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«Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher»

«Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher» «Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher»

Die Einsiedlerin Janine Uhr durfte kürzlich am Halbfinal von «Schweizer Jugend forscht» teilnehmen. Dafür reiste sie nach Bern.

Janine Uhr hat die Kantonsschule Ausserschwyz in Pfäffikon absolviert, im Sommer hat sie ihr Medizinstudium begonnen. Für ihre Maturaarbeit beschäftigte sie sich jedoch nicht mit medizinischen, sondern mit meteorologischen Fragen. Genauer gesagt mit Daten.

So hat die heute 19-Jährige Schlechtwetterlagen im Zeitraum von 1900 bis 2020 und deren Entwicklung untersucht und erforschte, wie sich diese auf die Einsatzfähigkeit der Rega auswirken. Dafür hat sie Millionen von Daten ausgewertet.

«Schon gewusst, dass Excel irgendwann nach einer Million eine Limite hat?», witzelt Uhr. Bei der Analyse stellte sie fest: Der Nebel hat über die Jahre im untersuchten Einsatzgebiet der Rega 1 zugenommen. «Eine Begründung dafür zu finden, war zunächst schwierig», erzählt Uhr. Schliesslich fand sie aber eine: «Der Nebel nimmt zu, weil aufgrund der Klimaveränderung Wetterlagen länger anhalten. Dadurch bleibt der Nebel länger liegen», erklärt die Einsiedlerin.

Weniger Vereisungen wegen steigender Temperaturen Untersucht hat sie auch, wie oft es zu vereisendem Regen und zu Vereisungen in Wolken gekommen ist. Hier sei das Gegenteil zu beobachten: «Weil die Temperaturen über die Zeit gestiegen sind, gibt es immer weniger Vereisungsbedingungen. » Die angehende Medizinerin ging aber noch weiter: Über eine Bekanntschaft konnte sie den Kontakt zum Chefpiloten der Rega und zur Rega-12-Crew herstellen. In einem nächsten Schritt untersuchte Uhr, welche Folgen ihre Erkenntnisse für die beiden Innovationsprojekte der Rega – Low Flight Network (LFN) und Icebird – haben.

Bei LFN handelt es sich um ein Instrumenten-Flugrouten- System, bei dem nicht nach Sicht, sondern nach Instrumenten geflogen wird. Da Janine Uhr mit ihrer Arbeit zeigen konnte, dass Schlechtwetterlagen immer mehr zunehmen, bewies sie, dass es sich lohnt, dieses Projekt weiter zu unterstützen.

Leider wurde das Projekt Icebird der Rega und des Herstellers Leonardo eingestellt. Dabei ging es um die Entwicklung eines vollenteisten Helikopters. Zwar gibt es bereits Anlagen für grosse, nicht aber für leichte bis mittelschwere Helis. Mit der Anlage sind auch Flüge bei Vereisungsbedingungen möglich, weil die Anlage die kritischen Teile des Helikopters beheizt. «Die Aviatik spielt bei meiner Arbeit eine grosse Rolle» «Auch wenn die Vereisungsbedingungen abnehmen, hätte sich das Projekt gelohnt», bedauert Uhr den Projektabbruch: «Denn noch immer können Patienten wegen Vereisungen nicht gerettet werden.» In ihrer Präsentation erklärte die 19-Jährige, weshalb die Rega und Leonardo das Projekt aufgegeben haben: «Die Technik ist einfach noch nicht so weit.» Dann stand das Fachgespräch mit dem zugeteilten Experten auf dem Programm sowie Vorträge und Erfahrungsberichte von ehemaligen Teilnehmenden.

«Beim Fachgespräch vermisste ich die aviatische Fachkompetenz des Experten», sagt die Einsiedlerin offen: «Die Aviatik spielt bei meiner Arbeit eine grosse Rolle. Sie kam im Austausch jedoch kaum zur Sprache, was ich ziemlich schade fand.» Die 19-Jährige hat es lei-der nicht ins Finale geschafft. Trotzdem habe sich die Teilnahme bei «Schweizer Jugend forscht» gelohnt: «Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher.»

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