantons Schwyz, stark und erhalten so rasch die Überhand in einem Gewässer. So könne die natürliche Vielfalt der Arten bedroht werden.

Achtsamkeit gefordert Baruffa gibt allerdings Entwarnung: In Schwyzer Gewässern wurden bislang noch keine Grundeln gesichtet. Allerdings sei es nicht auszuschliessen, dass sie mittel- oder langfristig auch den Weg in hiesige Seen und Flüsse finden. Damit es nicht so weit kommt, ist Achtsamkeit gefordert – von Fischerinnen und Fischern, aber gerade auch von Bootsbesitzerinnen und -besitzern.

Denn Boote gelten gemäss Umwelt Zentralschweiz als wichtigste Ursache für die Verschleppung vieler invasiver gebietsfremder Arten: Nicht nur Grundeln zählen dazu, sondern auch Quaggamuscheln, nicht einheimische Krebsarten wie der amerikanische Kamberkrebs, Kleinlebewesen wie der Grosse Höckerflohkrebs oder auch verschiedene Wasserpflanzen.

Boote reinigen Wer mit dem Boot zwischen verschiedenen Gewässern reist, läuft Gefahr, im Bilgenwasser oder auch an der Oberfläche des Wasserfahrzeugs unerwünschte blinde Passagiere in den Heimathafen oder ins Gastgewässer mitzubringen – sei es als Laich, Larven, Sporen oder Samen: Einige von ihnen sind hart im Nehmen und überstehen auch ein kurzfristiges Austrocknen.

Dagegen hilft laut Baruffa nur eine gründliche Reinigung des Boots mit heissem Wasser – inklusive Rumpf und Motor. Die Bilge müsse unbedingt ausgetrocknet werden. «Zudem sollte man das Boot nicht gleich am Seeoder Flussufer reinigen», ergänzt Baruffa: «Nicht, dass die ungebetenen Gäste gleich direkt in die bislang von ihnen unberührten Gewässer geschwemmt werden. »

Krankheiten verhindern

Aber nicht nur Boote, auch Angelausrüstungen oder Stand-up-Paddel-Boards können gebietsfremde invasive Arten einschleppen: Darum sollten auch diese nach dem Benutzen gereinigt, allenfalls desinfiziert und gut getrocknet werden.

Gemäss Umwelt Zentralschweiz behindert dies nicht nur die Verbreitung schädlicher Arten, sondern so können auch Krankheiten und deren Erreger verhindert werden – wie die für Forellen tödliche Nierenkrankheit PKD oder die Krebspest. Zudem sollen tote Köderfische nur im Herkunftsgewässer verwendet werden: Die Verwendung lebender Köderfische ist verboten, was aber nicht jeder Kanton gleich definiert.

Differenziert betrachten In Bezug auf gebietsfremde Arten differenziert Philip Baruffa allerdings auch: Nicht jede gebietsfremde Art sei auch invasiv. Als Beispiel nennt er den beliebten Speisefisch Zander – kein einheimischer Fisch, dennoch gerne kultiviert, zum Beispiel im Sihlsee: Er füge sich in das natürliche Ökosystem ein, ohne andere Arten zu verdrängen, und störe nach aktuellem Kenntnisstand das aquatische Gleichgewicht nicht. Dasselbe gelte für den Sonnenbarsch: Ein anderer Zuwanderer, der beispielsweise im Zürichsee schon länger heimisch ist und regelmässig gesichtet wird.

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