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ZWISCHENLUEGETEN 3

Anders als etwa die Edelkastanie oder die Frühlingszwiebel hat die Banane die praktische Eigenschaft, vollkommen saisonunabhängig zu gedeihen.

Damit steht sie uns Konsumierenden als nahrhafte Frucht ständig und überall in prallen Regalen zur Verfügung. Klärli hat kürzlich einen schön geschwungenen Fünfer-Bund reifgelber Früchte heimgebracht. Er wog knapp ein Kilogramm und kostete im Prix-Garantie-Angebot 1.50 Franken, was pro 200-grämmiger Banane mit 30 Rappen zu Buche schlägt. Und dies für eine Frucht, die von der afrikanischen Elfenbeinküste zielsicher an die Zürichstrasse gebracht werden musste. Ein sehr weiter Weg, den vermutlich nicht jede reisende Banane schadlos übersteht.

Beim Schälen der formschönen Frucht habe ich mir überlegt, wie sich der Bananenbauer, der Exporteur, der Transportunternehmer, der Importeur und der Grossverteiler die 30 Rappen wohl untereinander aufteilen, damit jeder von ihnen auf seine Bananen- Rechnung kommt. Würde die Banane selber auch noch etwas an sich verdienen wollen, bliebe da sehr rasch nichts mehr übrig. Ich habe die Banane dann bewusst sehr achtsam genossen und mir bildhaft farbig vorgestellt, was sie seit ihrer Jugend in der Elfenbeinküste unterdessen alles erlebt haben muss. Das ergab für mich pro Bissen einen Genuss- Zuwachs, der den Rahmen von 30 Rappen weit überstieg. Hier darf also auch in Zeiten steigender Kosten von einem preiswerten Bananen-Angebot gesprochen werden.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und schätzt Preiswertes, wenn es seinen Preis wert ist.

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