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Erziehungsrat will jetzt eine «neutrale» Firma beauftragen

Erziehungsrat will jetzt eine «neutrale» Firma beauftragen Erziehungsrat will jetzt eine «neutrale» Firma beauftragen

SVP-Kantonsrat Roland Lutz darf die Onlineumfrage zum Thema Lehrermangel nicht durch seine eigene Firma realisieren lassen.

Im Kampf gegen den Lehrpersonenmangel scheint im Kanton Schwyz derzeit alles krummzulaufen. Rückblick: Zuerst erarbeitete eine Projektgruppe rund zwanzig Massnahmen, um den Exodus zu bremsen. Dann wies der Schwyzer Erziehungsrat den ganzen Bericht zur Überarbeitung zurück. Eine Onlineumfrage unter der betroffenen Lehrerschaft solle zeigen, wo der Schuh wirklich drücke.

Bezirks- und Schulräte verstanden die Welt nicht mehr – im Kantonsrat gab es politische Vorstösse. An der Basis rumor-te es. Sogar die Existenz des Erziehungsrats wurde von Kantonsräten infrage gestellt. Gross war der Ärger über all die eingeleiteten und durchgeführten Reformen, zu denen der Schwyzer Kantonsrat seiner Meinung nach letztlich nichts mehr zu sagen hat.

Der Bericht, der mögliche Massnahmen gegen die Abwanderung von Lehrerinnen und Lehrern vorschlägt, bleibt nach wie vor unter Verschluss. Wer nicht im Schwyzer Erziehungsrat sitzt oder amtlich direkt damit zu tun hat, tappt im Dunkeln.

Erziehungsrat Roland Lutz wird ausgebremst Doch damit nicht genug: Die Lage hat sich nochmals verschärft, wie aus sicheren Quellen erfahren werden konnte. Die Projektgruppe, besetzt mit Mitgliedern des Schwyzer Erziehungsrats, welche die beschlossene Onlineumfrage bereitstellen und durchführen wollte, traf sich unter SVP-Kantonsrat und Erziehungsrat Roland Lutz (Einsiedeln) zum ers-ten Mal. Lutz, der privat ein Unternehmen besitzt, das im Digitalbereich tätig ist, wurde nun zusammen mit seinen Mitkämpfern arg gebremst. Seine Idee, man könne die Onlineumfrage durch seine eigene Firma durchführen lassen, wurde vom Tisch gewischt.

«Mich wundert nichts mehr. Der Schwyzer Erziehungsrat arbeitet an seiner eigenen Abschaffung », erklärt ein Schwyzer Kantonsrat, der wie viele seinen Namen im Zusammenhang mit diesem Thema aber nicht in der Zeitung lesen will.

Jetzt muss der Auftrag ausgeschrieben werden Bildungsdirektor Michael Stähli, von Amtes wegen zugleich Präsident des Schwyzer Erziehungsrats, nimmt das Gremium und ausdrücklich auch Roland Lutz in Schutz. «Der Schwyzer Erziehungsrat wollte schnell und günstig vorwärtsmachen, weil das Thema eben brennt. Die Zeit ist knapp und der öffentliche Druck gross.» Der grundsätzliche Auftrag an die Projektgruppe, die Konzeption und die Grundlagen des Fragebogens für die Onlineumfrage auszuarbeiten, bleibe aber bestehen.

Es sei klar, «dass die Umfrage durch ein neutrales Unternehmen ausgeführt werden muss und nicht der Eindruck von Befangenheit aufkommen darf», so Regierungsrat Stähli. Er betont nochmals: Der Schwyzer Erziehungsrat habe mit seinem Vorgehen aber Zeit gewinnen und die Umfrage zeitnah auslösen wollen, damit die Diskussion über die konkreten Massnahmen baldmöglichst wieder aufgenommen werden könne.

Die Umfrage sei, so Stähli, dem Schwyzer Erziehungsrat wichtig, denn es könne ja gut möglich sein, «dass bei den Umfrageergebnissen zum Beispiel nicht einfach nur die Lohnfrage im Mittelpunkt steht, sondern unter Umständen ganz andere Punkte wichtig sind».

Schnelle Massnahmen sind nicht in Sicht Was der Zwischenstopp bei der Onlineumfrage konkret bedeutet, ist noch nicht abschliessend geklärt. Ursprünglich sollte die Umfrage so terminiert sein, dass bereits im September Resultate hätten vorgelegt werden können. Das heisst: Für das kommende Schuljahr 2023/2024 hätten ohnehin noch keine Neuerungen in Kraft gesetzt werden können.

Jetzt muss mittels Ausschreibung ein Unternehmen gesucht werden, das laut Stähli diese Umfrage schnell und professionell übernehmen kann. «In den entsprechenden Angeboten sind dann die Kosten- und Zeitfolgen sichtbar.» Oder mit anderen Worten: «Im Moment ist offen, wie lange die tatsächliche Verzögerung dauert und wie hoch die konkrete Kostenfolge der Onlineumfrage sein wird.»

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