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Christian Schuler egalisiert Kranzrekord

Christian Schuler egalisiert Kranzrekord Christian Schuler egalisiert Kranzrekord

Stoos-Schwinget vor 3800 Zuschauern mit Innerschweizer Dominanz

Der 26-jährige Entlebucher bezwang im Schlussgang nach 3 Minuten und 41 Sekunden Mike Müllestein mit Kurz und kam nach 2017, 2019 und 2021 zu seinem vierten Sieg an diesem Bergklassiker. Christian Schuler holte seinen zwölften Kranz und egalisierte damit den bisherigen Rekord.

Die Schwingerfreunde muss-ten bereits vor Beginn einen Dämpfer hinnehmen. Neben Kilian Wenger fehlten neun weitere Eidgenossen. Damit fiel das mit Spannung erwartete Königsduell zwischen Wenger und Wicki ins Wasser. Trotz dieser gewichtigen Absenzen erlebten die Zuschauer einen ersten Saisonhöhepunkt mit einigen gepfefferten Überraschungen. So fügte Leichtgewicht Elias Pirkheim in einem begeisternden Duell dem Luzerner Hünen Sven Schurtenberger eine Niederlage zu, was den Lärmpegel in der Arena schon am frühen Morgen merk-lich steigerte. Überhaupt zelebrierten die Schwinger beim ers-ten Bergklassiker Schwingen vom Allerfeinsten, so ganz nach dem Gusto des Publikums.

Nach drei Gängen wies Schwingerkönig Joel Wicki noch als Einziger eine reine Weste auf. In der Mittagspause lautete die Hauptfrage, ob der entfesselt wirkende noch gestoppt werden kann. Er zeigte auch weiter keine Schwäche und schritt unbeirrt in Richtung Schlussgang. Dass er nach drei Kantonalfestsiegen über allem thronte, offenbarte er mit seinem Blitzsieg gegen Marcel Räbsamen. Damit stand seine Schlussgang-Teilnahme fest. Dank eines Plattwurfes mittels Gammen gegen Domenic Schneider stand Mike Müllestein als sein Widersacher fest.

Bitter war es für den Unterlegenen, dass für ihn der Kranz damit ausser Reichweite lag, was für Gesprächsstoff auf den Rängen sorgte. Viele hätten den fünften Gang zwischen Wicki und Armon Orlik oder mit Matthias Aeschbacher erwartet.

Entfesselter Wicki Zum Auftakt brachte Joel Wicki Domenic Schneider mit Kurz in die Brücke und liess bis zum Gut des Kampfrichters nicht mehr locker. Dieser Sieg war für ihn so etwas wie der Schlüssel zum späteren Erfolg. Mit einem Fuss-stich beförderte er den Sankt-Galler Florian Riget ins Sägemehl. Auch Roger Rychen bearbeitete er unablässig mit Kurz und Übersprung bis zu dessen Kapitulation. Mit Jan Wittwer bekundete er keine Mühe und leer-te ihn übers Knie auf den Rücken.

Mike Müllestein legte mit Fussstich Curdin Orlik flach. Damit gelang ihm die Revanche für die vor einem Jahr auf dem Brünig erlittene Niederlage. Der 34-jährige Zügel-Fachmann erwischte an seinem Heimfest mit einem weiteren Sieg gegen Reto Koch einen Start nach Mass. Nach dem von der Taktik geprägten Unentschieden gegen Matthias Aeschbacher kehrte er mit der Höchstnote gegen Lukas Jäggi zum Siegen zurück.

Der Schlussgang verlief von der ersten Sekunde an dramatisch. Ohne grosses taktisches Geplänkel gingen beide sogleich in den Angriff über. Dabei stand Müllestein mit einem Fussstich dem Sieg sehr nahe. Doch dann kehrte Wicki den Spiess mit einem wuchtigen Kurzzug zu seinen Gunsten um. Nach den zwei bisherigen Unentschieden konnte er damit Müllestein zum ers-ten Mal besiegen. «Diesen Sieg musste ich hart erkämpfen und ist keine Selbstverständlichkeit. Mike hat sich wie immer gut auf mich eingestellt und war brandgefährlich », sagte der strahlende Sieger. Damit holte der Entlebucher Kraftbolzen seinen 60. Kranz und 21. Kranzfestsieg.

Auf dem alleinigen zweiten Platz klassierte sich der Emmentaler Matthias Aeschbacher mit dem Gestellten gegen Mike Müllestein und fünf Siegen. Im Ausstich blieb er gegen Noe van Messel siegreich und nach wilden Attacken beförderte er Armon Orlik in Sägemehl. Nach einem missglückten Anschwingen blieb Sven Schurtenberger vier-mal siegreich. Im Ausstich gelang es ihm, Josias Wittwer, den letztjährigen Sieger, und Dominik Gasser platt zu werfen.

Schuler egalisierte Rekord Der 35-jährige Christian Schuler holte sich mit einer soliden Leistung seinen zwölften Kranz auf dem Stoos und egalisierte damit die bisherige Bestmarke von Toni Steiner aus dem Jahre 1974. Doch bis es so weit war, musste er all seine Kräfte und technischen Fähigkeiten in die Waagschale werfen. Nachdem er den Appenzeller Eidgenossen Martin Roth mit Kurz bodigte, setzte es für ihn mit dem Unentschieden gegen David Lüthi einen Dämpfer ab. Obschon er den wendigen Berner ständig attackierte, konnte er dessen Verteidigung nicht knacken. Mit den schnellen Siegen gegen Elias Pirkheim und Reto Koch schaffte er wieder den Anschluss an die Spitze und durfte sich noch Hoffnungen auf die Schlussgangteilnahme machen. Doch diese machte ihm der Bündner Armon Orlik mit einem Kurz zunichte. Zuletzt musste er gegen den zähen Reto Thöni für den Kranzgewinn alles auf eine Karte setzen. In festen Griffen ging er keine unnötigen Risiken ein und kam mit Kurz zur Höchstnote, womit er hinter Müllestein zweitbester Schwyzer war. «Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, konnte ich doch um die Schlussgangteilnahme schwingen », bilanzierte er seinen Wettkampf.

Obschon Alex Schuler den Kranz verpasste, vermochte er über weite Strecken mitzuhalten. Nach den beiden Startunentschieden gegen Lukas Jäggi erwischte er Niklaus Scherer mit Fussstich. Trotz der Unentschieden gegen Reto Thöni und Fabian Scherrer erreichte er den Ausstich. Dabei gab er Beda Arztmann das Nachsehen und verlor zum Schluss keineswegs zwingend gegen Martin Roth.

Innerschweizer Dominanz Neben dem Tagessieg waren die Innerschweizer auch bei der Kranzverteilung am erfolgreichsten. Von den 13 abgegebenen Kränzen holten sie mit acht vor den Bernern (3) und den Nordostschweizern (2) den Löwenanteil. Luzern blieb mit 4 «Schlaufen » vor Schwyz (2) und Zug sowie Uri (je 1) der erfolgreichste Innerschweizer Kantonalverband.

Foto: Albert Kolb

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