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Pfingsttage in Einsiedeln

Einsiedeln. 1. Juni 1898. Die Pfingsttage sind in der Waldstatt äusserst belebt verlaufen. Das war ein Wogen und ein Hasten. Gegen 1000 Zürcher in wohlgeordneter Prozession zogen schon morgens 7 Uhr feierlich betend in die Stiftskirche ein. Mittag stellten sich die Wacke-ren des alten Landes nicht minder gut geordnet und nicht minder ernsthaft betend. Und nach dem Mittagessen zeigten sich auch die von Arth, Goldau, Steinen, Steinerberg, Muottathal und so weiter. – Dienstag end-lich machten die Rothenthurmer und Alpthaler schon morgens in der Früh den Abschluss.

Abgesehen von der ganz vorzüglichen Ordnung, die all diese grösseren und kleineren Bittgänge auszeichnete, besassen sie alle ein hervorstechend Merk-mal: das war die auffällig rege Beteiligung unserer Männerwelt und der Oberen-Zehntausend. Aber eben, wenn die ersten Beamten von Bezirk und Kanton selbst inmitten ihres braven Volkes betend mitpilgern, dann wirft dies Beispiel seine wohlthuenden Wellen. Das ist die versöhnende und aufbauende, die wahrhaft erzieherische, stille Wirksamkeit des guten Beispiels eines Staatsmannes. Möge es immer mehr Nachahmer finden! Das ist im sozialen, religiösen und politischen Inter-esse von Land und Volk.

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