Veröffentlicht am

«Es gab hin und wieder schlaflose Nächte»

«Es gab hin und wieder schlaflose Nächte» «Es gab hin und wieder schlaflose Nächte»

Der Technische Leiter des Schwyzer Kantonalen Schwingerverbandes, Marcel Steinauer (42) aus Willerzell, spricht über die Saisonvorbereitungen, die Erwartungshaltung, den Nachwuchs sowie über die Einteilung und den Unspunnen-Schwinget.

Marcel Steinauer, am Sonntag wird in der Innerschweiz mit dem Schwyzer Kantonalfest in Küssnacht die Kranzfestsaison eingeläutet. Wie ist Ihre Gefühlslage?

Es ist schön, dass es mit den Kranzfesten wieder losgeht. Ich freue mich auf eine spannende und spektakuläre Saison. Ich habe momentan ein gutes Gefühl, dass es unseren Schwingern gelingen sollte, besser abzuschneiden als im letzten Jahr. Wie sind die Vorbereitungen gelaufen?

Wir haben das Aufbautraining aufgrund von weniger Schwingern in den Klubs neu sortiert. Die vier Vereine Schwingerverband am Rigi, Mythenverband, Küssnacht und Muotathal trainieren jetzt jeweils am Donnerstag gemeinsam in Ibach. Nach einem etwas harzigen Beginn im Januar hat sich diese Neuerung bis jetzt bewährt. Wir sind auf Kurs.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?

Mit nur noch fünf Teilverbandskranzern sind wir momentan bei den Zweisterne-Schwingern schmal aufgestellt. Mein primäres Ziel ist es, diese Kategorie in diesem Jahr um drei bis vier Schwinger zu erhöhen. Nach den Rücktritten zahlreicher hochkarätiger Athleten müssen die Schwyzer kleinere Brötchen backen. Muss man sich an diesen Zustand gewöhnen, oder verändert sich in die-ser Saison etwas? Ob sich an dieser Situation schon viel verändern wird, da habe ich doch meine Zweifel. Wir haben zwar Leute, welche letztes Jahr ihren ersten Kranz feiern konnten, diese Leistung müssen sie nun aber bestätigen. Ein Lichtblick im derzeit schmalen Kader ist Michael Gwerder. Nach einer dreijährigen Verletzungspause ist der Eidgenosse stark zurückgekehrt. Haben Sie mit einem so erfolgreichen Comeback von ihm gerechnet? Ich habe bei Michael Gwerder mit einer gewissen Anlaufzeit gerechnet. Dass er schon wieder an die Leistungen von vor seiner Knieverletzung anknüpfen konnte, hat mich positiv überrascht und auch sehr gefreut. Seine Leistungen sind bisher sehr konstant. Zudem konnte Michael körperlich noch zulegen. Was erwarten Sie von den beiden anderen Zugpferden, Mike Müllestein und Christian Schuler?

An den drei bisher bestrittenen Frühjahrsfesten hat mir Mike Müllestein einen sehr guten Eindruck gemacht. Dank seiner Frühform gelang ihm gegen die beiden Topathleten Pirmin Reichmuth und Mattias Aeschbacher ein gestelltes Duell. Trotz seines fortgeschrittenen Alters kämpft auch Christian Schuler immer noch auf einem guten Level. Beim Nachwuchs sind die Zahlen rückläufig. Sie nahmen 2022 von 220 auf 189 um 31 Junioren ab. Weshalb kann die grosse Beliebtheit des Schwingsportes bei den Jungen nicht mithalten? Dank dem jeweils im Herbst durchgeführten nationalen Schnuppertag haben wir bei den ganz Jungen einen grossen Zulauf. Wir verlieren jedoch beim Übertritt der Jungschwinger zu den Aktiven noch zu viele Leute. Ein Patentrezept, um dies zu verhindern, habe ich nicht. Viele beginnen in diesem Alter mit der Lehre, gehen lieber in den Ausgang und haben die erste Freundin. Andere Sportvereine haben ebenfalls Probleme, die Jungen bei der Stange zu halten. Von welchen Jungtalenten erwarten Sie in diesem Jahr einen Schritt nach vorne? Die beiden Mythenverbändler Lukas von Euw (21) und Silvan Appert (20) zeigen positive Ansätze und sind auf einem guten Weg. Der Goldauer Lukas Heinzer (18) vom Schwingerverband am Rigi hat körperlich zugelegt und ist technisch sehr begabt. Nach seiner letztjährigen Verletzung ist Patrick Betschart (23) vom Schwingklub Küssnacht stark zurückgekehrt. Ich hoffe, dass noch bei weiteren Jungschwingern der Knopf aufgeht. Die Einteilung an den Schwingfesten sorgt immer wieder für Kritik und manchmal auch für Unmut. Als Technischer Leiter stehen Sie am Schwyzer Kantonalfest als Chef des Einteilungskampfgerichtes und an den anderen Kranzfesten als Mitglied der Einteilung im Einsatz. Spüren Sie jeweils einen Erfolgsdruck? Als ich 2019 die neue Funktion übernommen hatte, lief an den einzelnen Festen nicht immer alles nach meinen Vorstellungen ab. Es gab hin und wieder schlaflose Nächte. Durch die erworbene Erfahrung bin ich jetzt entspannter. Ich kann inzwischen besser mit dem Druck umgehen, wenn nicht alles nach Plan verläuft.

Nach dem Gewinn des Titels als Schwingerkönig durch den Luzerner Joel Wicki ist die Euphorie in der Innerschweiz sehr gross. Ist diese auch in den Kanton Schwyz übergeschwappt? Ich denke, dass wir von der Euphorie schon auch etwas spüren. Es gibt Leute, die dem Schwingsport den Rücken gekehrt ha-ben und jetzt wieder zurück im Sägemehl sind. Im Schwingklub Einsiedeln gab der Titelgewinn von Joel Wicki bei den Jungen beispielsweise einen positiven Effekt. Wie es in den anderen Klubs aussieht, kann ich nicht beurteilen. Mit dem Unspunnen-Schwinget in Interlaken steht in dieser Saison wieder ein Wettkampf mit eidgenössischem Charakter im Terminkalender. Den Innerschweizern steht ein Kontingent von 32 Athleten zu. Wie viele werden aus dem Kanton Schwyz sein? Schon vor dem Saisonbeginn eine Zahl zu nennen, ist heikel. Ich rechne mit vier bis fünf Teilnehmern. Für mehr müsste es den Schwingern an den Wettkämpfen überraschend gut laufen.

Was erwarten Sie von den Athleten?

Ich hoffe, dass die drei Eidgenossen Mike Müllestein, Christian Schuler und Michael Gwerder ihr vorhandenes Potenzial abrufen und mit den Besten mithalten können.

Share
LATEST NEWS