Veröffentlicht am

«Weshalb Datenschutz nützt, zeigt sich oft erst im Nachhinein»

«Weshalb Datenschutz nützt, zeigt sich oft erst im Nachhinein» «Weshalb Datenschutz nützt, zeigt sich oft erst im Nachhinein»

Wer viele Apps nutzt, der läuft Gefahr, dass über die eigene Person Profile erstellt werden.

Alle reden vom Datenschutz. Ist er wirklich so wichtig, so, wie er jetzt gehandhabt wird? Ja, er ist als uns allen zustehender Schutz unserer Persönlichkeit sehr wichtig und wird wohl in Zukunft noch wichtiger werden. Es gibt viele neue Vorgaben zum Schutz betroffener Personen, also der Bevölkerung. Geht es um den Schutz vor Internetkriminalität?

Nein, nicht nur. Datenschutz ist wichtig, damit der Staat mit den Daten der Bevölkerung korrekt umgeht. Der Staat darf keine Daten erheben oder verknüpfen, die er nicht braucht. Mitarbeitende dürfen somit nur Zugriff auf jene Daten haben, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben auch brauchen. Deshalb dürfen die Gemeinden auch keine Geburtsdaten der ältesten Einwohnenden herausgeben, wie diese der «Bote» und andere Medien noch vor Kurzem publizieren durften. Hier gibt es im Kanton Schwyz keine neue Regelung. Gemeinden dürfen nur Personendaten bekannt geben, wenn dafür eine gesetzliche Grundlage besteht. Dabei haben sie einen gewissen Spielraum. Sie dürfen entscheiden, ob sie einzelne Geburtsdaten herausgeben oder nicht. Sollen diese aber danach in einer Zeitung oder online publiziert werden, müssen die Gemeinden im Voraus die Einwilligung der Betroffenen einholen.

Wo liegt denn das Problem? Geburtsdaten können heikel sein, weil sich damit beispielsweise leichter Profile erstellen lassen. Wer einen alten Jahrgang mit einem alten Vornamen kombiniert, erhöht unter Umständen die Chancen, im Inter-net von dieser Person etwas erbeuten zu können. Es ist einfacher, bei älteren Leuten den Enkeltrick anzuwenden als bei jungen, internetaffinen Leuten. Was ist denn Ihrer Ansicht nach die Hauptaufgabe des Datenschutzes?

Es geht letztlich darum, dass jeder und jede das verfassungsmässige Recht hat, selber zu bestimmen, was mit den eigenen Daten passieren darf. Weshalb der Datenschutz eben nützt, zeigt sich leider oft erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist – etwa nach einem Missbrauch. Alle sollten sich bewusst sein, dass sie mit ihren Daten zurückhaltend und sorgfältig umgehen. Was passiert, wenn ich darauf kein Augenmerk lege? Je mehr Apps ich nutze, desto grösser ist die Gefahr, dass Profile über mich erstellt werden. Das kann dann bedeuten, dass ich zum Beispiel nur noch von der Automarke X Werbung erhalte, weil ich schon einmal ein Auto dieser Marke gekauft habe. Oder ich erhalte nur noch von einer Partei Wahlwerbung und weiss gar nicht, dass es noch andere Möglichkeiten gäbe, die mir auch passen könnten. Auch die eigene Bonität beziehungsweise Kreditwürdigkeit könnte plötzlich davon betroffen sein. Sie empfehlen also: Finger weg von Apps? Nein, das sage ich nicht. Ich benutze sie auch, und ich bin – auch berufsbedingt – viel in den sozialen Medien unterwegs. Ich bin mir aber bewusst, dass ich damit vorsichtig umgehen muss.

Was ist zu tun?

Ein Paradebeispiel sind die Standortbestimmungen. Wenn man immer mehr Daten von sich preisgibt, kann es problematisch werden. Dann werden Profile entwickelt, die zu den erwähnten negativen Folgen führen können.

Ich kann doch die Standortbestimmung ausschalten?

Genau, aber das geht nicht immer. Deshalb ist es wichtig, dass man sich früh genug über die Produkte und deren Nutzungsbestimmungen informiert. Ein ähnliches Problem stellt sich auch bei den modernen Parkuhren. Wir Datenschutzbeauftragte mehrerer Kantone wurden durch Hinweise aus der Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht. An verschiedenen Orten muss-ten alte Parkuhren ersetzt werden. Statt einer Parkfeldnummer muss nun die Autonummer eingegeben und die Parkzeit per App oder bar bezahlt werden. Und wo ist das Problem? Es ist doch sehr praktisch, das Handy habe ich dabei, Münz fehlt häufig. Offenbar nehmen es gewisse Anbieter nicht so genau mit der Löschung dieser Angaben. Es können also wiederum Profile erstellt werden: Wo habe ich wie lange parkiert et cetera? Diese Angaben können für das anbietende Unternehmen interessant sein, die Betroffenen wis-sen aber oft nichts davon.

Und?

Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde oder des Kantons, eine Firma zu finanzieren, die dann über die Einwohner und Einwohnerinnen Profile erstellt und damit Geld verdienen kann. Beim Sammeln von Daten im Papierformat war es klar, dass Unterlagen oft nach zehn Jahren vernichtet wurden. Im digitalen Bereich hingegen ist das oft noch nicht umgesetzt.

Was machen Sie?

Dieses Themas nehmen wir uns zusammen mit Datenschutzbeauftragten anderer Kantone etwas intensiver an. Die Entwicklung lief einfach so wie bei WhatsApp – sehr schnell,ohne dass genügend über die Folgen nachgedacht wurde. Gemeinden, Bezirke oder Kantone erhielten gute Angebote von den Firmen. Ob und wie die Daten der parkierenden Personen bearbeitet – zum Beispiel gelöscht – werden, interessierte nicht. Ist der Kanton Schwyz auch betroffen?

Ja, wir werden auch hier verschiedene öffentliche Parkplätze mit neuen Parkuhren genauer anschauen. Ein Beispiel ist der Parkplatz an der Bahnhofstrasse 15 in Schwyz, wo vor dem alten AHV-Gebäude Besucher und Verwaltungsangestellte parkie-ren. Wir klären derzeit ab, wie die einzelnen Firmen mit den dabei erhaltenen Daten umgehen.

Share
LATEST NEWS