Pirmin Reichmuth stürmte zu einem überlegenen Sieg

Alex und Christian Schuler holten für den Schwingklub Einsiedeln den Kranz

Auch im Schlussgang am Ob- und Nidwaldner Kantonalschwingfest in Alpnach vor 3’900 Zuschauern blieb Pirmin Reichmuth unantastbar. Obschon er schon als Sieger feststand, liess er auch Jonas Burch keine Chance und bodigte ihn nach 39 Sekunden mit Kurz und anschliessender Bodenarbeit.

Nachdem Pirmin Reichmuth we-gen einer Grippe das Luzerner Kantonale verpasste, stellte sich bei vielen Festbesuchern die Frage, ob er sich bei seinem Come-back durchzusetzen vermag. Der Zuger beantwortete diese Frage bald einmal auf überzeugende Art. Nach drei Gängen lag er zusammen mit Werner Suppiger und Ueli Rohrer gemeinsam mit einer reinen Weste an der Spitze. Doch dann begann sich der Spreu allmählich vom Weizen zu trennen und Reichmuth zog seinen Gegnern zusehends davon. Vor dem Ausstich hatte er sich in eine günstige Ausgangslage manövriert. Nachdem er Stefan Ettlin mit Wyberhaken platt gebodigt hatte, war sein Vorsprung auf 1.75 Punk-te angewachsen, sodass ausgeschwungen werden musste. Aus einem punktegleichen Septett kristallisierten sich Jonas Burch und Michael Gwerder mit Zehnerwürfen als Punktehöchste heraus. Schliesslich erhielt der einheimische Burch den Zuschlag für den für ihn symbolischen Zusatzgang.

Zum Auftakt bekam es Pirmin Reichmuth mit Christian Schuler zu tun. Dieses Eidgenossen-Duell wurde für ihn keineswegs zu einem Spaziergang. Erst nachdem er mit Gammen hart bedrängte wurde, konnte er den Spiess mit Kurz zu seinen Gunsten umdrehen. Mit einem Prachtskurz holte er sich gegen den zähen Marco Heiniger eine weitere Höchstnote. Problemlos bezwang er auch Samuel Schwyzer, auch wenn nicht mit der Höchstnote. Wie er dann wieder Werner Suppiger bis zu dessen Kapitulation bearbeitete, war eine Augenweide.

Obschon ihm im Schlussgang nichts mehr passieren konnte, beschränkte er sich nicht aufs Verteidigen, sondern ergriff gleich die Initiative. «Ich habe dabei gezeigt, dass ich entgegen der Meinung vieler auch am Boden schwingen kann», meinte er schmunzelnd.

Der unterlegene Jonas Burch rollte das Feld nach seiner Startniederlage gegen den Eidgenossen Stefan Stöckli mit fünf Siegen im wahrsten Sinne des Wortes von hinten auf. Dabei vermochte er mit seinem unablässigen Angreifen und seiner grifffesten Schwingweise zu gefallen. Michael Gwerder gelang nach seiner am Zuger Kantonalen zugezogenen Prellung am Oberschenkel ein Comeback nach Mass. In einem hochstehenden Duell muss-te er einzig mit dem brandgefährlichen Ueli Rohrer die Punkte teilen. Dass er bei seinen fünf Siegen nur eine Höchstnote zuletzt gegen Fabian Scherrer bekam, verrät, dass er sich in der Bodenarbeit bestens auskennt. In die-ser Verfassung darf man seinen weiteren Auftritten zuversichtlich entgegenblicken. Thomas Bucher klassierte sich dank eines starken Endspurts mit den Siegen gegen Lukas Bissig und Lukas von Euw ebenfalls im geteilten zweiten Rang. Obschon die Luzerner nicht mehr so krass überlegen waren wie an den bisherigen Kranzfesten, holten sie mit 11 von 33 abgegebenen Kränzen den Löwenanteil, gefolgt von den Ob- und Nidwaldnern (9), den Schwyzern (6), den Zugern (4) und den Urnern (2). Auf das Konto von Bern ging der «Kopfschmuck» des einheimischen Nando Durrer. Erfreulicherweise konnten sich Severin Barmettler, Carlo von Rickenbach, Ivan Staub und Tobias Hurschler erstmals den Kranz aufs Haupt setzen lassen.

