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Rekordspieler und tragischer Held

Rekordspieler und tragischer Held Rekordspieler und tragischer Held

Theoretisch ist er zwar noch möglich, der Klassenerhalt. Nach der Niederlage gegen den FC Bülach wird das Vorhaben aber endgültig zur Mission Impossible. Der neue Rekordspieler Manuel Schönbächler avancierte mit einem verschossenen Elfmeter zum tragischen Helden.

Farbenfroh ging es vor dem Match auf der Tribüne zu und her. Rote und schwarze Ballone wurden auf der Tribüne geschwenkt, ein Bild, dass man sonst nur in den grossen Super League Stadien zu Gesicht bekommt. Das hatte nichts mit einer neuen Fankultur zu tun, nein, vielmehr galt diese «Choreo » als Geste der Anerkennung für einen neuen Rekordmann in den eigenen Reihen. Manuel Schönbächler gelang es als erster Spieler überhaupt, die Schallmauer von 340 Spielen in der ersten Mannschaft zu durchbrechen. Schönbächler löste somit Manfred Auf der Maur ab, der bis anhin den Rekord von 339 Partien inne hatte, und wollte neben der Setzung dieser neuen Bestmarke mit seinen Kollegen auch auf dem Spielfeld für Furore sorgen, indem man dem FC Bülach gleich alle Bohnen, sprich drei Punkte, abknöpfen wollte, die den Glauben an den Ligaerhalt weiterhin aufrechterhalten sollen. Tja … Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Keine Geschenke von Bülach Wenn man liefern sollte, ist das zwar extrem motivierend. Dies kann sich aber auch blockierend auf die Performance auswirken. Jüngstes Beispiel war Borussia Dortmund im Kampf um die deutsche Fussballmeisterschaft, die man auf der Ziellinie noch verstolperte. Die Partie auf dem Rappenmöösli hatte gar noch mehr Pfeffer zu bieten, weil sich der Gegner aus Bülach noch mitten im Aufstiegsrennen befindet und deshalb nicht im geringsten daran dachte, im Fernduell gegen den FC Horgen wich-tige Punkte liegen zu lassen. Die Erwartungen an diese spannende Affiche waren hoch. Dass in dieser Berichterstattung die ers-te halbe Stunde praktisch weggelassen werden kann, widerspiegelt die Tatsache, dass zu viel Vorfreude nicht selten unbelohnt bleibt.

Zürcher Powerplay Beide Teams begannen nervös. Ungenauigkeiten, übermotiviert geführte Zweikämpfe und plan-lose Versuche von Angriffen dominierten die ersten dreissig Minuten. Auszeichnen konnte sich einzig Robin Nützel, der nach einigen Wochen wieder einmal im Tor stand, und den Schaden mit Ach und Krach in Grenzen hielt. Nach einem wahren Powerplay der Zürcher starteten die Einsiedler den ersten vernünftigen Angriff (31.) und gleich wurde es mit M. Schönbächler rich-tig gefährlich. Die Viertelstunde vor der Pause brachte nicht nur einen ordentlichen Schlagabtausch, der Schönbächler zwar eine weitere exzellente Abschlussmöglichkeit bot, auf der anderen Seite aber auch die nicht unverdiente Führung der Gäste, welche mit einem Doppelschlag (35./38.) für klare Verhältnisse sorgten. Zuerst verlor ein sonst bärenstarker Dennis Muran den Ball auf der rechten Strafraumseite – 0:1. Danach konnte sich der überloppte Keeper Nützel nur noch mit einem Foul helfen. Penalty – 0:2.

Angezogene Handbremse

Das Pausenfazit? Zuversicht fühlte sich anders an. Physisch unterlegen, mental die Handbremse angezogen. Sollte es in diesem Stile weitergehen, stand der Sieger bereits fest. Der FCE wollte sich aber nicht kleinkriegen lassen, provozierte nach der Pause innert sieben Minuten drei Eckbälle. Gefahr – Fehlanzeige. 20 Minuten nach dem Pausentee musste man ernüchtert feststellen, das zwar der Wille, etwas zu reissen, durchaus vorhanden war, irgendwie die letzte Überzeugung aber fehlte. Kreative Elemente waren absolute Mangelware. Als einzige Angriffswaffe wurden immer wieder weite Bälle in die Tiefe gespielt, welche für die robusten Bülacher keine Gefahr darstellten. Als ob der Referee Erbarmen mit dem FCE gehabt häe, zeigte er in der 70. Minute auf den Elfmeterpunkt. Borner wurde zwar im Strafraum angegangen, aber nicht einmal die einheimischen Zuschauer waren sich sicher, ob diese Aktion regelwidrig war. Gemäss dem Motto «Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul» nahm Manu Schönbächler das Geschenk dankend an, zumindest was das Schiessen des Strafstosses anbelangte. Auch er zeigte sich in Spenderlaune und gab die Blumen mit einem harmlos verschossenen Elfmeter an den Gegner zurück. Auch die eingewechselten Spieler (Riedi, Albert, Oberholzer, Zivaljic, Zehnder) konnten die Wende nicht mehr herbeiführen. Zehnder kam dabei dem Torerfolg mit seinem Abschluss (80.) noch am nächsten. Der Deckel war eigentlich schon drauf, als Steinmetz den letzten Eckball mit dem Kopf zum 0:3 im Einsiedler Kasten versorgte. Bülach musste in der zweiten Halbzeit nicht mehr an seine Grenzen gehen und hatte zudem das Momentum in den entscheidenden Phasen jeweils auf seiner Seite.

Goalgetter vermisst Nach vielen guten Auftritten wurden dem FC Einsiedeln am vergangenen Samstag wieder einmal seine Limiten aufgezeigt. Die Ausgangslage hat zu einer verkrampften Spielweise geführt, zudem wurde der abwesende Marko Prskalo auf der linken Offensivseite schmerzlich vermisst. Wenn am nächsten Mittwoch YF Juventus im Klosterdorf gastiert, kann man den Taschenrechner getrost zu Hause lassen, denn dann heisst es nur noch: Sieg oder (so oder so) Sarg.

Matchtelegramm

Meisterschaft 2. Liga Regional, Gruppe 1, Saison 2022/2023, 24. Runde: FC Einsiedeln – FC Bülach 1, 0:3 (0:2). Rappenmöösli, Einsiedeln – Tore: 35. Adrian Xhemajli 0:1. 39. Leandro Miguel Teixeira (Penalty) 0:2. 90. Robin Steinmetz 0:3 Einsiedeln: Robin Nützel, Fabian Langhart, Adriano Giansiracusa, Jan Rüttimann, Denis Muran, Michael Nützel (79. Noel Zehnder), Francesco Amendola (62. Leandro Albert), Samuel Heini (79. Sime Zivaljic), Luca Albert (63. Janik Oberholzer), Manuel Schönbächler, Oliver Borner (72. Maxim Riedi). Bemerkungen: Einsiedeln ohne Denis Räber, Pascal Fässler, Marko Prskalo, Kevin Puljic, Linor Sefedini und Sergio Zambelli. Ersatztorhüter Claudio Grob. Verwarnungen: 22. Muran, 38. Robin Nützel, 40. Corrado, 45+2 Luca Albert und eine Verwarnung gegen Bülach.

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