Veröffentlicht am

Ende Mai stechen sie in See

Ende Mai stechen sie in See Ende Mai stechen sie in See

Die Lernenden präsentieren der Öffentlichkeit ihre fünf Katamarane bei der «Hundebadi» in der Nähe des Altendörfler Strandbads

Die 19 angehenden Metallbauer des Berufsbildungszentrums Pfäffikon bauen derzeit fünf Katamarane. Ob die Stahl- und Aluminiumkonstruktionen tatsächlich fahrtauglich sind, zeigt sich bei einer Regatta auf dem Zürichsee.

Mitg. In der Werkstatt des Berufsbildungszentrums Pfäffikon (BBZP) geht es zu und her wie in einem Bienenhaus. Die Dritt-Lehrjahr-Metallbauer sind emsig am Arbeiten: Sie schweissen, bohren, verputzen, schleifen und montieren. Tätigkeiten, die sie aus ihren Lehrbetrieben kennen – mit dem Unterschied, dass sie für einmal ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen und mit Zeitdruck umgehen müssen.

Denn sie haben insgesamt nur eine Woche Zeit, um ihren Auftrag auszuführen: Gruppenweise fünf Katamarane zusammenbauen, die sich mithilfe von Schaufelrädern vorwärtsbewegen. Die Schaufelräder ihrerseits werden ausschliesslich durch Muskelkraft angetrieben.

Das Optimum rausholen

Zum Einsatz kommen bei dieser Arbeit vorwiegend Stahl, Chromstahl, Aluminium, die Hauptwerkstoffe eines Metallbauers, aber auch Glas, Holz und Kunststoff. Die Boote sind von A bis Z selbst gemacht. Grundlage dafür sind massstabgetreue CAD-Zeichnungen, die die Lernenden vorgängig mithilfe eines Computerprogramms selbst erstellt haben.

Jetzt, während der Umsetzung, zeigt sich, ob die Pläne etwas taugen. Eben haben die Mitglieder der einen Gruppe festgestellt, dass sie das Ruder etwas nach hinten verset-zen müssen, weil es sich sonst nicht bedienen lässt. Eine andere Gruppe hat kurzfristig beschlossen, an den Stühlen zusätzlich Haltegriffe anzubringen, damit die Piloten beim Trampen mehr Kraft auf die Schaufelräder bringen.

«Solche spontanen Anpassungen sind ganz normal und gehören dazu», sagt Hansjörg Naef, Leiter überbetriebliche Kurse, der die Konstruktionsphase überwacht, Fragen der Lernenden beantwortet und ihnen mit Tipps zur Seite steht. «Damit einher gehen wichtige Erkenntnisse für die angehenden Berufsleute und fördert das Umdenken und die Flexibilität.» Teamwork statt Einzelkämpfertum Selbstverständlich ist handwerkliches Geschick die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts. Es sei toll, dass jeder seine Stärken einbringen könne, von denen dann die ganze Gruppe profitiere, sagt Cyril Steinmann.

Während dem einen Lernenden beispielsweise das Schweissen besonders liegt, lebt ein anderer sein Talent beim Montieren aus. Gleichzeitig können die Jugendlichen voneinander lernen und so bestimmte Fähigkeiten verbessern. Trotz ambitioniertem Zeitplan und hohen qualitativen Anforderungen sei-tens der Projektleitung haben die Lernenden auch Spass miteinander. «Im Lehrbetrieb sind wir tendenziell auf uns selber gestellt », sagt Gianlucca Rupp. Da sei es für einmal eine willkommene Abwechslung, zu viert an einem Projekt zu arbeiten.

Das sieht auch Diego Büsser so: «Es macht Spass, in der Gruppe von Grund auf selber etwas zu kreieren und selbstständig umzusetzen.» Darüber hinaus haben die Lernenden rasch entdeckt, dass es von Vorteil ist, wenn ein Gruppenmitglied die Führung übernimmt, sprich den Überblick behält, die verschiedenen Arbeiten koordiniert und bei Meinungsverschiedenheiten auch mal ein Machtwort fällt.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist die fächerübergreifende Projektarbeit fester Bestandteil der Metallbauer- Ausbildung am BBZP. Das Thema variiert allerdings. So wurden im vergangenen Jahr Seifenkisten konstruiert, ein Jahr davor Outdoor-Liegen. Sogar das Fernsehen berichtet

Das diesjährige Projekt hat aufgrund der beachtlichen Grösse der Katamarane und dem Einbezug des Elements Wasser eine besondere Strahlkraft. Das zeigt sich auch daran, dass kürzlich zwei Fernsehteams vor Ort waren und über die Arbeit der angehenden Metallbauer berichteten.

Der eigentliche Höhepunkt steht den Lernenden aber noch bevor: Eine Regatta auf dem Zürichsee. Über Sieg oder Niederlage dürften nicht nur die eigentliche Konstruktion, Muskelkraft und das Zusammenspiel der Piloten entscheiden, auch strategische Überlegungen dürften eine Rolle spielen.

Sebastian Jäger hält einen Podestplatz nicht für unwahrscheinlich. «Bei unserem Katamaran werden die beiden Schaufelräder getrennt voneinander angetrieben. Das könnte sich durchaus als Vorteil erweisen.» Ob seine Einschätzung stimmt, zeigt sich am Mittwoch, 24. Mai, um 14.30 Uhr: Dann präsentieren die Lernenden der Öffentlichkeit ihre fünf Katamarane bei der «Hundebadi » in der Nähe des Altendörfler Strandbads und treten zum anschliessenden Rennen an.


Schutzbekleidung ist wichtig, denn Metallbauer führen oft Arbeiten aus, die nicht ungefährlich sind. Fotos: zvg

Share
LATEST NEWS