Schulers mit Kranz Für den Schwingklub Einsiedeln holten Alex und Christian Schuler die Kastanien aus dem Feuer. Der zweifache Eidgenosse Alex Schuler stand nach den beiden Start-Unentschieden gegen Stefan Ettlin und Christian Ming für den Kranzgewinn bereits unter grossem Druck. Der technisch ausgezeichnet beschlagene Sennenschwinger besann sich seiner Qualitäten und machte mit den Siegen gegen Dominik Gasser und Elias Lüscher viel Terrain gut. Im Ausstich wirbelte er in alter Frische und bodigte Markus Schnider sowie Jonas Amrhyn mit der Höchstnote, was ihm den zweiten Kranzgewinn in dieser Saison im vierten Rang einbrachte.

Christian Schuler lieferte Pirmin Reichmuth ein begeisterndes Duell und brachte ihn mit einem Gammen für einen Moment in eine heikle Lage. Doch mit Kurz musste er in der letzten Minute noch eine Niederlage hinnehmen. Nach einem schnellen Sieg gegen Fabian Scherrer wollte ihm gegen Toni Omlin, den er vor zwei Jahren im Schlussgang des Schwyzer Kantonalen noch besiegte, trotz unzähliger Angriffe einfach kein Resultat gelingen. Damit war für ihn die Schlussganteilnahme ausgeträumt. Doch darauf liess der 35-jährige Geschäftsinhaber seine grosse Klasse aufblitzen und realisierte drei Siege in Serie. Nach dem Blitzsieg gegen Tim Lustenberger gelang es ihm, den Schlungg des Hünen Christoph Waser abzufangen und zu seinen Gunsten auszuwerten. Zum Abschluss kannte der Rothenthurmer auch gegen Christian Bucher keine Gnade.

Zweimal verpasst Adi von Euw, der seine Schulzeit in Norwegen verbrachte und erst später zum Schwingen fand, war auch diesmal wieder nahe dran. Nach den beiden Plattwürfen gegen Raffael Zimmermann und Sebastian Schwyzer führte er die Zwischenrangliste an. Obschon er danach Terrain einbüsste, konnte er um den Kranz schwingen. Nach einem harten Duell musste er gegen Severin Barmettler den Kürzeren ziehen und damit war der Gewinn des Eichenlaubs ausser Reichweite. Gleich erging es dem 18-jährigen Kevin Steinauer. In der alles entscheidenden letzten Begegnung wurde er von Toni Omlin, der sein letztes Fest bestritt, zu den Verlierern gereiht. Beide muss-te erfahren, wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinander liegen. Neukranzer Florian Grab startete nach seiner Knieverletzung vielversprechend, konnte den Wettkampf aber nicht durchziehen. Die beiden Jungschwinger Jonas Odermatt und Edi Steiner waren bis zum Schluss dabei.

Die « Bösesten»

1. Pirmin Reichmuth 59.75 (+Christian Schuler 10.00; +Marco Heiniger 10.00; +Samuel Schwyzer 9.75; +Werner Suppiger 10.00; +Stefan Ettlin 10.00; +Jonas Burch 10.00) 2.a Jonas Burch 58.00 (oStefan Stöckli 8.75; +Adrian Thalmann 9.75; +Lukas von Euw 10.00; +Florian Grab 9.75; +Reto Kaufmann 9.75; +Adrian Elsener 10.00; oPirmin Reichmuth 0.00) 2.b Michael Gwerder 58.00 (+Lukas Bissig 9.75; +Pascal Röthlin 9.75; +Remo Vogel 9.75; –Ueli Rohrer 9.00; +Kilian Bühler 9.75; +Fabian Scherrer 10.00) 4.a Alex Schuler 57.25 (–Stefan Ettlin 8.75; –Christian Ming 8.75; +Dominik Gasser 10.00; +Elias Lüscher 9.75; +Markus Schnider 10.00; +Jonas Amrhyn 10.00) 5.d Christian Schuler 57.00 (oPirmin Reichmuth 8.75; +Fabian Scherrer 10.00; –Toni Omlin 8.75; +Tim Lustenberger 10.00; +Christoph Waser 9.75; +Christian Bucher 9.75) 11.f Adi von Euw 55.50 (+Raffael Zimmermann 10.00; +Sebastian Schwyzer 10.00; oReto Kaufmann 8.50; oAdrian Thalmann 8.50; +Christian Achermann 10.00; oSeverin Barmettler 8.50) 11.h Kevin Steinauer 55.50 (+Sandro Bucher 10.00; oJonas Troxler 8.50; Lino Blumenthal 10.00; oChristian Ming 8.50; +Noah Gisler 10.00; oToni Omlin 8.50) 15.o Florian Grab 54.50 (oMarkus Schnider 8.50; +Severin Kathriner 10.00; +Laurin Vogel 10.00; oJonas Burch 8.50; oCarlo von Rickenbach 8.75; oMichael Gander 8.75)

Foto: Albert Kolb