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Beten

Kaum waren Fasnacht und viel Süsses vorbei, stand der Ernst des Lebens wieder vor uns. Die Fastenzeit machte mir schon als Kind nichts aus. Mutti kochte einfach wunderbar. Und jede Suppe war ein Gedicht. Schlimmer war es beim Beichten. Kein Pardon gab es da. Meine beste Freundin Vroni nahm vieles lockerer und einfacher und einmal hörte ich sie sogar im Beichtstuhl kichern! Überhaupt nahm sie den Beichtspiegel mit den 10 Geboten nicht richtig ernst, hab ich den Eindruck. Manchmal überhüpfte sie ein Gebot! Sie hatte es aber auch einfacher, ohne Geschwister zum Streiten. Dort, bei diesem Gebot, hatte ich immer viele Sünden, mit zwei Brüdern. Das habe ich meinem Beichtvater erklärt.

Generell beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch mit dem Aschenkreuz. Die Asche dazu kommt von den gesegneten, verbrannten Palmzweigen des Vorjahres, lehrte man uns im Religionsunterricht. Das Kreuz sei ein Zeichen der menschlichen Vergänglichkeit, aber auch der Reinigung. Vor der Erfindung der Seife wurde Asche als Reinigungsmittel verwendet.Asche sei ein gutes Düngemittel. Da staunten Vroni und ich nicht schlecht. Streut man Asche auf die Erde, dann wird dort Neues wachsen, schneller und kräftiger zuvor. Aus dem Aschekreuz, dem Memento Mori der Christen, entwickelt sich die heute oft scherzhaft gebrauchte Redewendung «Asche auf dem Haupt». Ebenso hat das «in Sack und Asche gehen» hier seinen Ursprung. Christen mussten seinerzeit für ihre Verfehlungen Busse tun, und das taten sie, indem sie einen Sack als Bussgewand trugen und mit Asche bestreut wurden.

* Ida Ochsner (62) ist verlobt mit dem Winzer Heiri Strohmayer (65) aus der Steiermark. Er kauft seiner Ida immer einen Busch Kirschbaumzweige, in der Hoffnung, dass er zu Ostern blüht.

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