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Vier von fünf Müttern sind berufstätig

Die Erwerbstätigkeit von Müttern – vor allem in Teilzeit – hat in den letzten dreissig Jahren stark zugenommen.

Im Jahr 2021 nahmen mehr als vier Fünftel der Mütter in der Schweiz am Arbeitsmarkt teil. 82 Prozent der Schweizerinnen im Alter zwischen 15 und 54 Jahren mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren im Haushalt waren berufstätig.

Im Kanton Schwyz lag die Erwerbsquote in dieser Personengruppe sogar bei 83,4 Prozent, wobei diese Zahl mit Vorsicht genossen werden darf: Durch die kleinere Stichprobe in einzelnen Kantonen ist die mögliche Abweichung zur Realität deutlich grösser als gesamtschweizerisch. Dennoch kann man sagen: Vier von fünf Müttern sind berufstätig.

Auf der Basis der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) hat das Bundesamt für Statistik (Bfs) die Publikation «Mütter im Arbeitsmarkt im Jahr 2021» erstellt. Darin hervorgehoben wird vor allem die starke Zunahme der Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen und insbesondere der Mütter in den letzten dreissig Jahren.

Im Jahr 1991 lag die Erwerbsquote der Mütter noch bei knapp sechzig Prozent, im Jahr 2015 bei rund achtzig Prozent. Auch die Erwerbsquote von Frauen ohne Kinder hat sich von 88,4 auf 91,9 Prozent erhöht. Heute weist der Schweizer Arbeitsmarkt einen der höchsten Frauenanteile in ganz Europa auf.

Mehr Teilzeit, aber mit grösseren Pensen Dass Frauen weiter im Beruf bleiben, wenn sie Mütter werden, sei erfreulich, sagt Diana de Feminis, Präsidentin des Frauennetz Schwyz: «Um die finanzielle Unabhängigkeit mindestens teilweise zu bewahren und die Entwicklungen im Arbeitsmarkt nicht zu verpassen, ist dies heutzutage absolut notwendig.» Die zunehmende Erwerbstätigkeit der Mütter geht Hand in Hand mit einem hohen Anteil an Teilzeitarbeit: 78,1 Prozent der erwerbstätigen Mütter arbeitet Teilzeit – bei gleichaltrigen erwerbstätigen Frauen ohne Kinder lag der Anteil im Jahr 2021 bei 35,2 Prozent.

Das Pensum der erwerbstätigen Mütter hat aber seit dem Jahr 1991 auch zugenommen: Der Anteil an Müttern mit einem Beschäftigungsgrad zwischen 50 und 98 Prozent hat sich in den dreissig Jahren von 25,7 Prozent im Jahr 1991 auf 44,7 Prozent im Jahr 2021 fast verdoppelt. Gleichzeitig ist der Anteil an erwerbstätigen Müttern mit einem Pensum von unter 50 Prozent von 51,3 auf 33,4 Prozent gesunken.

Aus der Studie des Bfs geht weiter hervor, dass sich nur ein Neuntel der Frauen nach der ersten Geburt ganz aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen und im Schnitt fünf Jahre ausserhalb des Arbeitsmarkts verbringen. Beim Wiedereintritt arbeiten nur 8,5 Prozent der Mütter Vollzeit. Der Rest steigt in Teilzeit wieder ein, und zwar in einem kleineren Pensum (durchschnittlich 36 Prozent) als die Mütter, die nie ganz aus dem Arbeitsmarkt austraten: Diese arbeiten nach der ersten Geburt und dem Mutterschaftsurlaub durchschnittlich in einem 60-Prozent-Pensum.

Damit die Gleichstellung auf allen Ebenen weiter voranschreite, sei es nötig, dass die Frauen nicht nur in kleinen Pensen, sondern idealerweise sechzig oder siebzig Prozent weiterarbeiten, findet Diana de Feminis: «So können sie ihre fachlichen Kompetenzen weiter einbringen und ihre finanzielle Unabhängigkeit – heute und im Alter – wäre bes-ser gesichert.» Sie beobachte immer wieder, dass sich Frauen, wenn sie Mütter werden, unter ihrem Wert verkaufen: «Sie suchen in einer weniger qualifizierten Position einen Job als vor der Mutterschaft, obwohl sie zuvor jahrelang in ihre Karriere investiert haben. Kein Mann würde das tun», erläutert die Frauennetz-Präsidentin. Bei Vätern ist Teilzeitarbeit noch kaum ein Thema Die Studie hat auch die Erwerbstätigkeit von Vätern und Männern ohne Kinder verglichen: Hierbei ist interessant, dass die Erwerbsquote von Männern ohne Kinder tiefer ist (93,4 Prozent) als von Vätern (96,9 Prozent), wobei diese Schere im Kanton Schwyz sogar noch grösser ist.

Im Unterschied zu den Frau-en ist die Erwerbsquote von Männern mit und ohne Kinder in den letzten dreissig Jahren aber stabil geblieben. «Die Zahlen sprechen für sich, dass es immer noch Lippenbekenntnisse sind, dass die Vereinbarkeit auch die Väter betrifft », bedauert Diana de Feminis und nimmt vor allem Arbeitgeber in die Pflicht: Während in Branchen mit hohem Frauenanteil Job-Sharing und Führung in Teilzeit mittlerweile normal sei, heisse es in Branchen mit hohem Männeranteil immer noch, es sei nicht möglich, Teilzeit-Modelle zu implementieren.

Diana de Feminis gibt sich aber auch optimistisch: In den letzten Jahren habe sich der Arbeitsmarkt zugunsten der Arbeitnehmenden entwickelt «und das wird vermutlich weiterhin so bleiben».

So werde es für Familien einfacher, mehr Unterstützung und flexiblere Arbeitsmodelle einzufordern. Dazu gehöre auch der Zugang zu familienergänzender Kinderbetreuung. «Zum Glück ist der Kanton Schwyz in dieser Sache gut unterwegs und wird voraussichtlich ab dem kommenden Jahr das neue, sehr moderne Kinderbetreuungsgesetz einführen und umsetzen», so die Frauennetz-Präsidentin.

Sie geht deshalb davon aus, dass der Anteil der erwerbstätigen Mütter weiter steigt und auch die Pensen sich erhöhen. «Gleichzeitig werden sich die Pensen der Männer höchstwahrscheinlich – mit etwas Verzögerung indenländlichenKantonen– verringern.»

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